30 Jahre AKW Neckarwestheim 2 – kein Grund zum Feiern
Heute vor 30 Jahren begann im baden-württembergischen Neckarwestheim der Bau von Reaktorblock 2. Es ist der letzte in Deutschland ans Netz gegangene Reaktor, danach wurde keine neue Anlage gebaut. Nach dem Atomausstieg soll der Block nun noch bis 2022 Strom produzieren – kein Grund zum Feiern.
Das Atomkraftwerk befindet sich in Deutschland, Bundesland Baden-Württemberg, 30km nördlich von Stuttgart, 11km südlich vom Heilbronn und 2 km südlichwestlich von Neckarwestheim. Am Standort befinden sich nunmehr – mit den Planungen wurde 1971 begonnen – ein Druckwasserreaktor im Leistungsbetrieb, ein Reaktor im Stilllegungsprozess sowie ein Standortzwischenlager für Lager- und Transportbehälter mit abgebrannten Brennstäben. Das AKW Neckarwestheim ist auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs errichtet und ist daher – mit Ausnahme des Abluftkamins – nur aus wenigen Richtungen überhaupt sichtbar.
Mit dem Bau des 1.400 Megawatt-Reaktors wurde am 09.11.1982 begonnen, im März 1989 erfolgte die kommerzielle Inbetriebnahme. Betreiber des Kraftwerks ist das EnBW-Tochterunternehmen EnBW Kernkraft GmbH.
Auch wenn Neckarwestheim-2 der jüngste deutsche Meiler ist, besteht jederzeit die Gefahr eines GAUs. Die Liste an Kritikpunkten ist lang:
- mehr als 35 meldepflichtige Ereignisse seit 2000, drei davon Stufe 1 der INES-Skala
- 1998 Skandal wegen Grenzwertüberschreitung nach der Kontamination von Atommüllbehältern
- 2004 gelangte kontaminiertes Wasser aus GKN II unbemerkt in den Neckar. Die Betreiber mussten ein Ordnungsgeld von 25.000 Euro zahlen. Ein bis dahin einmaliges Ereignis in Deutschland.
- In 2011 gab es 6 meldepflichtige Ereignisse, in 2012 bereits zwei. Seit dem Betriebsbeginn summieren sich die Störfälle auf fast 90.
Sicherheitsprobleme
- Der Reaktor steht auf geologisch instabilem Grund. Ende 2002 kam es auf einem Acker 4,5 km vom AKW entfernt ohne Vorwarnung zu einem 18 Meter tiefen Erdeinbruch.
- Notstromversorgung nicht hinreichend unabhängig
- Nicht umfassend gegen Terrorangriffe gesichert
- Seit der Katastrophe von Fukushima keine Nachrüstungen bezüglich der sicherheitsrelevanten Forderungen
- Risiken durch Standortzwischenlager, etwa bei Undichtwerden der Castorbehälter
- Das AKW Neckarwestheim liegt 30 km von Stuttgart entfernt und nahe dem dichtbesiedelten Ballungsraum Mannheim
„Anlässlich des 30-jährigen Bau-Jubiläums fordern wir die sofortige Stilllegung von Neckarwestheim-2“, so Jan Becker von contrAtom. „Jeder weitere Betriebstag steigert die Menge an Atommüll, für den es keine Lösung gibt. Mit jedem Tag steigt die Gefahr eines schweren Unfalls. Das Risiko einer nuklearen Verseuchung ist nicht hinnehmbar.“
- “Sicher ist nur das Risiko” – Sonntagsspaziergang zum AKW Neckarwestheim
30. September 2012 – Atomkraftwerke stellen eine dauerhafte Gefährdung für Mensch und Umwelt dar – ein nicht verantwortbares Risiko heute wie in Zukunft. Mit dem Brennelemente-Wechsel bei der jetzt stattfindenden Revision im Atomkraftwerk Neckarwestheim-2 wird die Bevölkerung einer erhöhten Abgabe von Radioaktivität ausgesetzt. Gründe für Protest gibt es mehr als genug.
- Biblis, Neckarwestheim und Philippsburg werden abgerissen – was fehlt ist ein Konzept
9. August 2012 – Es werden endlich Fakten geschaffen: die AKW Betreiber RWE und EnBW haben Anträge gestellt, die stillgelegten Atommeiler Neckarwestheim-1, Philippsburg-1 und Biblis A und B abzureissen. Es wird Jahrzehnte dauern, bis tausende Tonnen Schutt und radioaktiver Abfall entsorgt sind. Denn es fehlt ein Konzept, mehr als ein Jahr nach der Stilllegung ist bei keiner der atomrechtlich zuständigen Landesbehörden ein konkretes Stilllegungskonzept eingegangen. Und die Sicherheit bleibt auf der Strecke.
Quelle (Auszug): bund bawü; 29.06.2012, de.wikipedia.org