Finnland: Das Milliardengrab „Europäischer Druckwasserreaktor“

Neue Meldungen aus dem finnischen Olkiluoto: Nun sollen sich die Kosten für den „Prestige-Reaktor“ schon auf ein Dreifaches des ursprünglich angenommenen Festpreises belaufen. Ein Termin für die Fertigstellung wird nicht mehr genannt. Ein Desaster für das Konsortium Areva und Siemens. Atomkraftgegner fordern die EPR-Projekte zu stoppen.

Für langjährige und kritische Betrachter des Projektes, mit dem in Europa die „Renaissance der Atomenergie“ eingeläutet werden sollte, erscheint die Meldung aus Mitte Dezember wie eine Parodie: nunmehr würden sich die Kosten für den „Europäischen Druckwasserreaktor“ bzw. das AKW Olkiluoto-3 auf etwa 8,5 Milliarden Euro belaufen. Das erklärte Luc Oursel, Präsident des französischen Nuklearkonzerns Areva laut der „tageszeitung“ vom 19.12.2012. Das sind fast dreimal so viel wie ursprünglich geplant, denn das Kraftwerk wurde zum Festpreis von drei Milliarden Euro angeboten.

Kritiker meinen, es könnte sich bei der Schätzung allerdings auch nur um eine Mindestsumme handeln, denn wegen eines schon anhängigen Rechtsstreits könnten es auch über 10 Milliarden Euro werden. Der Energiekonzern TVO will nämlich von Areva und Siemens u.a. auch die Kosten erstattet haben, die ihm entstanden sind, weil man jahrelang Strom aus anderen Quellen beziehen musste.

 

Anfang Dezember meldete auch der zweite „EPR-Reaktor“, im französischen Flamanville in Bau, eine „Explosion der Kosten“. Die Fertigstellung wird sich um Jahre verzögern und sind der fiannzielle Aufwand ist von 3 auf 8 Milliarden Euro gestiegen.

Atomkraftgegner fordern die Aufgabe der Projekte, mit dem sich nicht nur die deutsche Siemens in ein finanzielles Desaster gestürzt hat, sondern weil der EPR genauso wenig sicher ist wie alle anderen AKW und ebenso Atommüll produziert, für den es weltweit keine Lösung gibt.

  • “EPR”: Auch in Frankreich Explosion der Kosten
    4. Dezember 2012 – Statt den anfangs veranschlagten 3,3 Milliarden Euro beziffert der französische Energiekonzern EdF die Kosten der “Prestige-Reaktors”, der in Flamanville gebaut wurde, nun auf 8,5 Milliarden. Trotzdem wird weiter an dem Reaktor gezimmert, der in Europa die “Renaissance der Atomkraft” einläuten sollte. Auch in Finnland erlebt der Hersteller Areva einen Finanz-GAU.
  • Finnland: Noch mehr Verzögerung beim EPR-Bau
    28. Juli 2012 – Dieses Mal gibt der französische Atomkonzern AREVA nicht mal mehr ein neues Datum für die Fertigstellung an: das finnische AKW Olkiluoto-3 sollte ein Vorzeige-Meiler mit neuester ERP-Technologie werden. Doch die Probleme wollen einfach nicht enden – ein finanzielles Desaster zeichnet sich ab. Und der Widerstand wächst.
  • Finnischer EPR verzögert sich weiter
    12. Oktober 2011 – Die Fertigstellung des “Europäischen Druckwasserreaktors” (EPR) im finnischen Olkiluoto verzögert sich weiter. Der Meiler wird vom französischen Konzern AREVA in Zusammenarbeit mit Siemens gebaut und sollte die nukleare Rennaiscance in Europa einläuten. Mittlerweile sind die Arbeiten über fünf Jahre im Verzug und die Kosten so extrem angestiegen, dass der Nuklearkonzern finanzielle Probleme bekommt.
  • AKW-Debakel Europäischer Druckwasserreaktor
    21. Juli 2011 – Es war der ersten Reaktorneubau in Europa seit der Tschernobyl-Katastrophe 1986: Der “Europäische Druckwasserreaktor” sollte die Renaissance der Atomkraft einläuten. 2005 wurde mit dem Bau in Finnland begonnen, Ende 2007 in Frankreich mit einem zweiten Reaktor. Seitdem gibt es Pleiten, Pech und Pannen.
  • Siemens steigt aus?!
    28. März 2011 – Siemens ist in Deutschland der Atomkonzern Nr. 1. Nach dem Super-GAU in Japan überlegt Siemens nun den Atomausstieg. Der Konzern verdient Milliarden mit Wartungs-, Ausbesserungsarbeiten oder Brennelementeherstellung für die Atomindustrie. Damit könnte nun Schluss sein.

Quelle (Auszug): taz.de, 19.12.2012