AKW Unterweser: Weiteres Atommüll-Zwischenlager wird gebaut
Auf dem Gelände des Atomkraftwerk Unterweser soll eine neue Lagerhalle für schwach- bis mittelradioaktive Stoffe gebaut werden. Grund ist nach Aussagen des Betreibers E.ON die verzögerte Inbetriebnahme des Endlagers Schacht Konrad. Atomkraftgegner warnen vor ungewisser Langzeitlagerung und fordern ein Ende der Atommüllproduktion.
Zur Zeit würde ein Antrag an die Genehmigungsbehörde erarbeitet werden, sagt der Konzern E.ON auf Anfrage der Weser Zeitung. Man benötige „entsprechende Entsorgungsmöglichkeiten“ um „den Rückbau des Kraftwerks zu realisieren“. Der Abriss solle etwa ab 2016 beginnen. Die schwach- bis mittelradioaktiven Komponenten machen etwa ein Prozent der gesamten Masse aus und könnten dann noch nicht entsorgt werden, weil Schacht Konrad als Endlager für diese Abfälle noch nicht zur Verfügung stehen wird. Wie auch am Standort Stade soll deshalb ein weiteres Zwischenlager errichtet werden. In Stade war die Halle 2007 für etwa 12 Millionen Euro fertiggestellt worden und hat eine Betriebsgenehmigung von 40 Jahren. In sogenannten Mosaik-II-Behälter wird Atommüll eingelagert.
Die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe (DBE) teilte unlängst mit, dass sich die Inbetriebnahme des Endlagers Konrad aufgrund zusätzlicher Sanierungsaufwände bis in das Jahr 2021 verzögern könnte. Ursprünglich sollte dieses bisher einzige genehmigte Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Atommüll bereits in Betrieb sein. Doch erst wurde die Inbetriebnahme auf 2014, dann auf 2019 und jüngst auf 2021 terminiert. Zunächst hatte der Fund des Minerals Ettringit im Schachtmauerwerk Sorgen bereitet, weil es mit einem Anteil von etwa 46 Prozent Wasser eines der Mineralien mit dem höchsten Kristallwassergehalt ist. Nun bereiten vor allem „der teils geringe Verfüllungsgrad von Mauerwerksfugen an der Schachtwand“ Probleme, hieß es Anfang März.
Atomkraftgegner warnen vor Langzeitlagerung an den AKW-Standorten und fordern ein Ende der Atommüllproduktion:
„Mit der Errichtung von immer neuen Zwischenlagern offenbart sich die Entsorgungsmisere der Atomindustrie“, so Jan Becker von contrAtom. „Niemand hat heute eine Lösung für die tausenden Tonnen strahlenden Müll, als ihn mithilfe von überfüllten Lagerhallen der kommenden Generation zu hinterlassen. Eine zeitliche Perspektive für Schacht Konrad ist nicht in Sicht, zudem gibt es zahlreiche Sicherheitsbedenken und die Kosten explodieren. Aber anstatt die Atomanlagen endlich abzuschalten und mithilfe einer umfassenden gesellschaftlichen Debatte über eine Lösung des Endlagerdesasters zu diskutieren, produzieren neun AKW Tag für Tag weiter Atommüll. Das ist untragbar.“
- “Kernkraftwerke sind nicht für den Rückbau gebaut”
31. Januar 2013 – Eine interessante Einsicht bekommt ein Reporter der Schweizer Webseite “swiss.ch” beim Besuch des deutschen Atomkraftwerks Mülheim-Kärlich, das nur ein Jahr in Betrieb gewesen ist und dann wegen ungeklärter Risiken stillgelegt werden musste. Seit 2004 läuft der “Rückbau” – doch von außen ist nichts davon zu sehen. “Kernkraftwerke sind nicht für den Rückbau gebaut”, meint ein beteiligter Ingenieur.
- Neues Atommülllager für Biblis
17. Januar 2013 – Die Atommüll-Misere offenbart sich am Standort Biblis: die vorhandenen Kapazitäten zur Lagerung von Strahlenschrott reichen nicht aus, Betreiber RWE hat den Bau einer zweiten Halle beantragt. Wie lange der Mül dort lagert ist ungewiss, den eine Entsorgungslösung gibt es nicht. Die AKW-Betreiber versuchen unterdessen, den Druck auf Gorleben und Schacht Konrad zu erhöhen.
- E.ON macht Druck auf Gorleben
29. Dezember 2012 – Der Atomkonzern E.ON macht Druck auf Gorleben: Kommt das Endlager nicht, würden die atomaren Zwischenlager an den deutschen AKW-Standorten länger in Betrieb bleiben als vorgesehen. Atomkraftgegner fordern, die Produktion von neuem Müll zu verbieten.
- Bundesrat lehnt strengere Regeln für AKW-Rückbau ab
14. Dezember 2012 – Der Bundesrat hat einen Antrag abgelehnt, die Regeln für Rückbau von Atomkraftwerken zu verschärfen. Das Land Schleswig-Holstein hatte den Vorstoss gemacht, weil bislang abgeschaltete Anlagen für Jahrzehnte nicht rückgebaut werden müssen. Atomkraftgegner weisen auf weitere Risiken hin.
- Furcht vor Abriss von Atomkraftwerken
9. November 2012 – Die deutschen Atomkraftwerke sollen nach ihrer Abschaltung zurückgebaut und abgerissen werden. Übrig bleiben sollen grüne Wiesen. Bürgerinitiativen sehen viele Gefahren beim Abbau: In einem Artikel der “Deutschen Welle” bezieht contrAtom-Sprecher Jan Becker Position.
Quelle (Auszug): weser-kurier.de, 23.04.2013