Prämien für den Betrieb von Atomkraftwerken?
Es wäre ein Wiederbeleben der Atomkraft, die Betreiber der großindustriellen Energieinfrastruktur würden sich die Hände reiben: Prämien für den Betrieb von konventionellen Kraftwerken sind im Gespräch. Atomkraftgegner warnen vor falschen Investitionen.
Weil der Ökostrom im deutschen Stromnetz immer weiter zunimmt und dank dieses zeitweise sehr großen Angebots die Strompreise an der Börse immer tiefer sinken, denken die Betreiber großer fossiler Kraftwerke über deren Stilllegung nach. Die großen Kraftwerke laufen unrentabel, weil die Stromgestehungskosten im Vergleich zu Ökostromanlagen hoch sind. Außerdem erhält die Einspeisung von Ökostrom ins Stromnetz Vorrang. Die Bundesnetzagentur hat die Stilllegung von zwölf Kraftwerksblöcken mit insgesamt etwa 7000 Megawatt genehmigt, weil ihre Abschaltung „nicht systemrelevant“ sei. Alle Anlagen befinden sich im Norden Deutschlands, elf weitere Anträge für die Stilllegung von elf Blöcken im Süden würden noch geprüft. Es handelt sich überwiegend um Gaskraftwerke.
Damit sich die Stilllegungsanträge für weitere fossile Kraftwerke nicht weiter häufen und eine sichere Energieversorgung für Deutschland weiter gewährleistet bleibt, wird über Wege diskutiert, die Rentabilität der Anlagen mit finanziellen Anreizen sicherzustellen. Dabei kamen im Zuge der Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD Sonderprämien – sogenannte Kapazitätsprämien – für Kraftwerksbetreiber, die rund um die Uhr Strom liefern können, ins Gespräch. Damit gemeint sind primär Atom-, Kohle- oder Gaskraftwerke. Und es geht um Summen im Milliardenbereich.
Die Bundesnetzagentur lehnt diese staatlichen Subventionen entschieden ab, Präsident Jochen Homann „warnt“ vor dieser Lösung, denn aktuell gebe es „insgesamt ausreichende Erzeugungskapazitäten“.
Atomkraftgegner warnen vor Plänen, die alten Kraftwerke mit Sonderprämien zu fördern:
„Solche Lösungen unter dem Vorwand der Versorgungssicherheit wären ein Wiederbeleben der Dinosauriertechniken Atom und Kohle mithilfe von Steuergeldern“, warnt Jan Becker von contrAtom. „Gleichzeitig beerdigt das die Energiewende, die von der Mehrheit der Deutschen gefordert wird. Dank des großen Angebots an Ökostrom laufen Atomkraftwerke schon heute nicht mehr wirtschaftlich, was die Betreiber aus aktiensrechtlicher Sicht zwingen muss, ihre Meiler schneller als im Atomausstieg vereinbart stillzulegen. Neue staatliche Subventionen für den Betrieb von Atomkraftwerken brauchen in Deutschland nicht diskutiert werden, denn die Gesellschaft ist dagegen.“
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Quellen (Auszug): dpa, faz.net 01./05.11.2013