Greenpeace: Betreiber des AKW Gundremmingen ignoriert Ergebnisse des „Stresstest“

Die Betreiber des AKW Gundremmingen ignorieren die Empfehlungen des EU-Stresstests, befindet Greenpeace. Beide Reaktoren Gundremmingen B und C seien weiterhin extrem anfällig für Erdbeben und Überflutungen und die Lagerbecken für abgebrannte Brennelemente liegen außerhalb des Reaktorsicherheitsbehälters, genau wie bei den Unglücksreaktoren von Fukushima. Die letzten beiden Siederwasserreaktoren Deutschlands sind zu wenig gegen Außeneinflüsse geschützt und es gibt keine Pläne, wie mit auftretenden Problemen umgegangen wird. Stattdessen planen die Betreiber, die Stromproduktion zu erhöhen, was den Sicherheitsspielraum noch weiter verkleinern könnte.

„Das AKW Gundremmingen ist und bleibt ein gravierendes Sicherheitsrisiko für Mitteleuropa. Wenn die Probleme weiterhin nicht angegangen werden, gehört Gundremmingen abgeschaltet,“ sagt Susanne Neubronner, Atom-Expertin von Greenpeace.

Dies ist das Ergebnis eines Greenpeace-Reports, der die Umsetzung der Empfehlungen der AKW-Stresstests der EU analysiert. Die geforderten Nachrüstungen und Sicherungsmechanismen etwa gegen Überflutungen oder Erdbeben haben die Mitgliedsstaaten in Nationalen Aktionsplänen festgeschrieben. Für Greenpeace nimmt nun Atomexpertin Oda Becker genau unter die Lupe, welche Probleme die Nationalen Aktionspläne wirklich in Angriff nehmen und welche wichtigen Nachrüstungen nicht vorgesehen sind.

Unfall-Szenario AKW Gundremmingen-B mit meteorologischen Daten am 20. August 1995

Unfall-Szenario AKW Gundremmingen-B mit meteorologischen Daten am 20. August 1995

Das Ergebnis ist auch für andere europäische Reaktoren erschütternd. So wurden für die belgischen Schrottreaktoren Tihange 1 und 2, beide auch für Deutschland eine unmittelbare Bedrohung, weder Maßnahmen gegen das Überflutungsrisiko noch die Gefahr eines Flugzeugabsturzes ergriffen. Auch sind ihre Sicherheitssysteme zu eng miteinander verknüpft – ein Schadensfall an einem Reaktor würde den anderen direkt in Mitleidenschaft ziehen. Greenpeace empfiehlt, beide momentan heruntergefahrenen Reaktoren nicht wieder ans Netz gehen zu lassen. Höchstens Tihange 3 könnte laut Greenpeace nach einer Überprüfung weiterlaufen, wenn die Sicherheitsvorkehrungen getroffen sind.

Beim AKW Temelin in der Tschechischen Republik wurden die geforderten belüfteten Filtersysteme nicht nachgerüstet, die sich als Folge des Stresstests für diesen Reaktor ergaben. Auch für die störanfälligen französischen Atomkraftwerke Fessenheim, Gravelines und Cattenom ist auf diverse Probleme bisher nicht ausreichend reagiert worden.

„Diese Ergebnisse sind ein Weckruf. Die Lehren aus Fukushima wurden trotz der groß angekündigten Stresstests nicht ausreichend gezogen. Wenn die Nationalen Aktionspläne nicht ausreichen, müssen alte und gefährliche Reaktoren wie am Standort Gundremmingen oder Tihange in Belgien sofort abgeschaltet werden“, sagt Neubronner.

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    7. August 2012 – Am 24. Juli 1962 gründeten der Stromkonzern RWE und das damalige Bayernwerk (heute E.On) eine Gesellschaft, die den Betrieb eines Atomkraftwerks (AKW) in Gundremmingen im Donauried vorsah. Es sollte das erste Groß-AKW in Deutschland werden. Damit ist es gerade einmal 50 Jahre her, dass der Startschuss für die Atomenergie in Deutschland fiel. In zehn Jahren soll der letzte Reaktor abgeschaltet werden. Die Kosten für den Bau, den Abriss und eine Lösung für den Atommüll sind gigantisch.

Quelle (Auszug): greenpeace.de, 12.04.2013