Belgien: Betreiber will zwei AKWs mit tausenden Rissen wieder hochfahren

Der französische Energiekonzern GDF Suez will zwei Atomkraftwerke in Belgien, die wegen tausender Risse im Reaktorgebäude seit dem Sommer abgeschaltet sind, wieder hochfahren. Der Konzern habe einen „Beweis“, dass die Meiler für ein Wiederanfahren „geeignet“ seien. Repariert wurde bislang nichts.

AKW Doel / Belgien / Bild: google.de

AKW Doel / Belgien / Bild: google.de

Nach dem Fund von tausenden möglicher Risse nach einem neuen Prüfverfahren war unklar, ob die betroffenen Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 überhaupt jemals wieder in Betrieb genommen werden könnten. Willy de Roovere, Chef der belgischen Atomaufsichtsbehörde AFCN, erklärte Mitte August 2012, es handele sich in Doel um 8.000 Risse am unteren Teil des dritten Reaktorblocks. Der baugleiche Reaktor in Tihange wurde zwangsabgeschaltet. Die Atomaufsicht schlug weltweit Alarm und Länder, in die die heute nicht mehr existente Firma „Rotterdam Drydocks“ mehr als 20 Reaktorbehälter geliefert hatte, untersuchten die betroffenen Meiler.

Im September meldete dann auch das AKW Tihange, dass in Block 2 die gleichen Schäden wie der Block 3 des AKW Doel in Flandern aufweise: Risse im Reaktordruckbehälter.

  • Die belgische Atomaufsicht machte vorerst keine Angaben zu einem Wiederanfahren, sollten aber gravierende Störungen gefunden werden, würden die Meiler für immer abgeschaltet bleiben. Eine umfangreiche Repartur der Reaktorbehälter ist wirtschaftlich nicht möglich.

Nun behauptet die Betreiberfirma GDF Suez, die beiden Meiler seien „für ein Wiederanfahren geeignet“. Unterlagen mit dem entsprechenden „Beweis“ seien den belgischen Behörden am Mittwoch übergeben worden, so GDF-Chef Gérard Mestrallet am Donnerstag in Paris.

Was genau dieser „Beweis“ ist, ist bislang nicht bekannt. Atomkraftgegner fordern dennoch die sofortige Stilllegung der betroffenen Meiler, denn es darf keinerlei Kompromisse bei der Sicherheit von Atomreaktoren geben. Kommt es zu einem Störfall mit Austritt von Radioaktivität im Innern der AKW und die Hülle ist nicht mehr dicht oder instabil, könnte das verheerende Folgen haben.

  • Noch ein Leck in Belgiens AKW
    14. September 2012 – Wie ein Sprecher des belgischen AKW-Betreibers Electrabel am Donnerstag mitteilte, weist der Reaktorblock 2 von Tihange zudem die gleichen Schäden wie der Block 3 des AKW Doel in Flandern auf: Risse im Reaktordruckbehälter. Möglicherweise steht auch dieses AKW vor dem endgültigen Aus. Atomkraftgegner fordern die Stilllegung aller Reaktoren mit Druckbehältern belgischen Fabrikats.
  • 8.000 Risse in belgischem Reaktor!
    17. August 2012 – Laut Willy de Roovere, Chef der belgischen Atomaufsichtsbehörde AFCN, sind 8.000 Risse am unteren Teil des dritten Reaktorblocks des belgischen AKW Doel entdeckt worden. Heute wurde ein zweiter betroffener Reaktor abgeschaltet. Die Atomaufsicht zweifelt, dass Doel-3 jemals wieder ans Netz gehen wird. Atomkraftgegner sind entsetzt, denn die Risse wurden erst mit einem “neuen Messverfahren” gefunden.
  • Schwachstellen in Reaktorbehälter: Risse in belgischem AKW entdeckt
    10. August 2012 – Ein Reaktorblock des belgischen AKW Doel ist von der Atomaufsicht bis auf weiteres stillgelegt worden. Es bestehe der Verdacht auf Risse im Reaktorbehälter vom Block 3. Baugleiche Anlagen stehen auf der ganzen Welt. In Belgien könnten zwei betroffene Meiler für immer stillgelegt werden.

http://www.n-tv.de, 06.12.2012