Deutscher Atommüll-Export: Jülicher Castoren sollen in die USA
Vor genau zwei Jahren schloss die Bundesregierung eine längere Lagerung des Atommülls in 152 Castorbehältern im Zwischenlager auf dem Gelände des Forschungszentrums Jülich aus. Die Überreste des Forschungsreaktors sollten in das Zentrale Brennelementelager nach Ahaus gebracht werden. Das Land NRW und Atomkraftgegner protestierten – und der Transport wurde abgesagt. Nun scheint es eine Einigung zu geben: der Müll kommt in die USA.
„Eine Entscheidung über die Möglichkeit der Annahme soll bis Ende dieses Jahres getroffen werden“, sagte ein Sprecher des Bundesforschungsministeriums in Berlin und bestätigte damit einen Bericht der „Wirtschaftswoche“. Das Düsseldorfer Wirtschaftsministerium erklärte, es gebe Gespräche mit dem US-Energieministerium über die Frage der Rückgabe des Atommülls.
Die Genehmigung für das Zwischenlager in Jülich läuft im Juni diesen Jahres aus, es wurde aber der Antrag auf eine dreijährige Verlängerung gestellt. Allerdings war vor zwei Jahren als Begründung dafür, dass der Müll dort auf jeden Fall nicht bleiben könne, der Zustand der Lagerhalle genannt worden. Einen Terroranschlag würde das Bauwerk wohl nicht überstehen. Die Argumentation gegen die Transporte nach Ahaus waren vor allem die vielen notwendigen Fahrten über die Autobahn gewesen, als auch eine perspektivlose Einlagerung in der Ahauser Halle. Eine Endlagerung ist bekanntlich nicht gelöst – auch in den USA nicht.
Spannend im Zusammenhang mit einer Ausfuhr dieses definitiven Atommülls ist die Haltung von Bundesumweltminister Altmaier, der kürzlich mehrfach betont hatte, dass es „in seiner Amtszeit keinen Export von in Deutschland angefallenem Atommüll zur Endlagerung im Ausland“ geben solle. Das Forschungsministerium betonte, dass solche Rückführung von Atommüll in der Vergangenheit mehrfach stattgefunden habe – zumal die USA Herstellungsland der Brennelemente gewesen sei.
„Würden der hochradioaktive Atommüll in die USA transportiert werden, begeht Bundesumweltminister Altmaier erneut Wortbruch“, so Jan Becker von contrAtom. „Er ist am Ende seiner Glaubwürdigkeit angelangt. Alles muss in Frage gestellt werden, vom Endlagersuchgesetz, dem Versprechen einer ergebnisoffenen Standortsuche bis hin zu einer möglichen Atommüllendlagerung im Ausland. Altmaier lügt, das ist offensichtlich.“
- “Das ist doch Unsinn”: Unser Atommüll bleibt hier
5. Januar 2013 – Die vorgesehene 14. Änderung des Atomgesetzes schlägt Wellen. Insbesondere die Möglichkeit eines Exports von Atommüll steht im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Die Führungsspitze der CDU ist sich unterdessen einig: Unser Atommüll bleibt hier, sagt Frau Merkel. Denn ein Export wäre “Unsinn” sagt Altmaier. Atomkraftgegner warnen vor Tricksereien und fordern die Verankerung eines Verbots von Atommüllschiebereien und das Umdeklarieren zu “Wertstoff” im Grundgesetz.
- Vorerst keine Castortransporte von Jülich nach Ahaus
14. November 2012 – NRW bleibt von Castortransporten ins Zwischenlager Ahaus verschont – vorerst. Trotzdem sind in den vergangenen zwei Jahren mehr als 500 Atomtransporte durch das Land gerollt. Atomkraftgegner weisen auf Risiken hin und fordern ein Einlagerungsverbot für Ahaus.
- Deckmantel des Schweigens über Jülicher Brennelemente
12. Oktober 2012 – Atomkraftgegner aus dem Münsterland fragen: Welchen Wert haben bisherige Ankündigungen des Forschungszentrums? Sie kritisieren die momentane Informationspolitik bezüglich der 152 Castoren im Forschungszentrum Jülich. Bisher gab es vollmundige Ankündigungen, jedoch anscheinend keine konkreten Handlungen.
- Kein Atommüll in die USA!
12. Juli 2012 – Das Anti- Atom-Plenum Köln begrüsst die Bemühungen des Jülicher Forschungszentrums zu einer Alternative zu den zuvor angekündigten, aber unnötigen und gefährlichen Transporten nach Ahaus zu kommen. Leider stellt die neue Lösung keine Verbesserung der Lage dar. Die Transporte – egal wohin – sind ein unkalkulierbares Risiko!
Quelle (Auszug): dpa, 02.02.2013