36 Jahre Gorleben – der Widerstand ist legendär
Am 22. Februar 1977 benannte der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht auf der Grundlage einer Kabinettsentscheidung Gorleben als vorläufigen Standort für eine mögliche Anlage zur Entsorgung der bundesdeutschen Kernkraftwerke. Und seit dem hat sich wenig getan.
Die Bundesregierung hat der Physikalisch-Technischen-Bundesanstalt (PTB) untersagt, Überlegungen anzustellen, ob als Alternative zum Gorlebener Salzstock auch andere mögliche Endlagerstätten für Atommüll erkundet werden sollten. Professor Helmut Röthemeyer von der PTB bestätigte am Mittwoch die Existenz dieser Weisung und bezeichnete sie als eine “unangenehme Sache”. (Frankfurter Rundschau vom 25.07.1985)
Es gibt neben vielen politischen Gründe eine ganze Reihe von geologischen Problemen, die einer Langzeitsicherheit für Atommüll in dem wendländischen Salzstock fundamental widersprechen.
Anlässlich des heutigen Jahrestages fragt der Blog „endlagerdialog.de“: 36 Jahre Gorleben – Wann wird Euphemismus zur Lüge? Inzwischen würde eine „vergleichende Endlagersuche“ propagiert, aber „dies ist eher als PR-Methode zu werten“. Es gehe um Aktzeptanzbeschaffung – und nicht um die Eignungsfrage eines Standortes.
Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg lädt unterdessen zum „größten Vorstandstreffen in der Geschichte der BI“. Am kommenden Sonntag seien „alle Vorständler der vergangenen 36 Jahre“ vor die Tore des Erkundungsbergwerks eingeladen.
„Der Widerstand wird älter, aber die Vorwürfe gegen diese Standortwahl per Handstreich vor 36 Jahren sind brandaktuell“, schreibt die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. (BI).
Der Widerstand im Wendland ist inzwischen legendär: Verhindert wurden der Bau einer Wiederaufarbeitungsanlage und einer Brennelementefabrik. Aber über 100 Castoren stehen inzwischen im Zwischenlager, das Fasslager nahm 1984 den Betrieb auf und die Menschen im Wendland machen sich Sorgen um die Strahlenbelastung. Ins Stocken kam auch immer wieder der Plan, in Gorleben ein Endlager für den Nuklearmüll zu errichten. 1999 sollte das Endlager den Betrieb aufnehmen, im Jahr 2000 folgte stattdessen wegen der wachsenden Zweifel an der Eignung des Salzstocks ein 10-jähriges Moratorium, seit 2012 steht das Projekt wieder auf der Kippe: bundesweit soll nun nach möglichen Lagerorten gesucht werden.
Auch Aktivisten von contrAtom engagieren sich seit Jahren gegen Gorleben. Ein Highlight war zum Beispiel die Besetzung des Schachts am 05.09.2009 oder die Blockadeaktion am 27. Januar 2012. Zuletzt wurde Bundesumweltminister Altmaier mit einem großen Transparent in Lüchow empfangen: „Gorleben-Desaster. Merkel, Trittin, Gabriel, Röttgen, Altmaier. Sie kommen und gehen – der Müll bleibt!“
- Gorleben: 35 Jahre Lügen und Betrug
22. Februar 2012 – Am 22. Februar 1977 verkündete der damalige niedersächsische Ministerpräsident Albrecht die Standortentscheidung für Gorleben als Atommüllendlager.
- Standortbenennung Gorlebens vor 34 Jahren: 34 Jahre Lug und Trug – 34 Jahre Protest und Widerstand
21. Februar 2011 – Am 22. Februar 1977 wurde der Standort Gorleben – als Nukleares Entsorgungszentrum – per Fingerzeig vom damaligen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (CDU) benannt. Ausschlaggebend war nicht die zweifelhafte Geologie, sondern die Tatsache, dass ein Areal von 12 Quadratkilometern für den Bau eines Nuklearen Entsorgungszentrums gegeben schien. Die Absicht, in Gorleben – dann in einem zweiten Anlauf in Dragahn – eine Wiederaufarbeitungsanlage zu errichten, scheiterte am breiten außerparlamentarischen Massenprotest, die Projekte wurden politisch fallen gelassen.
Quellen (Auszug): bi-luechow-dannenberg.de, endlagerdialog.de; 22.02.2013