Tschernobyl-Jahrestag: Anti-Atom-Bewegung geht auf die Straße
Anlässlich des bevorstehenden 27. Jahrestags der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl demonstrierten am Sonntag tausende Atomkraftgegner gegen den Weiterbetrieb von neun gefährlichen Meilern in Deutschland: Im bayerischen AKW Grafenrheinfeld und im schleswig-holsteinischen Brokdorf.
In Brokdorf kamen gut 1.500 Menschen zu einer „Protest- und Kulturmeile“ rund um das Kraftwerksgelände. In Grafenrheinfeld führten zwei Demonstrationszüge direkt vor das AKW, 2.500 AtomkraftgegnerInnen nahmen teil. Aus 35 Städten waren Busse zu den Aktionen angekündigt gewesen.
„Der Beschluss von 2011, die meisten der neun noch laufenden Atomkraftwerke bis 2022 zu betreiben, muss dringend revidiert werden“, so Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt, die die Proteste mit organisiert.
Es gäbe genug Gründe gegen den Weiterbetrieb:
- In jedem Reaktor kann es jeden Tag zum Super-GAU kommen. Je älter dieMeiler werden, um so wahrscheinlich wird dies.
- Die neun AKW werden für die Stromversorgung nicht mehr benötigt. Es gibt inzwischen riesige Überkapazitäten in deutschen Kraftwerkspark, selbst wenn einmal kein Wind weht und die Sonne nicht scheint. Das zeigen die explodierenden Stromexporte. Statt nun reihenweise Gaskraftwerke abzuschalten, die als Ergänzung zu den ErneuerbarenEnergien dringend gebraucht werden, ist es tausendmal besser, auf dieAtomkraftwerke zu verzichten.
- Die aktuelle Atommüll-Debatte macht deutlich, dass niemandverantworten kann, Tag für Tag weitere strahlende Abfälle zu produzieren. Während sich die Republik derzeit um den Verbleib von 26 Castoren streitet, wird in den neun noch laufenden Reaktoren Atommüll für mehr als 200 Castor-Behälter anfallen.
Nach dem geltenden Atomgesetz soll in der ganzen nächsten Legislaturperiode nur ein einziges AKW stillgelegt werden. Damit wäre Deutschland im Jahr 2017, sechs Jahre nach Fukushima, immer noch Atomstromproduzent Nummer zwei in der EU. Das hat nach Ansicht von ausgestrahlt mit Atomausstieg nichts zu tun.
„Deshalb sind wir auch gespannt, was die atomkritischen Parteien SPD und Grüne den Wählerinnen und Wählern als Alternative anzubieten haben, wenn im Herbst Bundestagswahlen stattfinden. Wie viele AKW werden stillgelegt, wenn es zu einer rot-grünen Regierung kommt?“, fragt Stay.
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Quelle (Auszug): PE ausgestrahlt, 21.04.2013