Uranzug-Blockade: Prozess gegen Anti-Atom-Aktivist_innen
Letztes Jahr, am 30.7. 2012 musste ein, mit Uranhexafluorid beladener Zug gleich wieder umkehren, nachdem er die Urananreicherungsanlage in Gronau verließ. Zwei Aktivist_innen hatten sich bei Metelen an die Gleise gekettet. Am 20.8. kommt es nun zum Prozess vor dem Amtsgericht Steinfurt.
Die Urananreicherungsanlage in Gronau hat, genau wie die Brennelementefabrik in Lingen, eine unbefristete Betriebsgenehmigung und ist vom sogenannten Atomausstieg nicht betroffen. Mit den beiden Anlagen gehen zahlreiche Atomtransporte einher – in Gronau fährt durchschnittlich täglich ein Transport mit Uranhexafluorid aus oder in die Anlage.
Im letzten Jahr gab es mehrere Aktionen gegen die Transporte. Der Uranhexafluorid-Zug vom 30.7.2012 musste nach der Ankettaktion wegen einer weiteren Kletteraktion schließlich komplett umgeleitet werden. Für die Ankettaktion bekamen zwei Personen Strafbefehle über 80 und 120 Tagessätze. Sie legten Einspruch ein, deshalb kommt es nun zur Verhandlung in Steinfurt. Vorgeworfen wird die Störung öffentlicher Betriebe.
„Hier wird versucht, die Kritik an der Atomkraft zu unterbinden“, erläutert Willi Hesters vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen den Gerichtsprozess. „Wie Recht die Angeklagten mit ihrer Aktion hatten, zeigte sich in beängstigender Weise am 1.Mai in Hamburg: Dort brannte viele Stunden das Schiff „Atlantic Cartier“, welches unter anderem Uranhexafluorid geladen hatte, neben dem Auftakt des Kirchentages – eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes wurde nur knapp verhindert.“
Uranhexafluorid reagiert mit Wasser zu der hochgiftigen Flusssäure, dabei genügt der Kontakt mit Luftfeuchtigkeit – bei einem Brand könnten also große Gebiete kontaminiert werden. Deshalb fordern Anti-Atom-Initiativen seit langem den Stopp der gefährlichen Transporte.
Weil es weiter Atomtransporte gibt und der Atomausstieg in Gronau und Lingen erst noch durchgesetzt werden muss wird es auch weiterhin Aktionen und Blockaden geben. Hanna Poddig, die Angeklagte im jetzigen Prozess, ist entschlossen:
„Wir lassen uns nicht einschüchtern und waren zum Beispiel auch dieses Jahr im Rahmen des Anti-Atom-Camps in Metelen an einer Sitzblockade vor der Brennelementefabrik in Lingen beteiligt.“
- Zum Prozess ist die Öffentlichkeit herzlich eingeladen.
Prozesstermin: Di, 20.8.2012 um 11.30 Uhr vorm Amtsgericht Steinfurt
- ARD-Doku / Kinderkrebs in Sibirien: Hat Urananreicherung in Gronau weltweite Auswirkungen?
27. Mai 2013 – Mit großer Betroffenheit reagieren die Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) auf die ARD-Dokumentation „Gott und die Welt“, die am gestrigen Sonntag (26. Mai) über den krebskranken Jungen Nikita aus dem sibirischen Angarsk berichtete. Nikita wird in Hannover gegen seine Krebserkrankung behandelt.
- Uranhexafluorid auf brennendem Atomfrachter Atlantic Cartier in Hamburg
17. Mai 2013 – Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände befürchten, dass die neun Tonnen Uranhexafluorid, die der brennende Atomfrachter ‘Atlantic Cartier’ am 1. Mai im Hamburger Hafen an Bord hatte, für die Urananreicherungsanlage Gronau oder die Brennelemente Fabrik Lingen bestimmt waren.
- Strafbefehle wegen Uranzug-Blockade bei Metelen
20. Februar 2013 – Am 30. Juli 2012 ketteten sich zwei Aktivist_innen im Rahmen eines Anti-Atom-Aktionscamps bei Metelen (zwischen Gronau und Münster) an die Schienen, um einen Urantransport aus Gronau aufzuhalten. Beide Aktivist_innen haben nun vom Amtsgericht Steinfurt Strafbefehle in Höhe von 120 bzw. 80 Tagessätzen à 15 Euro wegen „Nötigung“ und „Störung öffentlicher Betriebe“ erhalten, gegen die sie Widerspruch eingelegt haben. Damit sind nun Prozesse vor dem Amtsgericht Steinfurt zu erwarten und es drohen Geldstrafen zu insgesamt 3000 Euro.
- Angekettet: Protestaktion gegen Uranmülltransport aus Gronau nach Frankreich
30. Juli 2012 – AktivistInnen aus den Anti-Atom-Organisationen contrAtom und ROBIN WOOD sowie vom Aktionsbündnis gegen Atomanlagen Münsterland haben heute Mittag um 12:15 einen Zug mit abgereichertem Uranmüll aus der Urananreicherungsanlage Gronau gestoppt.
Gemeinsame Presseerklärung von Aktionsbündnis Münsterland und ContrAtom, 16.08.2013