Vattenfall verabschiedet sich offenbar von der Atomkraft
Nach dem Kurswechsel des Energieversorgers RWE verabschiedet sich auch Vattenfall offenbar vom Atomgeschäft: Künftig sollen Neuinvestitionen nur noch in Anlagen für erneuerbare Energien gesteckt werden. Im letzten Jahr plante das Unternehmen noch den Bau von neuen Meilern in Schweden.
Wie das schwedische Staatsunternehmen am Dienstag in Stockholm nach einer außerordentlichen Hauptversammlung ankündigte, soll nach jüngsten Vorgaben des Eigners bei erneuerbaren Energien ein höheres Wachstum als generell auf dem Energiemarkt in allen betroffenen Ländern erreicht werden. Dazu gehört auch Deutschland, schreibt die Deutsche Presseagentur.
Vattenfall war 2007 nach Störfällen in den AKW Krümmel und Brunsbüttel schwer in die Kritik geraten, da die Bewältigung der Ereignisse und die Kommunikation mit Behörden und Öffentlichkeit nicht ausreichend stattfand. Mit dem GAU von Fukushima wurden die zwei Anlagen endgültig stillgelegt, ein Grund, weshalb der Konzern in die Verlustzone rutschte. Zahlreiche Stromkunden waren Vattenfall wegen des schlechten Image verloren gegangen.
Bis Mitte 2011 plante das Unternehmen den Neubau von Atomkraftwerken in Schweden. Gemäß der gültigen Gesetze dürfen AKW an den bestehenden Standorten in Ringhals, Forsmark oder Oskarhamn gebaut werden – allerdings nicht staatlich subventioniert werden. An den hohen Kosten scheiterten die Bauvorhaben am Ende auch. Zwar gestand sich Vattenfall diese Tatsache im Juli nicht ein und Generaldirektor Øystein Løseth dementierte den Bericht, dass der Bau eines ersten Meilers am Standort Ringhals gescheitert sei. Man würde die Planung für den Bau eines neuen Atomkraftwerks „in den nächsten Jahren beginnen“, so Løseth.
Mit den Nuklearplänen hat es nun ein Ende, bis 2020 soll jeder Euro bei Neuinvestitionen in Erzeugungsanlagen von erneuerbaren Energien fließen – auch in Deutschland, so Vattenfall-Sprecher Stefan Müller. Ausgenommen seien laufende Projekte oder solche, die schon im Genehmigungsverfahren seien. Ein AKW gehört – unseren Informationen nach – nicht dazu.
- Auch kein AKW-Neubau in Schweden
7. Juli 2011 – Vattenfall gibt auf: Auch in Schweden wird kein neues Atomkraftwerk gebaut. Dank des Ausbaus der Erneuerbaren Energien rechnet sich ein neuer Reaktor nicht mehr, denn das Land ist auf dem Weg zum Stromüberschuss.
- RWE: Schlussstrich unter Pro-Atom-Kurs
25. Oktober 2012 – Der deutsche Energiekonzern RWE lässt den aggressiven pro-Atom-Kurs von Ex-Chef Grossmann endgültig hinter sich. Der neue Chef Peter Terium beendet mit dem Verkauf der britischen Atomtochter Horizon, die der Konzern mit dem Rivalen Eon betreibt, die atomare Ära. Atomkraftgegner fordern die Stilllegung der letzten deutschen Reaktoren und ein Ende der Beteiligung an ausländischen AKW.
- Vattenfall setzt weiter auf Atomenergie
20. September 2012 – Der schwedische Staatskonzern Vattenfall setzt weiter auf die Atomenergie. Erst vor kurzem hatte der Konzern in Schweden angemeldet, dass er dort künftig neue Atommeiler bauen will. Jetzt teilt das Unternehmen mit, dass es erneut einen organisatorischen Umbau in Angriff nimmt, um die Sparte Atomenergie zu bündeln und zu stärken. Außerdem hat Vattenfall gestern die Umwandlung von der AG zur GmbH für die Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel umgesetzt. Damit begrenzt Vattenfall nun seine Haftung für die Atommeiler und macht in letzter Instanz den deutschen Steuerzahler verantwortlich.
- Vattenfall: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff
13. August 2012 – Der staatseigene schwedische Stromkonzern Vattenfall AB gab bekannt, dass der im Jahre 2008 abgeschlossene Beherrschungsvertrag zwischen der schwedischen Konzernmutter Vattenfall AB und der Deutschland-Tocher “Vattenfall Europe AG” im Herbst 2012 aufgelöst werden soll. Damit ändert sich die Haftung für Atomunfälle. Vattenfall betreibt in Deutschland die AKW Krümmel und Brunsbüttel, an Brokdorf trägt es 30 Prozent Kraftwerks-Anteil.
Quellen (Auszug): dpa, spiegel.de; 28.11.2012