AKW Grohnde wieder am Netz – MOX-Einsatz soll auf den Prüfstand
Nach gut fünf Wochen ist seit heute das Atomkraftwerk im niedersächsischen Grohnde wieder am Netz. Unter anderem sind nun auch acht Brennelemente mit Plutonium im Einsatz. Der Einsatz dieser umstrittenen Brennstäbe soll künftig auf den Prüfstand.
Für fünf Wochen war der Meiler abgeschaltet, um umfangreiche Wartungs- und Reparaturarbeiten durchführen zu können. Auch sind nach Angaben eines Sprechers des niedersächsischen Umweltministeriums 52 der 193 Brennelemente (BE) im Reaktorkern ausgetauscht worden. Dabei kommen in diesem Betriebszyklus auch acht Mischoxid-BE zum Einsatz. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Uran-BE enthalten sie das Ultragift Plutonium.
Der Einsatz von MOX-BE ist hoch umstritten, selbst der Betreiberkonzern E.ON stellt ihn in Frage. Laut dpa soll im Laufe des Jahres die grundsätzliche Frage geklärt werden, ob auch künftig solche Brennelemente in niedersächsischen Atomkraftwerken eingesetzt werden.
Der Einsatz von plutoniumhaltigen Mischoxid -Brennelementen (MOX) macht Atomreaktoren komplizierter, gefährlicher und erhöht die Auswirkung von katastrophalen Unfällen, so dass wesentlich mehr Plutonium freigesetzt werden könnte. Auch strahlen abgebrannte MOX-Brennelemente doppelt so stark im Vergleich zu “normalen” Brennelementen. Das bedeutet eine verstärkte Strahlenbelastung bei Personal und Anwohnern, bei der Zwischenlagerung und der völlig ungeklärten Entsorgung. Die Ereignisse im Block 3 des AKW Fukushima haben 2011 gezeigt, dass plutoniumhaltige MOX-Brennelemente die verheerenden Auswirkungen von Reaktorunglücken noch vergrößern. Zudem könnten aus dem Material bis zu 50 Atombomben gebaut werden. Speziell der Transport birgt Risiken, denn ein Schutz auf den vielen Kilometern – besonders auf der Autobahn – kann nicht umfassend gewährleistet werden. Sollte Plutonium bei einem Unfall frei werden, können schon kleinste Spuren davon, eingeatmet, Krebs auslösen. Plutonium ist ein sogenanntes Ultra-Umweltgift mit einer Halbwertzeit von 24.000 Jahren.
AtomkraftgegnerInnen fordern das generelle Verbot von MOX-BE. Zwei Anlieferungen zum AKW Grohnde im September und November letzten Jahres hatte zu heftigen Protesten von AtomkraftgegnerInnen geführt. Gegen vergleichbare Pläne für das AKW Brokdorf regt sich erster Widerstand.
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Quelle (Auszug): dpa, tageblatt.de; 14.05.2013