Weit gefehlt: „E.ON trennt sich von der Atomkraft“
Die Überschrift lässt aufhorchen – doch leider ist der Atom-Konzern weit davon entfernt, sich tatsächlich „von der Atomkraft zu trennen“. Der deutsche Energiekonzern stößt sein letztes Atomkraft-Projekt im Ausland ab. Der Beteiligung, in einem finnischen Naturschutzgebiet ein Atomkraftwerk zu bauen, wird veräußert.
Der hoch verschuldete E.ON-Konzern will keine finanziellen Mittel für das Milliardenprojekt aufbringen: Die Kosten für den Bau des Reaktors im Westen Finnlands waren auf 4 bis 6 Milliarden Euro beziffert worden. Greenpeace hingegen hatte im Mai 2012 eigenen Berechnung veröffentlicht und sprach von bis zu 18 Milliarden Euro – weil die ungelöste Entsorgung des Atommülls das Projekt unkalkulierbar verteuern würde. Die Umweltschützer warnten vor einem „Finanzdesaster“.
Am gestrigen Freitag teilte E.ON mit, dass die Beteiligung an der finnischen Firma Fennovoima, die das AKW bauen will, an das Konsortium Voimaosakeyhtiö veräußert worden sei. E.ON hielt 34 Prozent am Unternehmen. Käufer sei das Konsortium, was alle übrigen Anteile besitzt. Mit dem Ausstieg des deutschen Konzerns sollte ein tiefes Loch in die Finanzpläne gerissen worden sein, dass den Bau des Reaktors unmöglich macht.
E.ON hatte bereits im Herbst letzten Jahres angekündigt, seine Beteiligung in Finnland abzustoßen. In Skandinavien will sich der Konzern künftig auf Investitionen in Schweden und Dänemark konzentrieren. Diese Aktivitäten würden sich vor allem auf erneuerbare Energien konzentrieren. Im März 2012 waren Eon und RWE bereits in Großbritannien aus dem Vorhaben Horizon ausgestiegen, das auf der Insel neue Meiler bauen wollte. All diese Expansionspläne stammten aus der Zeit vor Fukushima. Doch schon seit Jahren explodieren die Kosten für den Bau neuer Meiler in Europa. Am Beispiel des AKW Olkiluoto-3 in Finnland wird das deutlich: einst für drei Milliarden Euro geplant, belaufen sich die Kosten nun schon fast auf das Dreifache.
E.ON ist in Deutschland verantwortlich für den Betrieb der Meiler in Brokdorf, Grafenrheinfeld, Grohnde und Isar-2. Atomkraftgegner fordern eine schnellere Stilllegung, als mit dem Atomausstieg vereinbart:
„Gründe für eine schnelle Stilllegung der E.ON-Reaktoren gibt es mehr als genug – allein die ungeklärte Endlagerfrage oder die fehlende Vorsorge bei einem schweren Unfall verbieten den Weiterbetrieb der alten Meiler“, so Jan Becker von contrAtom.
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Quellen (Auszug): industriemagazin.net, APA, Reuters, dpa; 15.02.2013