Ältestes AKW der Welt soll bis 2030 laufen
In der Schweiz bläst die Atomlobby zum Angriff auf die Ausstiegspläne: das Verbot von neuen Atomkraftwerken ist für Industrieverbände „falsch“, die Aargauer Kantonsregierung ist gegen ein frühes Betriebsende in den Atomkraftwerken Beznau. Block 1 ist das älteste Atomkraftwerk der Welt.
Noch „weit über das Jahr 2020“ will die Aargauer Kantonsregierung die beiden Reaktorblöcke von Beznau in Betrieb sehen. Die Laufzeit solle sich „allein an der Sicherheit der Anlagen ausrichten“, die Kraftwerksbetreiberin Axpo AG gehe bei ihren Investitionen in Beznau von 60 Jahren Laufzeit aus, meint Peter C. Beyeler, Leiter des Baudepartements und Mitglied des Verwaltungsrats der Axpo.
Die Grünen fordern die Stilllegung der Blöcke nach einer Betriebszeit von 45 Jahren. Beznau 1 ist 1969 in Betrieb genommen worden, Block 2 folgte 1971. Damit gehören sie zu den ältesten Anlagen der Welt, Block 1 würde in zwei Jahren und Block 2 in vier Jahren stillgelegt werden.
Die Schweiz hatte nach der Atomkatastrophe von Fukushima den Atomausstieg beschlossen und Neubaupläne für Reaktoren, die u.a. das AKW Beznau ersetzen sollten. Im Juni 2011 beschloss die Regierung, das bestehenden AKW am Ende ihrer Betriebszeit vom Netz genommen werden: zwischen 2019 und 2034. Nur zwei Tage nach Beginn der Katastrophe im japanischen Fukushima stellte die Schweiz die Pläne, mindestens einen neuen Reaktor als Ersatz für alte Anlagen in Müheberg und Beznau zu bauen, auf den Prüfstand.
Nun bläst die Atomlobby zum Angriff auf die Ausstiegspläne: Die Industrie brauche eine lückenlose Strom-Versorgungssicherheit und im internationalen Vergleich wettbewerbsfähige Strompreise. Diese Anforderungen seien in der „Energiestrategie 2050“ des Bundes nicht genügend berücksichtigt, weshalb die beiden Industrieverbände Swissmem und Scienceindustries den Plan grundsätzlich ablehnen. Ein gesetzliches Verbot von Atomkraftwerken einer nächsten Generation „ergebe keinen Sinn, da es um eine Technologie gehe, die es gegenwärtig noch gar nicht gebe“, schreiben die Verbände. Das Verbot sei deshalb „nicht nur unnötig sondern falsch“.
Im Oktober belegte eine Studie des deutschen Öko-Instituts und des Physikerbüros Bremen im Auftrag des baden-württembergischen Umweltministeriums eklatante Schwachstellen. Die Untersuchung der schweizer AKW nach deutschen Maßstäben kam zu dem Ergebnis, dass die beiden Beznauer Reaktoren bei Erdbeben und Überflutung sowie im Brennelement-Lagerbecken und in der Kühlwasserversorgung „wesentliche sicherheitstechnische Schwachstellen“ haben. Deswegen müssten die Meiler so schnell wie möglich vom Netz.
Ende November war es zuletzt nach einer Störung bei der Bespeisung des Dampferzeugers zu einer Reaktorschnellabschaltung in Block 2 gekommen. Im März wurde der Meiler wegen einer Störung an einem der beiden Reaktorpumpen für den Primärkreislaufes notabgeschaltet.
Risiko steigt mit dem Alter
Das Durchschnittsalter der Atomkraftwerke beträgt ca. 25 Jahre – ein problematisches Alter, denn bisher sind Anlagen mit durchschnittlich 21 Jahren vom Netz gegangen. Dies bedeutet, dass es kaum Erfahrungswerte mit älteren Anlagen und deren Sicherheit gibt. Sicher ist nur: je älter die Anlage, desto höher das Sicherheitsrisiko.
- Schnellabschaltung im Schweizer AKW
24. November 2012 – Am vergangenen Mittwoch ist es kurz nach 14 Uhr ist im Schweizer AKW Beznau 2 zu einer Schnellabschaltung gekommen. Ende März war es erst zu einem ähnlichen Vorfall gekommen.
- Deutsches Gutachten: Atomkraftwerke Fessenheim und Beznau nicht sicher
18. Oktober 2012 – „Das Sicherheitsrisiko ist entschieden größer, als bisher bekannt“: Die Atomkraftwerke im elsässischen Fessenheim und im schweizerischen Beznau nahe der deutschen Grenze sind einem Gutachten zufolge nicht ausreichend sicher. Die Grünen in Baden-Württemberg haben deutsche Standarts für die alten Meiler ansetzen lassen – und fordern nun, dass die AKW früher als geplant vom Netz müssen.
- 50 Jahre AKW-Laufzeit: Schweiz plant gefährliches Experiment
28. Juni 2012 – In der Schweiz steht das älteste Atomkraftwerk der Welt. Das Land hat nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima den Atomausstieg beschlossen. Und nun soll der Beznau-Meiler nach Plänen des Betreibers mehr als 50 Jahre alt werden. Atomkraftgegner warnen vor einem gefährlichen Experiment, denn in der Regel gehen AKW schon nach 25 Jahren in den Ruhestand.
- Die Schweiz steigt aus
8. Juni 2011 – Nicht nur Deutschland will der gefährliche Atomkraft den Rücken kehren: Auch die Schweiz will aussteigen. In Italien wird in wenigen Tagen über die Atomenergie abgestimmt. Und auch im “Atomland” Frankreich möchte die Mehrheit ein Ende der AKWs. Überall machen die Menschen deutlich, dass sie Atomkraft nicht länger dulden!
Quelle (Auszug): suedkurier.de, vaterland.li; 10.12.2012