Frühestens ab 2017: Abriss in Neckarwestheim und Philippsburg
Auch in Baden-Württemberg bleiben die Atomruinen erstmal stehen: frühestens in fünf Jahren soll mit dem Rückbau der Atomkraftwerke Philippsburg-1 und Neckarwestheim-1 begonnen werden. Wohin mit dem Müll weiss heute noch niemand so richtig.
Am vergangenen Freitag sagte ein Sprecher des Energiekonzerns EnBW, die beiden stillgelegten Atommeiler können frühestens von 2017 an abgebaut werden, „das aber nur, wenn alles optimal läuft“. Es dürfte schon ein bis zwei Jahre dauern, bis die Anträge für die ersten Stilllegungs- und Abbaugenehmigungen für die älteren Meiler erstellt sind. Dann folgt das Genehmigungsverfahren, das wiederrum mindestens drei Jahre dauern dürfte, schätzt die EnBW.
Die Blöcke stehen seit dem GAU von Fukushima still, im März 2011 wurde im Rahmen eines Moratoriums der Weiterbetrieb untersagt, weil sich die Bundesregierung bis dahin vehement bestrittene Sicherheitsmängel eingestand. Beide Meiler gehören zu den sieben ältesten, die bis dahin in Deutschland betrieben wurden.
Der anfallende schwach- und mittelaktive Atommüll soll dann nach Planung der Betreiber im Endlager Schacht Konrad landen. Hochaktive Überreste wie die Brennelemente müssen in ein anderes, entsprechendes Lager. Heute stehen die Überreste aus der Stromgewinnung teilweise in Castorbehältern im benachbarten Standortzwischenlager. Ein anderer Teil der Brennelemente befindet sich noch im Abklingbecken des Reaktors, dass besonders bei Siedewasserreaktoren wie Philippsburg-1 nur unzureichend gegen Einwirkungen von außen geschützt ist. Der Müll verbleibt in den Lagern vermutlich für mindestens 40 Jahre. Tendenz eher steigend, denn die Genehmigungen könnten aus der Not heraus verlängert werden.
Denn weder ist die Inbetriebnahme von Konrad abzusehen, zudem höchst umstritten, noch gibt es für den hochradioaktiven Müll einen vernünftigen Ansatz für eine Lösung. Daher werden wie im hessischen Biblis bereits angekündigt wahrscheinlich auch an den zwei baden-württembergischen Standorten weitere Zwischenlagerhallen entstehen, die dann erstmal bis auf weiteres als de-facto Endlager dienen müssen.
Für Atomkraftgegner ein weiterer Beleg dafür, dass die Entsorgung der Atomanlagen ein ungelöstes Dilemma darstellt:
„Die Betreiber werden ihre jahrtausende gefährlichen Altlasten von einem Zwischenlager ins nächste verschieben, das ist keine Entsorgung“, so Jan Becker von contrAtom. „Künftige Generationen bekommen ein Problem auferlegt, dessen ‚Lösung‘ rein technisch nicht funktionieren kann. Wir fordern, dass sofort die Produktion von weiterem Atommüll gestoppt wird – das heisst: alle Atomanlagen stilllegen. Im Anschluss muss eine nationale Debatte über die Atommüllmengen und mögliche Entsorgungspraktiken geführt werden.“
- Antrag auf Rückbau für das AKW Brunsbüttel – Druck auf Schacht Konrad
3. November 2012 – Der Atomkonzern Vattenfall hat einen Antrag auf Rückbau für das stillgelegte AKW Brunsbüttel bei der zuständigen Atomaufsicht in Schleswig-Holstein eingereicht. Allerdings will der Konzern den Antrag zurückziehen, sollte bis 2018 kein Endlager für den leicht- und mittelaktiven Atommüll zur Verfügung stehen. Will der Konzern Druck auf die Politik ausüben, ein ungeeignetes Bergwerk als Endlagerstätte durchzusetzen?
- Biblis, Neckarwestheim und Philippsburg werden abgerissen – was fehlt ist ein Konzept
9. August 2012 – Es werden endlich Fakten geschaffen: die AKW Betreiber RWE und EnBW haben Anträge gestellt, die stillgelegten Atommeiler Neckarwestheim-1, Philippsburg-1 und Biblis A und B abzureissen. Es wird Jahrzehnte dauern, bis tausende Tonnen Schutt und radioaktiver Abfall entsorgt sind. Denn es fehlt ein Konzept, mehr als ein Jahr nach der Stilllegung ist bei keiner der atomrechtlich zuständigen Landesbehörden ein konkretes Stilllegungskonzept eingegangen. Und die Sicherheit bleibt auf der Strecke.
Quelle (Auszug): dpa, 23.11.2012