Blindflug bei GAU: Neckarwestheim weiter ohne Notfallpläne

Am Atomstandort Neckarwestheim soll Block 2 noch bis 2022 in Betrieb bleiben. Doch überarbeitete Notfallpläne für den Super-GAU gibt es bis heute nicht. Atomkraftgegner fordern daher die sofortige Stilllegung des Meilers.

Unfall-Szenario AKW Gundremmingen-B mit meteorologischen Daten am 20. August 1995

Unfall-Szenario AKW Gundremmingen-B mit meteorologischen Daten am 20. August 1995

Die Atomkatastrophe von Fukushima vor mehr als zwei Jahren hat gezeigt, dass die Notfallplanungen auch in Deutschland vollständig überarbeitet werden muss. Das Bundesamt für Strahlenschutz kritisiert ebenfalls Lücken im Katastrophenschutz, selbst die Internationale Atomenergiebehörde sieht noch „Sicherheitslücken“. In Deutschland gibt es die überarbeitete Richtlinien noch immer nicht. Er „kann nicht sagen, wann diese vorliegen“, sagt Branddirektor Frieder Lieb vom Regierungspräsidium Stuttgart laut stimme.de.

Als Extremfall für das GKN gehen laut stimme.de die derzeit aktuellen Planungen von einer Störung aus, die eine radioaktive Wolke über Teile der Region ziehen lässt. Dafür ist das Umland in Zonen eingeteilt, in einem 8km-Radius um den Meiler soll evakuiert werden. Dort leben 100.000 Menschen. Liste mit Busunternehmen liegen vor, vorgeplant sind auch die Orte, in die die Menschen dann zum Großteil mit ihren eigenen Autos flüchten sollen.

  • Mit einem Super-GAU hat diese Notfallplanung nicht viel zu tun, würden dabei doch große Mengen Strahlung über lange Zeiträume freigesetzt werden – und die ganze Region in viel größerem Umkreis unbewohnbar werden.

Hans Heydemann vom Bund der Bürgerinitiven Mittlerer Neckar (BBMN) hält die Notfallplanungen für unsinnig, sie seien „Selbstbetrug“. Zum Beispiel würde der Evakuierungsplan vorsehen, dass Menschen aus Nordheimer nach Öhringen gebracht werden, in eine Stadt, die nur 30 Kilometer vom AKW entfernt liege, noch dazu in Hauptwindrichtung.

Atomkraftgegner fordern aufgrund der unrealistischen Notfallplanung die sofortige Stilllegung der letzten neun Atomkraftwerke in Deutschland. Man dürfe den Katastrophenschutz nicht auf die Probe stellen, um während des Desasters dann die eklatanten Defizite zu erfahren. Es gehe schließlich um viele Menschenleben und deren Lebensgrundlage. Die bessere Alternative wäre das Ende der Nutzung von Atomenergie.

  • Atomkraftwerke weiter mit unzureichenden Notfallplänen
    16. Juli 2013 – Eine Untersuchung der Internationalen Atomenergie-Lobbyorganisation IAEA offenbart weiter Sicherheitslücken in Atomkraftwerken. Auch zwei Jahre nach dem GAU von Fukushima seien Notfallpläne bei mehreren Atomkraftwerken weltweit weiter unzureichend.
  • Kein AKW gegen Flugzeugabstürze geschützt
    11. Juli 2013 – Kein deutsches Atomkraftwerk ist umfassend gegen den Absturz eines mittelgroßen Flugzeuges ausgelegt. Bei der Errichtung der deutschen Atomkraftwerke hat man den Flugzeugabsturz nicht wie andere Auslegungsstörfälle – z.B. Bruch von Hauptkühlmittelleitungen, Erdbeben und Hochwasser – umfassend betrachtet, sondern man hat sich mit punktuellen Schutzmaßnahmen zufrieden gegeben. Dies ist das Ergebnis eines Gutachtens, das ausgestrahlt in Auftrag gegeben hatte.
  • IPPNW: Innenminister verbummeln Katastrophenschutz-Verbesserungen
    24. Mai 2013 – Anlässlich der Innenministerkonferenz in Hannover kritisiert die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW die Verzögerung der dringend notwendigen Verbesserung der „Rahmenempfehlungen für den Katastrophenschutz“ seitens der dafür verantwortlichen Innenminister der Länder. Unter anderem verweisen sie auf nicht erforderliche, langwierige neue Wahrscheinlichkeitsberechnungen für den Eintritt eines Atomunfalls.
  • Fehlanzeige Katastrophenschutz: Bundesamt für Strahlenschutz bestätigt Kritik der IPPNW
    8. Dezember 2012 – Das Bundesamt für Strahlenschutz teilt die Kritik der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW am derzeit geltenden Katastrophenschutz bei einem AKW-Unfall. Das bestätigte eine Sprecherin des Instituts gegenüber der Augsburger Allgemeinen. Eine Studie des Amtes war bereits im April diesen Jahres zu dem Schluss gekommen, dass der Katastrophenschutz in Deutschland bei einem Super-GAU versagen würde. Die Innenminister haben bisher keinerlei Konsequenzen gezogen.
  • IPPNW: Atomarer Katastrophenschutz veraltet und zu kleinräumig
    1. Dezember 2012 – Anlässlich der Herbsttagung der Innenministerkonferenz vom 5.-7. Dezember 2012 in Rostock-Warnemünde wendet sich die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW mit einem Offenen Brief zum Katastrophenschutz an alle Innenminister Deutschlands. Auf der Konferenz wird über die Konsequenzen beraten, die sich aus dem Super-GAU von Fukushima für die noch laufenden Atomkraftwerke in Deutschland ergeben.

Quelle (Auszug): stimme.de, 30.07.2013