Atomtransporte auf Passagierfähren
Die Passagiere sitzen auf dem Sonnendeck und freuen sich auf den Urlaub. Was sie nicht wissen: Mit ihnen, im Bauch der Fähre, fährt radioaktives Material mit. Auf Lkw oder in Güterwaggons wird regelmäßig „Gefahrgut der Klasse 7“ auf Personenfähren transportiert, so etwa von Rostock ins schwedische Trelleborg und zurück. Das haben Recherchen von Panorama 3 ergeben. Atomkraftgegner fordern ein generelles Verbot von Atomtransporten.
Die schwedische Reederei Stena Line räumte ein, auf der Spezialfähre „Skåne“ neben Passagieren auch schwach radioaktives Material zu transportieren. Es handele sich um medizinischen Müll, sagte ein Sprecher der Reederei am Mittwoch in Kiel. Das Schiff dürfe das Material „der geringsten Klassifizierungsgruppe“ transportieren, zu den Gütern zählten zum Beispiel Instrumente oder Materialien aus Krankenhäusern.
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) fordert mit größtem Nachdruck von den Reedereien, dass sie auf Atomtransporte verzichten und nicht gleichzeitig Passagiere und Atommülll, Uran und andere nukleare Frachten transportieren sollen. Der Brand des Frachters “Atlantic Cartier” am 1. Mai im Hamburger Hafen habe verdeutlicht, dass die Gefahr einer Atomkatastrophe nicht nur im Nahbereich von Atomkraftwerken und Atomanlagen droht, sondern auch weitab an allen Stationen der Atomtransporte. Alle Atomtransporte müssten „aus Sicherheitsgründen generell“ verboten werden, so BBU-Sprecher Udo Buchholz. Auch die BI Kiel gegen Atomanlagen spricht sich „entschieden für die sofortige Abschaltung aller Atomanlagen und damit verbundener Atomtransporte“ aus.
Eine Möglichkeit für die Landesregierungen ist der Verbot von Atomtransporten über ihre Häfen. Diese politisch motivierte Entwidmung wurde in Bremen kürzlich per Gerichtsbeschluss bekräftigt.
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- Atomtransporte über Bremen bleiben weiter verboten
18. Juni 2013 – Die CDU ist mit ihrem Antrag gegen das Verbot von Atomtransporten in Bremen kläglich gescheitert. Der Staatsgerichtshof Bremen hat den CDU-Vorstoß für unzulässig erklärt: Die Länder könnten selbst entscheiden, was in den Häfen umgeschlagen wird. Das garantiere die Verfassungsautonomie der zuständigen Länderregierungen und nicht die Wünsche der Konzerne.
- Entwidmung aller Häfen für den Umschlag radioaktiver Stoffe
28. Mai 2013 – Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hat seine Forderung nach der Entwidmung aller Häfen für den Umschlag radioaktiver Stoffe bekräftigt. Der Brand der “Atlantic Cartier” am 1. Mai in Hamburg hat verdeutlicht, dass die Gefahr einer Atomkatastrophe nicht nur im Nahbereich von Atomkraftwerken und Atomanlagen droht, sondern auch weitab an allen Stationen der Atomtransporte.
- Doku: Atomtransporte über den Rostocker Seehafen
6. Dezember 2012 – Mehrmals im Jahr werden atomare Güter, hauptsächlich Unranhexaflourid, über den Rostocker Hafen transportiert. In Zeiten der Energiewende, des Atomausstiegs, zeigt eine filmische Dokumentation, wie Menschen aus Rostock und anderen Städten mit solchen Transporten umgehen.
- Doch Atomtransporte über Bremische Häfen?
1. November 2012 – Atommüll-Transporte über die Bremischen Häfen sind durch eine Änderung des Hafenbetriebsgesetzes eigentlich nicht erlaubt. Jetzt haben zwei Unternehmen der Atomwirtschaft Anträge auf Sondergenehmigungen gestellt. Allerdings nicht für einzelne Transporte, sondern für alle, die in der Zukunft anliegen: Dauersondergenehmigungen also.
- Hafen gesperrt: Bremer Verbot von Atomtransporten rechtmäßig
10. September 2012 — Der Bremer Senat hat ein neues Gutachten vorgelegt, nachdem das erlassene gesetzliche Verbot für den Umschlag von Atomtransporte mit Kernbrennstoffen über bremische Häfen rechtsmäßig ist. Das berichtet Radio Bremen. Weil die Bremer Häfen nicht mehr für den Umschlag in Frage kommen und auch Cuxhaven und Wilhelmshaven sich weigern, radioaktive Stoffe über ihre Häfen transportieren zu lassen, muss E.on für den bevorstehenden Transport von plutoniumhaltiven MOX-Brennelementen aus Sellafield auf den Hafen Nordenham ausweichen.
- Gutachten: Bremen darf Häfen für Atomtransporte sperren
10. März 2011 — Das Land Bremen kann Atomtransporte nicht verhindern, aber stoppen. Möglich ist das durch eine Teilentwidmung der Bremischen Häfen. Das jedenfalls geht aus einem Gutachten hervor, das die Rechtsanwälte Rainer Kulenkampff und Stefan Ripke im Auftrag der Bürgerschaftsfraktion der Linken erstellten.
Quellen (Auszug): dpa, bbu-online.de, BI Kiel gegen Atomanlagen; 20.06.2013