ENBW plant Atommüll-Transport nach Neckarwestheim
Es ist noch viel Platz frei im Zwischenlager Neckarwestheim, deswegen plant der Betreiber EnBW die Überführung der Brennelemente aus dem stillgelegten AKW Obrigheim in die Halle am Neckar. Atomkraftgegner halten die Transporte für überflüssig und gefährlich.
Weil Block 1 am Standort Neckarwestheim nach dem GAU in Fukushima abgeschaltet wurde und damit insgesamt weniger Atommüll anfällt als für die ganze Betriebszeit ursprünglich berechnet wurde, gäbe es ausreichend Platz für 342 Brennelemente aus Obrigheim, schreibt EnBW.
Das AKW Obrigheim wurde im Mai 2005 stillgelegt. Das Nasslager, in dem sich die Brennelemente aus den letzten Betriebsjahren des Reaktors befinden, muss in drei bis vier Jahren geräumt sein. EnBW will so auf ein zusätzliches Zwischenlager in Obrigheim verzichten – und argumentiert, der Standort könne so schneller zu einer „grünen Wiese“ werden.
Für eine Überführung sind Genehmigungen notwendig, die laut „FAZ“ frühestens 2016 vorliegen könnten. Es sei auch noch offen, wie die 342 Brennelemente in 15 Castorbehältern nach Neckarwestheim gebracht werden sollen. Denkbar ist auch die Verwendung von Binnenschiffen, ein Novum für Castortransporte in Deutschland. Die Entfernung beträgt knappe 40 Kilometer, einen Schienenanschluss besitzt weder das AKW Neckarwestheim noch das AKW Obrigheim. In der Vergangenheit waren Behälter aus Neckarwestheim mit Tiefladern auf der Straße bis nach Walheim gebracht worden und dort auf die Schiene umgeladen.
- „Uns ist klar, dass eine Akzeptanz für den Transport erforderlich ist“, sagte Jörg Michels, der Technik-Vorstand des Energieversorgers ENBW AG und Chef der Tochtergesellschaft ENBW Kernkraft GmbH. Für ENBW wären der Atommüll-Transport und der Verzicht auf ein Zwischenlager in Obrigheim die preiswertere Lösung.
Schon Ende letzten Jahres hatten Atomkraftgegner den Plänen eine klare Absage erteilt und erneuern nun ihre Kritik:
„Eine bloße Verschiebung des Atommülls nach Neckarwestheim ist sinnlos, denn es gibt keine Lösung für ein Endlager“, so Jan Becker von contrAtom. „Das Atomgesetz sieht vor, dass der hochradioaktive Atommüll am jeweiligen Standort zwischengelagert wird, wo er entstanden ist, und so gefährliche Atomtransporte vermieden werden – und dabei sollte es auch bleiben. Der sinnlose Atommüll-Tourismus muss ein Ende haben!“
- Wohin mit dem hochradioaktiven Atommüll aus Obrigheim?
22. Dezember 2012 – Seit mehreren Jahren weisen Mitglieder der Initiative AtomErbe Obrigheim darauf hin, dass im AKW Obrigheim 342 abgebrannte hochradioaktive Brennelemente in einem Nasslager innerhalb der Anlage liegen und damit die Risiken beim Rückbau des Atomkraftwerks erhöhen. Dieses in den 1980er Jahren gebaute Nasslager war ursprünglich nur für die Notauslagerung der Brennelemente vorgesehen und wurde Ende der 1990er Jahre zum längerfristigen Zwischenlager umdefiniert. An allen anderen AKW-Standorten Deutschlands werden die abgebrannten Brennelemente in CASTOR-Behältern trocken gelagert.
- Frühestens ab 2017: Abriss in Neckarwestheim und Philippsburg
27. November 2012 – Auch in Baden-Württemberg bleiben die Atomruinen erstmal stehen: frühestens in fünf Jahren soll mit dem Rückbau der Atomkraftwerke Philippsburg-1 und Neckarwestheim-1 begonnen werden. Wohin mit dem Müll weiss heute noch niemand so richtig.
Quelle (Auszug): faz.net, swr.de; 17.04.2013