Vorerst keine Castortransporte von Jülich nach Ahaus
NRW bleibt von Castortransporten ins Zwischenlager Ahaus verschont – vorerst. Trotzdem sind in den vergangenen zwei Jahren mehr als 500 Atomtransporte durch das Land gerollt. Atomkraftgegner weisen auf Risiken hin und fordern ein Einlagerungsverbot für Ahaus.
Der Aufsichtsrat des Forschungszentrums Jülich hat heute beschlossen, die 152 Behälter mit 288.161 Atomkugeln aus dem ehemaligen Forschungsreaktor auf dem Gelände vorerst im eigenen Zwischenlager zu lassen. Der Aufsichtsrat hat den Vorstand des FZJ aufgefordert, „alle erforderlichen Maßnahmen“ zu treffen, um eine Verlagerung der Brennelemente nach Amerika zu ermöglichen. Das Herkunftsland der Brennstoffkugeln verlangt diese „aus Sicherheitsgründen“ zurück. Damit scheint ein jahrelanger Streit zwischen Bund und dem Land NRW beigelegt.
Der Abtransport findet aber nicht zeitnah statt, was wiederrum ein Kernproblem des Konflikts darstellt: Die Lagerungsgenehmigung läuft Mitte 2013 aus und das Lager in Jülich erfüllt die aktuellen Sicherheitsbestimmungen nicht. Deswegen war ursprünglich eine Umlagerung in das Brennelementezwischenlager Ahaus beschlossen worden, was aber heftigen Protest von Atomkraftgegner und vom Land NRW auslöste: Etliche gefährliche und teure Transporte wären nötig gewesen.
Nun ist in Jülich der Neubau eines Zwischenlagers nötig – wenn nach Recht und Gesetz gehandelt werden sollte. Das wiederrum ist laut des Aufsichtsrats des FZJ bis Juli 2013 allerdings nicht zu realisieren. Deswegen soll nach deren Willen das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Lagergenehmigung um frei Jahre verlängern. Ob das BfS dem zustimmt, ist offen. Bislang hieß es, das bestehende Lager müsse für einen Weiterbetrieb zumindest „ertüchtigt“ werden. Profilaktisch plant das FZJ aber einen Neubau, die Kosten werden auf 40 Millionen für den Neubau und 180 Millionen für Betriebskosten für 30 Jahre beziffert.
Ungeklärt ist bislang auch, ob der Transport in die USA überhaupt machbar ist. Aus Jülich müssten die 152 Castoren per Schwerlasttransport oder Eisenbahn zu einem Hafen gebracht werden, um mithilfe eines Schiffes in die USA gebracht zu werden. Damit sind wiederrum viele Fragen der Sicherheit und Machbarkeit verbunden.
Die Kosten trägt im übrigen der Steuerzahler, denn am Forschungszentrum Jülich hält der Bund 90 Prozent, der Rest entfällt auf das Land Nordrhein-Westfalen.
Atomkraftgegner aus Ahaus verweisen darauf, dass die Genehmigungen für den Transport nach Ahaus nur „ruhend“ gestellt – und nicht endgültig zurückgezogen wurde. Somit bleibt Ahaus noch immer als Option im Spiel, wenn auch als unwahrscheinlich.
„Warum ein Abtransport nach Ahaus teuer, unsinnig und gefährlich ist, steht ausser Frage“, so Aktivisten von „kein-castor-nach-ahaus.de“. „Warum jedoch ein Transport durch Europa mit Schiff oder Flugzeug über den Ozean dies nicht ist, darauf bleibt die rot-grüne Landesregierung noch eine Antwort schuldig. Zudem gibt es auch in den USA wie andernorts noch keine Lösung für den hochradioaktiven Müll. Auch weiterhin droht eine sinnlose Verschiebung von Atommüll, die eine Entsorgung nicht mehr als vortäuscht.“
Die Atomkrftgegner fordern, den Antrag auf die Einlagerungsgenehmigung sowie dem Transport nach Ahaus nun schnellstmöglichst und endgültig zurückzuziehen – um endlich Nägel mit Köpfen zu machen.
Fast 500 Atomtransporte in zwei Jahren
Aus einer Antwort der NRW-Landesregierung auf eine Anfrage der Piraten geht hervor, dass in den Jahren 2010 und 2011 sieben genehmigungspflichtige Transporte von radioaktivem Material nach Gronau zur Urananreicherungsanlage Urenco gegangen beziehungsweise von dort losgeschickt worden. Das Zwischenlager in Ahaus verzeichnete 2011 zwei genehmigungspflichtige Transporte mit Zielen außerhalb Nordrhein-Westfalens. 377 Transporte mit radioaktivem Material nutzten darüber hinaus NRW als Transitstrecke, um zu ihrem Ziel zu kommen.
- Deckmantel des Schweigens über Jülicher Brennelemente
12. Oktober 2012 – Atomkraftgegner aus dem Münsterland fragen: Welchen Wert haben bisherige Ankündigungen des Forschungszentrums? Sie kritisieren die momentane Informationspolitik bezüglich der 152 Castoren im Forschungszentrum Jülich. Bisher gab es vollmundige Ankündigungen, jedoch anscheinend keine konkreten Handlungen.
- Kein Atommüll in die USA!
12. Juli 2012 – Das Anti- Atom-Plenum Köln begrüsst die Bemühungen des Jülicher Forschungszentrums zu einer Alternative zu den zuvor angekündigten, aber unnötigen und gefährlichen Transporten nach Ahaus zu kommen. Leider stellt die neue Lösung keine Verbesserung der Lage dar. Die Transporte – egal wohin – sind ein unkalkulierbares Risiko!
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Genehmigung für Zwischenlagerung von Castoren in Jülich wird verlängert
16. März 2012 – Etwas, das vorher ein unlösbares Problem war, ist jetzt recht schnell durchführbar wenn man nur will. Die Aufbewahrungsgenehmigung der 152 Castorbehälter im Zwischenlager auf dem Gelände des Forschungszentrums Jülich soll bis 2016 verlängert werden. Ursprüngliche Aussage war, dass diese 2013 ausläuft, bauliche Ertüchtigungen in Jülich zu teuer und politisch nicht gewollt sind – und daher eine zügige Überführung der Behälter in das Zwischenlager Ahaus alternativlos sei. Kann Röttgen Castoren im Wahlkampf nicht gebrauchen?
Quelle (Auszug): wdr.de, 14.11.2012; borkenerzeitung.de, 06.11.2012