Entwidmung aller Häfen für den Umschlag radioaktiver Stoffe
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hat seine Forderung nach der Entwidmung aller Häfen für den Umschlag radioaktiver Stoffe bekräftigt. Der Brand der “Atlantic Cartier” am 1. Mai in Hamburg hat verdeutlicht, dass die Gefahr einer Atomkatastrophe nicht nur im Nahbereich von Atomkraftwerken und Atomanlagen droht, sondern auch weitab an allen Stationen der Atomtransporte.
Erst nach dem Brand des Frachters “Atlantic Cartier”wurde offiziell bekannt, dass an Bord des Schiffes Nuklearmaterial geladen war. Auch das hochgefährliche Uranhexafluorid war an Bord, das in keinem Fall mit Wasser in Verbindungen kommen darf, da sich sonst Flusssäure bildet. Alternative Löschmittel standen der Hamburger Feuerwehr allerdings nicht ausreichend zur Verfügung.
„Durch die Bergung der Urancontainer von dem brennenden Schiff konnte in diesem Fall eine Katastrophe verhindert werden. Aber niemand kann garantieren, dass ein derartiger Brand an Bord eines Atomfrachters immer in den Griff zu bekommen sein wird“, warnt das Hamburger BBU-Vorstandsmitglied Regina Ludewig.
Der NDR berichtete am gestrigen Montag (27. Mai) über neue Ungereimtheiten und Auffälligkeiten im Zusammenhang mit dem Frachter Atlantic Cartier. So fehlten in den Frachtpapieren Angaben über die konkrete Strahlungsintensität der radioaktiven Ladung. Zudem wurde bekannt, dass die „Atlantic Cartier“ schon vor dem Brand in Hamburg wegen Sicherheitsmängeln aufgefallen war. Die US-Küstenwache bemängelte im November 2012 das Brandschutzsystem des Schiffes. Und im Sommer 2012 hatten bereits belgische Kontrolleure in Antwerpen eine Mängelliste erstellt.
Der BBU fürchtet, dass auch die Sicherheit anderer Nuklearfrachter nicht ausreichend ist und fordert daher von den zuständigen Behörden und Regierungen lückenlose Aufklärungen und ein eindeutiges Engagement gegen Atomtransporte zu Wasser und auch auf dem Landweg. Insgesamt fordert der BBU die sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke und Atomanlagen.
„Diese tickenden Zeitbomben sind schon für sich eine Bedrohung für die Bevölkerung. Und für ihren Betrieb sind zahllose Atomtransporte rund um den Globus erforderlich, die unverantwortlich sind“, so Regina Ludewig vom BBU.
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17. Mai 2013 – Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände befürchten, dass die neun Tonnen Uranhexafluorid, die der brennende Atomfrachter ‘Atlantic Cartier’ am 1. Mai im Hamburger Hafen an Bord hatte, für die Urananreicherungsanlage Gronau oder die Brennelemente Fabrik Lingen bestimmt waren.
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10. September 2012 — Der Bremer Senat hat ein neues Gutachten vorgelegt, nachdem das erlassene gesetzliche Verbot für den Umschlag von Atomtransporte mit Kernbrennstoffen über bremische Häfen rechtsmäßig ist. Das berichtet Radio Bremen. Weil die Bremer Häfen nicht mehr für den Umschlag in Frage kommen und auch Cuxhaven und Wilhelmshaven sich weigern, radioaktive Stoffe über ihre Häfen transportieren zu lassen, muss E.on für den bevorstehenden Transport von plutoniumhaltiven MOX-Brennelementen aus Sellafield auf den Hafen Nordenham ausweichen.
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10. März 2011 — Das Land Bremen kann Atomtransporte nicht verhindern, aber stoppen. Möglich ist das durch eine Teilentwidmung der Bremischen Häfen. Das jedenfalls geht aus einem Gutachten hervor, das die Rechtsanwälte Rainer Kulenkampff und Stefan Ripke im Auftrag der Bürgerschaftsfraktion der Linken erstellten.
Quelle: dpa / bbu-online.de; 28.05.2013