heute vor 25 Jahren: Inbetriebnahme Atomkraftwerk Isar-II
Das bayrische Atomkraftwerk Isar-II ist einer von neun Meilern, die in Deutschland noch in Betrieb sind. Die Atomlobby lobt das Kraftwerk gern als „modern“, einige Male ist es bereits „Weltmeister“ in der Stromproduktion geworden. Die Liste an Störfälle und Kritik ist aber lang. Heute vor 25 Jahren wurde das AKW in Betrieb genommen.
Der Standort “Isar” hat eine lange, atomare Geschichte: bereits 1966 wurde mit dem Projekt “Atomkraftwerk Niederaichbach” begonnen. In direkter Nachbarschaft wurde das seit 2011 stillgelegte AKW Isar-1 am 20. November 1977 zum ersten Mal kritisch. Mit der Errichtung des dritten Blocks am Standort, Isar-II, wurde am 15.09.1982 begonnen. Es handelt sich um einen Druckwasserreaktor der 4. Baulinie (Konvoi), mit 1.485 MW Brutto-Leistung. Es ist damit das leistungsstärkste AKW Deutschlands – und stellt Jahr für Jahr auch im internationalen Vergleich größte Strommenge her. Der nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima beschlossene Atomausstieg sieht einen Weiterbetrieb bis 2022 vor.
Isar-II gehört zu den “neueren” Atomkraftwerken in Deutschland. Allerdings bedeutet “neuer” nicht automatisch auch “sicher” – auch wenn Betreiber und Politik dies ständig betonen. Auch in Isar-II kommt es immer wieder zu Störfällen, zuletzt schlossen Anfang April 2012 zwei Armaturen in einer von vier Nachkühlketten nicht wie vorgesehen. Ursache waren Defekte in der Elektronik. Anfang August machte mit Giftstoff verunreinigtes Trinkwasser auf dem Gelände des AKW Schlagzeilen. In 2011 gab es ein meldepflichtiges Ereignis, als Mitte Juli bei abgeschalteter Anlage eine elektrische Störung einen Motor einer Kühlwasserpumpe ausser Betrieb setzte. Der Antrieb musste ausgetauscht werden, so dass die Pumpe erst nach 24 Stunden wieder eingesetzt werden konnte. Am 30. März 1988 stürzt nur 1,5 Flugsekunden vor dem Kraftwerkskomplex südöstlich von Ohu ein Mirage-Kampfflugzeug in einen Wald. Der Vorfall löste eine Diskussion über die Sicherheit von Kernkraftwerken bei Flugzeugabstürzen aus.
Zwischen 1998 und September 2005 wurden 17 kleineren Pannen gemeldet, viele davon an der sicherheitstechnisch äußerst wichtigen Notstromversorgung. Zu Störfällen mit Freisetzung von Radioaktivität kam es bisher nicht. Seit Betriebsbeginn 1988 hat es mindestens 74 meldepflichtige Ereignisse gegeben, was einem Durchschnitt von ca. 3 Störfälle pro Jahr bzw. alle 120 Tage ein meldepflichtiges Ereignis entspricht.
Mittlerweile ist das AKW Isar-II 25 Jahre in Betrieb, was Alterserscheinigungen und Verschleiss an Bauteilen bedeutet und damit immer umfangreichere Wartungen und damit verbunden auch stetig steigendes Risiko beinhaltet.
Bezüglich des täglich anfallenden Atommülls weigert sich das Land Bayern weiterhin, einer gleichberechtigten Endlagersuche auf eigenem Boden zuzustimen. Bislang werden die verbrauchten, hochradioaktiven Brennelemente im “BELLA”-Standortzwischenlager abgestellt, wo sie in Castor-Behältern für etwa 40 Jahre an Wärmeenergie verlieren sollen. Was danach mit dem Abfall geschieht, ist völlig offen.
- Einige von vielen Gründen, die für eine sofortige Stilllegung des letzten AKW am Standort Isar sprechen!
- In Bayern dominiert weiterhin Atomkraft – 30 Jahre AKW Isar-II
15. September 2012 – Bayerns Strommix besteht im 1. Halbjahr 2012 immer noch zu einem großen Teil aus Kernenergie. Dieser Anteil ist zwar rückläufig, dennoch dominiert die Atomkraft mit 58,3 Prozent immer noch die bayerische Stromerzeugung. Heut vor 30 Jahren wurde mit dem Bau des größten deutschen AKW Isar-II begonnen – das sich in Bayern befindet.
- Atomausstieg? Die Wahrheit Teil 22: Sind die “neueren” AKW sicherer?
Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Die “neueren” Atomkraftwerke dürfen teilweise noch mehr als 10 Jahre laufen. Doch sicher sind die auch nicht.
- Fliegen ohne Landebahn: 50 Jahre Atomkraft – eine Bilanz
7. August 2012 – Am 24. Juli 1962 gründeten der Stromkonzern RWE und das damalige Bayernwerk (heute E.On) eine Gesellschaft, die den Betrieb eines Atomkraftwerks (AKW) in Gundremmingen im Donauried vorsah. Es sollte das erste Groß-AKW in Deutschland werden. Damit ist es gerade einmal 50 Jahre her, dass der Startschuss für die Atomenergie in Deutschland fiel. In zehn Jahren soll der letzte Reaktor abgeschaltet werden. Die Kosten für den Bau, den Abriss und eine Lösung für den Atommüll sind gigantisch.
Quelle (Auszug): contratom.de, 15.09.2012