Atomkraft in China
In der Volksrepublik China sind 16 Reaktoren in Betrieb. Im März 2011 hatte der Volkskongress einen beschleunigten Ausbau der Atomenergie beschlossen. Aufgrund des deutschen Atomausstiegs warb China sogar deutsche Fachkräfte an. Andererseits werden aber auch die erneuerbaren Energien gefördert.
Noch 2011 wurde der Ausbau der Atomenergie in der Bevölkerung kaum wahrgenommen. Die breite Masse im Milliardenreich ist sich der Risiken und Folgen von Radioaktivität nicht bewusst. Und das soll sie auch nicht; eine öffentliche Debatte über die Folgen des Unfalls von Fukushima käme der chinesischen Regierung nicht sehr gelegen. Im März 2012 war die Sicherheitsüberprüfung aller Atomkraftwerke abgeschlossen, ein Ende des vorübergehenden Moratoriums und ein beschleunigter Neubau von Atomkraftwerken wurden angekündigt. China zielt darauf, weltweit größter Exporteur von Atomstrom zu werden. 2011 sind zwar noch drei Atomreaktoren fertig gebaut worden, seitdem wurde aber mit keinem weiteren Neubau begonnen. 2012 wurde in Frage gestellt, ob die anvisierten Neubaupläne (80 GW bis 2020) erreicht werden können. Zudem sinkt nach neueren Umfragen die Zustimmung der Bevölkerung zur Atomkraft. Aufgrund von Protesten haben sich die Baupläne von drei Reaktoren verzögert. (Mycle Schneider)
China plant, verglaste hochaktive Abfälle in einem zukünftigen geologischen Aufbewahrungslager in rund 500 m Tiefe zu entsorgen. Standortwahl und Auswertung wurden im Jahr 1986 initiiert und konzentrierten sich auf drei Standorte in Granitgestein im Beishan-Gebiet der Gansu Provinz. Die Festlegung auf einen Standort wird in 2020 erwartet. Ein unterirdisches Forschungslabor soll zwischen 2015 und 2020 gebaut und 20 Jahre lang betrieben werden.
China lagert abgebrannte Brennelemente bislang in regionalen Zwischenlagern. Außerdem wird der Atommüll wiederaufbereitet. Für die Aufbewahrungslagerung von hoch radioaktivem Müll strebt das Land eine unterirdische Lösung an. In den 1980er Jahren fand eine erste Standortbewertung statt. Ein Standort in der Wüste Gobi scheint derzeit am wahrscheinlichsten. Das Gestein, in dem der Müll versenkt werden könnte, ist Granit. Der aktuelle Stand ist unbekannt.
China in Kürze:
- 16 AKW in Betrieb
- 26 AKW in Bau
- 51 AKW in Planung
- 100 AKW angekündigt
- China – Der verschwiegene Atomstaat
15. Dezember 2012 – Nirgends auf der Welt fließt mehr Geld in den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Dass das Reich der Mitte auch Großauftraggeber für Atomkraftwerke ist, weiß kaum jemand. Der Kurzfilm „China – Der verschwiegene Atomstaat“ zeigt, dass ein komplexes Geflecht aus Zensur, Unwissen und Angst jeglichen Protest gegen die umstrittene Atomkraft im Keim zu ersticken droht. Doch nicht alle lassen sich den Mund verbieten.
- Chinas AKW brauchen Milliarden-Summen für Sicherheit
17. Oktober 2012 – Nicht nur in Europa sind die Ergebnisse der Untersuchungen nach Fukushima eklatant: Bis 2015 müssen fast 10 Milliarden Euro in die Sicherheit der chinesischen Atomkraftwerke investiert werden, um internationale Standards zu erreichen.
aus: Atomkraftwerke und Aufbewahrungslagerung (sogenannte Endlagerung) weltweit – Ein Überblick von Dieter Kaufmann, Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt am Main, Stand: 15.10.2012