Ausweitung der Atomstromproduktion: Rückzug in Grafenrheinfeld – Beharren in Gundremmingen
Das Bayerische Umweltministerium hat jetzt der Bürgerinitiative „FORUM“ geantwortet: Eon hat den Antrag zur Ausweitung der Atomstromproduktion im AKW Grafenrheinfeld in der letzten Zeit zurückgezogen. RWE hingegen will im AKW Gundremmingen vergrößern.
Eon hat den am 16.5.2000 gestellten Antrag zur Erhöhung seiner thermischen Reaktorleistung von 3.765 auf 3.950 Megawatt zurückgezogen. Dies antwortete jetzt das Bayerische Umweltministerium in einem Schreiben unserer Bürgerinitiative. Die Reaktorsicherheitskommission hat dieses Vorhaben ausführlich begutachtet. Das Bundesumweltministerium hatte am 3.4.2004 beschieden, dass die im Entwurf vorgelegte Genehmigung des Bayerischen Umweltministeriums nicht erteilt werden darf und nachgebessert werden muss. Jetzt hat offenbar Eon das Vorhaben abgebrochen und den Genehmigungsantrag endgültig zurückgezogen.
Anders sieht es im schwäbischen AKW Gundremmingen aus. Dort will RWE die Genehmigung zur Atomstromausweitung in beiden Atomreaktoren. Ursprünglich wurde der Antrag am 14.9.1999 gestellt und dann am 19.12.2001 durch einen abgeänderten Bewilligungsantrag ersetzt.
Chronik des RWE-Versuchs, eine Atomstromausweitung für das Akw Gundremmingen genehmigt zu bekommen
- 14.9.1999 – Das Atomkraftwerk Gundremmingen beantragt die Genehmigung, die thermische Leistung sowohl von Block B als auch von Block C von je 3840 Megawatt (3.840.000 Kilowatt) um 6,8 % auf 4.100 MW auszuweiten. Über dieses Vorhaben wird die Öffentlichkeit nicht informiert. Damit soll die elektrische Bruttoleistung jedes Reaktors von 1344 auf 1450 MW gesteigert werden. Also um 7,9 Prozent. Diese Kapazitätsausweitung um insgesamt 212 MW entspricht fast der Kapazität, die der im Januar 1977 durch einen Unfall mit Totalschaden zerstörte Block A (250 MW) hatte.
- 28.4.2000 – Mit überwältigender Mehrheit (42:1) spricht sich der Dillinger Kreistag gegen den Bau des Gundremminger Zwischenlagers und gegen die Leistungserhöhung aus.
- 20.12.2001 – Aus einem Bericht des Bayerischen Umweltministers an den Landtag wird bekannt, dass RWE den ursprünglichen Antrag vom 14.9.99 zurückgezogen und durch einen neuen Antrag ersetzt hat. Demnach soll die thermische Leistung nicht mehr um 6,8 % sondern um 4,2 % ausgeweitet werden. Also von 3.840 MW auf 4.000 MW je Reaktor. Dies soll ohne Erhöhung des Reaktordrucks bewerkstelligt werden. Weiterhin schreibt der Minister: „Das Genehmigungsverfahren neigt sich dem Ende zu, …“
- Jan. 2002 – Dr. M. Lasch, Sprecher des AKW Gundremmingen sagt laut Zeitungsartikeln (HNP 30.1.02), dass wegen des unerwartet hohen Arbeitsaufwands für die Planung und Begutachtung der beantragten Leistungserhöhung das Projekt in zwei Stufen abgewickelt werde. In der ersten Stufe solle ohne Druckerhöhung die Leistung von 1344 auf 1400 MW gesteigert werden. „Die Arbeiten zur Leistungserhöhung mit Druckerhöhung würden unvermindert fortgeführt; nach Erhalt der Genehmigung für die erste Stufe der Leistungserhöhung werde, wie geplant, die zweite Stufe mit Druckerhöhung um drei bar auf eine Leistung von 1450 MW beantragt“.
- 3.6.02 – Landkreis Heidenheim. Einstimmig (37 Ja-Stimmen) beschließen die Kreistagsmitglieder eine Resolution gegen die Erhöhung der Leistungssteigerung des Kernkraftwerks Gundremmingen. Das Ministerium wird gebeten, die Genehmigung zur Leistungssteigerung nicht zu erteilen.
- 3.4.2004 – Das Bundesumweltministerium weist den vom bayerischen Umweltministerium vorgelegten Genehmigungsentwurf für das AKW Grafenrheinfeld zurück und fordert auf, „einen überarbeiteten Bescheidentwurf mit den erforderlichen Genehmigungsunterlagen vorzulegen“. (Kopie des 17-seitigen Schreibens liegt unserer BI vor)
- Dezember 2012 – Unsere Bürgerinitiative erhält aus Wissenschaftlerkreisen den Hinweis, dass die Genehmigung der Gundremminger Atomausweitung in 2013 erfolgen soll.
- 20.2.13 – Der zuständige Ministerialdirigent antwortet unserer BI: „Vom Kernkraftwerk Gundremmingen wurde 2001 ein Änderungsgenehmigungsantrag im Bayerischen Umweltministerium eingereicht. Das Genehmigungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen. … Der Genehmigungsantrag zur Leistungserhöhung des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld wurde vom Antragsteller zurückgezogen.
Wir fordern das Bayerische Umweltministerium auf, endlich diesen Genehmigungsantrag von RWE abzulehnen. 13 ½ Jahre Antragsbearbeitung haben gezeigt, dass die von RWE (LEW) beabsichtigte Atomausweitung in Gundremmingen nicht sicher ist sondern die Gundremminger Atomgefahren erhöhen würde. Auch appellieren wir an das Bayerische Umweltministerium, endlich von RWE Bearbeitungsgebühren für dieses langwierige und arbeitsaufwändige Verfahren zu erheben.
- RWE hält an seinen Plänen fest: Atomausweitung im AKW Gundremmingen soll 2013 genehmigt werden
20. Februar 2013 – Deutschlands größtes AKW hat jetzt bestätigt, dass RWE in Gundremmingen doch durch eine sogenannte „Leistungssteigerung“ die Atomstromproduktion ausweiten will. Umweltschützer hatten vergeblich gehofft, dass diese aus dem vorigen Jahrtausend stammenden Pläne zu den Akten gelegt worden wären.
- Jahrestag 19. Dezember 2001: Das AKW Gundremmingen beantragt die Vergrößerung der Atomstromproduktion
19. Dezember 2012 – Heute jährt es sich, dass das AKW Gundremmingen die Genehmigung beantragt hat, in seinen zwei Reaktoren durch schärferes Fahren mehr Atomstrom produzieren zu dürfen. Verharmlosend wurde das „Leistungssteigerung“ genannt. Seit elf Jahren prüft das Bayerische Umweltministerium diesen Antrag. RWE als Betriebsführer des AKW und Eon als Teilhaber waren nicht in der Lage, die erforderlichen Sicherheitsnachweise zu erbringen.
Quelle: PE FORUM, 01.03.2013