Meldepflichtiger Vorfall im AKW Philippsburg-2
Im Block 2 des Atomkraftwerks Philippsburg ist es in Folge einer Störung zu einem Leistungsabfall auf 70 Prozent gekommen. Das meldepflichtige Ereignis trat bei einer „regelmäßigen Routineprüfung“ ein, berichtet Betreiber EnBW. Atomkraftgegner weisen auf die Störfallhäufung in dem Reaktor hin und fordern eine schnellere Stilllegung als im Atomausstieg vorgesehen.
Laut EnBW sei es zur Unterbrechung an einem von zwei hintereinander geschalteten elektrischen Schaltern gekommen. Aufgrund dieser Unterbrechung seien die Antriebe von vier Steuerstäben, die im Reaktorkern für die Steuerung der Kernspaltung verantwortlich sind, stromlos geschaltet worden.
In der Folge seien die Steuerstäbe planmäßig in den Reaktorkern eingefallen und sorgten für eine Leistungsreduzierung des 1.400 Megwawatt-Reaktors auf rund 70 % seiner Leistung. Laut EnBW seien vorsorglich mehrere elektrische Schalter der betroffenen Steuerstabeinheit ersetzt worden. Es handele sich um ein meldepflichtiges Ereignis der Kategorien N (Normalmeldung) und INES 0 (keine oder geringe sicherheitstechnische Bedeutung).
Atomkraftgegner bewerten nicht nur diesen Störfall als kritisch, sondern die gesamte Situation im AKW: Es kommt im AKW Philippsburg-2 immer wieder zu Vorfällen. Erst Anfang Februar musste ein Ereignis an die Aufsichtsbehörde gemeldet werden, als eine falsche Dokumentation bei Antriebsmotoren festgestellt worden war. In 2012 und 2011 war der Meiler unter den letzten neun noch in Betrieb befindlichen Reaktoren mit Abstand Anführer der Störfallstatistik.
Immer wieder steht auch Betreiber EnBW in der Kritik, weil bei der Meldung von Störfällen geschlampt würde und auf Sicherheit zugunsten der Wirtschaftlichkeit der Anlage verzichtet. Im vergangenen Dezember hatte ein „Insider“ von „Schludereien“ berichtet. Ende Januar ordnete die Atomaufsicht des Landes Baden Württemberg „mehr Kontrolle“ an.
Atomkraftgegner fordern, den Reaktor sofort stillzulegen.
- Baden-Württemberg: “Mehr Kontrolle” für Atommeiler angeordnet
30. Januar 2013 – Das Umweltministerium in Baden-Württemberg will die Aufsicht über die Atomkraftwerke im Land verstärken und ergänzen. Betreiber ENBW hatte Störfälle aus dem AKW Philippsburg-2 nicht gemeldet, ein anonymer Informant machte auf Defizite aufmerksam: Um Kosten zu senken, würde an Sicherheit gespart.
- Insider berichtet erneut von Schludereien im AKW Philippsburg
15. Dezember 2012 – Die Vorwürfe sind einmal mehr brisant: Mitarbeiter des Atomkraftwerks Philippsburg beschuldigen Betreiber EnBW, aus Kostengründen bei Sicherheitsmaßnahmen zu schludern, die Atomaufsicht zu täuschen, Zwischenfälle zu verschweigen. Derartige Anschuldigungen sind nicht neu, der Konzern streitet wie immer alles ab und mauert. Atomkraftgegner fordern, die Anlage sofort stillzulegen! Philippsburg-2 führt auch in diesem Jahr die Störfallstatistik an.
Quelle (Auszug): enbw.com; 21.02.2013