Antrag auf Rückbau für das AKW Brunsbüttel – Druck auf Schacht Konrad
Der Atomkonzern Vattenfall hat einen Antrag auf Rückbau für das stillgelegte AKW Brunsbüttel bei der zuständigen Atomaufsicht in Schleswig-Holstein eingereicht. Allerdings will der Konzern den Antrag zurückziehen, sollte bis 2018 kein Endlager für den leicht- und mittelaktiven Atommüll zur Verfügung stehen. Will der Konzern Druck auf die Politik ausüben, ein ungeeignetes Bergwerk als Endlagerstätte durchzusetzen?
Der pannenbeladene Reaktor, der bis zuletzt das Störfallranking aller deutschen AKW anführte, stand seit Jahren still, bevor ihn der Atomausstieg 2011 endgültig aufs Altenteil schickte. Nach einer Reihe von Ereignissen wurde seit 2007 repariert, Anfang 2011 war eine Inbetriebnahme nicht abzusehen. Betreiber Vattenfall bekräftigte aber immer wieder, der Meiler solle wieder Strom produzieren weil er „sicher“ sei.
Mit dem Antrag auf Rückbau verabschiedet sich der schwedische Konzern nun von seinem „Klimaschützer“ an der Elbe, mit dem in großformatigen Anzeigen 2006 noch geworben wurde. Damit rechnet Vattenfall offenbar auch nicht damit, dass am deutschen Atomausstieg noch einmal gerüttel wird.
Bis der Reaktor von der Deichfläche verschwindet, werden aber mindestens 10 Jahre vergehen. Allein bis zur Genehmigung des Rückbaus wird es nach Vattenfall-Prognosen vier Jahre dauern. Insgesamt sind für den Rückbau 10 bis 15 Jahre veranschlagt – und Kosten in Höhe von etwa eine Milliarde Euro.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig begrüßte die endgültige Entscheidung zum Abriss: es sei „ein wichtiges Signal“, dass eines der ältesten Atomkraftwerke Deutschlands jetzt abgerissen werde und ein Schritt hin auf die Energiewende. Völlig unklar sei zur Zeit noch, wo die radioaktiven Teile des Kraftwerks gelagert werden sollen. In der Hinsicht macht auch Betreiber Vattenfall eine Einschränkung, und will den Antrag auf Rückbau zurückziehen, sollte „bis 2018 kein Endlager für den leicht- und mittelaktiven Atommüll zur Verfügung stehen“.
Als Endlagerstätte für diese Abbauabfälle gilt derzeit das ehemalige Eisenerzbergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter. Doch trotz einer offiziellen Genehmigung zum Bau des „Endlagers“ kommt es seit Jahren zu Verzögerungen. Es mangelt an einem Langzeitsicherheitsnachweis, dass der Atommüll für immer von der Biosphäre abgeschlossen wird. Kürzlich wurden erhebliche Defizite bei den geplanten Anlieferungstransporten festgestellt. Nach der Havarie der Asse-2 ist eine völlige Neubewertung von Problemen beim Umgang mit Atommüll und ein Lernprozess für Endlagervorhaben in der Zukunft nötig.
Zur Zeit wird im Bundesamt für Strahlenschutz mit einer Inbetriebnahme von Schacht Konrad nicht vor 2019 gerechnet, die Einlagerung könne nicht vor 2024 beginnen. Niedersachsens Umweltminister Birkner kündigte im September allerdings an, dass Schacht Konrad erst 2024/25 in Betrieb gehen kann.
- Vattenfalls aktueller Antrag ist damit ohne Wert, denn schon 2018 werden die Abrissabfälle nicht nach Salzgitter transportiert werden können.
Der Konzern versucht damit offenbar, Druck auf die Politik auszuüben, Schacht Konrad schneller als bisher geplant durchzusetzen. Und das ginge nur, wenn auf Sicherheitsaspekte keine oder weniger Rücksicht genommen würde. Auch in der Vergangenheit wurden dort mithilfe von Weisungen durch die Politik das Interesse der Atomindustrie, ihren Müll möglichst günstig zu entsorgen, unterstützt.
- Atomkraftgegner kündigen schon jetzt weiter erheblichen Widerstand an, sollte versucht werden, Schacht Konrad gegen alle Bedenken durchzusetzen. Seit mehr als 25 Jahren wehrt sich vor Ort die „Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad“.
- Weitere Mängel in Konrad-Transportstudie erwartet
21. September 2012 – Die Stadt Salzgitter hat Sicherheitsbedenken, wenn ab 2024 Atommüll zum künftigen Endlager Schacht Konrad rollen soll. Ein Gutachterbüro hatte die Studie der Gesellschaft für Reaktotsicherheit (GRS) untersucht, und Mängel nachgewiesen. Die Stadt erwartet nohc weitere Mängel, den es gibt seit Jahren “mehr Fragen als Antworten”. Atomkraftgegner fordern ein Ende des Endlagerprojektes.
- Atommüll-Schachereien zwischen den AKW Krümmel und Brunsbüttel
15. August 2012 – Die Atommüllentsorgung ist und bleibt ein Desaster. Weil im Atomkraftwerk Krümmel die Lagerkapazitäten für leicht- und mittelradioaktivem Atommüll nicht ausreichen, wird diese Strahlenfracht seit Jahren in das AKW Brunsbüttel gekarrt. Auf diesen Mißstand macht ROBIN WOOD aufmerksam.
-
Vattenfall: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff
13. August 2012 – Der staatseigene schwedische Stromkonzern Vattenfall AB gab bekannt, dass der im Jahre 2008 abgeschlossene Beherrschungsvertrag zwischen der schwedischen Konzernmutter Vattenfall AB und der Deutschland-Tocher “Vattenfall Europe AG” im Herbst 2012 aufgelöst werden soll. Damit ändert sich die Haftung für Atomunfälle. Vattenfall betreibt in Deutschland die AKW Krümmel und Brunsbüttel, an Brokdorf trägt es 30 Prozent Kraftwerks-Anteil.
- Kinder haften für ihre Eltern: Birkner für schnelle Atommülleinlagerung in Schacht Konrad
8. Juni 2012 – “Hier wurde ein Zug aufs Gleis gesetzt, und der fährt jetzt”. Der niedersächsische Umweltminister Stefan Birkner (FDP) geht davon aus, dass das neue Atomendlager Schacht Konrad im Jahr 2019 in Betrieb geht. Atomkraftgegner warnen vor den nächsten dramatischen Fehlern, die durch vorschnelles Handeln erzeugt werden. Aus dem havarierten Endlager Asse-2 muss gelernt werden, dass das Verbuddeln von Atommüll keine sichere Entsorgungslösung ist.
Quellen (Auszug): http://www.klimaretter.info, umweltfairaendern.de, heise.de; 01./02.11.2012