England und USA: Das Ende weiterer Atomträume
Die britische RWE-Tochtergesellschaft RWE npower plc hat zwei grundstücke nahe des britischen Atomstandorts Sellafield verkauft, wo 2009 noch der Neubau von Atomkraftwerken geplant war. Der französische Staatskonzern EdF steigt aus amerikanischen Atom-Beteiligungen aus.
Die beiden englischen Standorte – Kirksanton und Braystones – liegen beide in der Nähe von Sellafield, wo sich ein großer Atomkomplex mit mehreren Reaktoren und Wiederaufarbeitungsanlage befindet. Die beiden Gelände gehörten zu den ursprünglich elf potenziellen Standorten für den Bau neuer AKW , welche die britische Regierung Mitte April 2009 in die Vernehmlassung schickte. Die Regierung strich später drei davon, darunter Kirksanton und Braystones. Durch den Verkauf verzichtet RWE npower auch darauf, diesen Entscheid anzufechten. Nach der Durchführung einer strategischen Überprüfung beschloss die RWE npower bereits im März 2012, sich aus dem britischen Neubauprogramm zurückzuziehen. Ein gemeinsames Joint Venture mit E.ON, Horizon Nuclear Power Ltd., wurde aufgegegen.
Der französische Staatskonzern und weltgrößter Atomstromproduzent EdF will in Amerika aus der Atomkraft aussteigen. Dieser Schritt sei laut Medieninformationen „überraschend“. Das Unternehmen habe sich mit seinem US-Partner Exelon darauf geeinigt, dass gemeinsame AKW-Joint-Venture CENG in nächster Zeit zu beenden. Zwischen Januar 2016 und Juni 2022 sollen die Anteile verkauft werden. Hintergrund ist der Erdgasboom in den USA, der den dortigen Energiemarkt kräftig durcheinandergewirbelt hat. Mehrere AKW wurden aus Rentabilitätsgründen geschlossen, bei anderen die Produktion heruntergefahren. EdF betreibt gemeinsam mit Exelon fünf Atomkraftwerke in den USA. Vor sechs Jahren hatte EDF noch geplant, bis zu vier Meiler in den USA zu bauen.
- “EPR”: Auch in Frankreich Explosion der Kosten
4. Dezember 2012 – Statt den anfangs veranschlagten 3,3 Milliarden Euro beziffert der französische Energiekonzern EdF die Kosten der “Prestige-Reaktors”, der in Flamanville gebaut wurde, nun auf 8,5 Milliarden. Trotzdem wird weiter an dem Reaktor gezimmert, der in Europa die “Renaissance der Atomkraft” einläuten sollte. Auch in Finnland erlebt der Hersteller Areva einen Finanz-GAU.
- England: AKW Hinkley Point C wird immer teurer
24. Juni 2013 – Seit Monaten laufen die Verhandlungen zwischen dem französischen Energieversorger EDF und der Britischen Regierung über den Einspeisepreis für das britische Atomkraftwerk Hinkley Point C, berichtet Hans-Josef Fell, Sprecher für Energie der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. Es zeige sich wieder einmal, wie wahnwitzig teuer neue Atomkraftwerke sind.
- Nur noch 100 AKW: USA schaltet zwei weitere Meiler ab
8. Juni 2013 – Zwei weitere Reaktoren sind in Amerika stillgelegt worden. Billigere Alternativen zur Stromerzeugung führen dazu, dass die Anlagen nicht mehr rentabel sind.
- USA: AKW wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit stillgelegt
15. Mai 2013 – Das Atomkraftwerk Kewaunee im US-Bundesstaat Wisconsin wurde am 07. Mai stillgelegt. Der Betrieb des Meilers war nicht mehr wirtschaftlich.
- Nächster Rückschlag für Atomkraft in Großbritannien
8. Februar 2013 – In Großbritannien müssen die Atompläne zwei herbe Rückschläge hinnehmen: ein wichtiger Investor für den Neubau von Meilern zieht sich zurück und das geplante Endlagerprojekt in West Cumbria wurde zurückgezogen.
- Atomkonzern Hitachi will mit EURATOM-Geldern neue AKW bauen
1. November 2012 – Der japanische Konzern Hitachi will in Großbritannien neue Atomkraftwerke bauen, nachdem die deutschen Energiekonzerne EON und RWE sich von dem Bauvorhaben zurückgezogen haben. Hitachi stellte auch den Katastrophen-Reaktor Fukushima-Daiichi-4 her. Angesichts weiterer Atomprojekte von Hitachi in Finnland, Litauen und anderen osteuropäischen Ländern, die zum Teil über den EURATOM-Vertrag finanziert werden sollen, fordern die NaturFreunde Deutschlands die Bundesregierung erneut auf, aus dem EURATOM-Vertrag auszusteigen.
- RWE: Schlussstrich unter Pro-Atom-Kurs
25. Oktober 2012 – Der deutsche Energiekonzern RWE lässt den aggressiven pro-Atom-Kurs von Ex-Chef Grossmann endgültig hinter sich. Der neue Chef Peter Terium beendet mit dem Verkauf der britischen Atomtochter Horizon, die der Konzern mit dem Rivalen Eon betreibt, die atomare Ära. Atomkraftgegner fordern die Stilllegung der letzten deutschen Reaktoren und ein Ende der Beteiligung an ausländischen AKW.
Quellen (Auszug): industriemagazin.net, nuklearforum.ch; 30.07.2013