Neuer Verbund für Atomendlager-Forschung
Mit einem neuen Forschungsverbund wollen der Bund und das Land Niedersachsen die Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll in Deutschland vorantreiben. Konkrete Standorte sollen aber nicht untersucht werden. Die BI Lüchow-Dannenberg spricht von „Kompetenzwirrwarr“ und fordert einen „Zukunftsrat“.
Der neue Forschungsverbund soll nicht die Standortfrage klären, sondern will in fünf Jahren Vorschläge unterbreiten, „ob es besser ist, Atommüll dauerhaft in der Tiefe oder oberflächennah“ zu lagern. Untersucht werden soll auch, wie wichtig die Rückholbarkeit des Mülls ist, berichtet die Deutsche Presse Agentur.
An dem Verbund beteiligen sich die Universitäten Clausthal, Braunschweig, Hannover und Kiel sowie die FU Berlin und das Karlsruher Institut für Technologie. Bundesforschungsministerin Schavan stellte das Projekt heute in Hannover vor.
Das „Kompetenzwirrwarr in Sachen Atommüll wird um eine weitere Facette erweitert“, findet die Bürgerintitiative Umwelschutz Lüchow-Dannenberg. Die Atomkraftgegner aus dem Wendland halten das “Kompetenzzentrum zur nuklearen Entsorgungsforschung” für äußerst fragwürdig: Neben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, dem Bundesamt für Strahlenschutz, der Entsorgungskommission und dem Plan, eine weitere Bundesbehörde zu schaffen, die die Endlagersuche forciert, werde noch eine Institution mit Steuermitteln finanziert.
„Das ist alles ist konzeptlos und weit entfernt von Bürgernähe. Deshalb drängen wir auf die Einrichtung eines ‚Zukunftsrats‘, in dem die Anforderungen an ein Auswahlverfahren bei der Endlagersuche festgelegt werden“, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke. „Wenn jemand Kompetenzen im Atommüllstreit bewiesen hat, dann sind es Umweltschützer und engagierte Bürger an den bisherigen Endlagerstandorten, die ehrenamtlich arbeiten und die Gesellschaft aufgerüttelt haben. In einem Zukunftsrat muss die interessierte Öffentlichkeit eine gewichtige Rolle spielen, frei von Parteiinteressen.“
Konkrete Kritik richtet sich gegen die Personalie Prof. Klaus-Jürgen Röhlig, dem Sprecher des Forschungsverbundes: Er stehe für die „Salzlinie“ und habe Gorleben als Endlagerstandort nie ausgeschlossen.
„Wenn Schavan das unterstützt, so fehlt auch bei ihr der ehrliche Bruch mit den Fehlern der Vergangenheit”, kritisiert Ehmke.
Schavan habe, so erinnert die BI, bis November 2008 die Vorgänge in der Asse II gedeckt und die Anwendung des Atomrechts auf das havarierte Endlager mit dem nicht mehr vorhandenen Forschungsbedarf gerechtfertigt, statt zu sagen, dass die Asse II als Atommüllendlager illegal betrieben wurde.
- Atommüll-Endlager: Sie glauben nicht daran, dass sie Fehler gemacht haben
31. August 2012 – Ein Entwurf zum Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses im niedersächsischen Landtag legt einen desaströsen Eindruck vom Zustand des ehemaligen Endlagerbergwerk Asse-II vor. Ein Bergbauingenieur betonte auf einer BI-Veranstaltung Mitte Juli, er habe schon 1979 vor Risiken gewarnt, seine Ausführungen seien aber ignoriert worden. Die gemachten Fehler haben ungeheure Tragweite, auch für die Zukunft Gorlebens.
Quelle: bi-luechow-dannenberg.de, dpa; 03.12.2012