Castoren: Keine Scheinlösungen! Radioaktivität lässt sich nicht kontrollieren
Das Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn fordert: keine Castortransporte durch das Neckartal, keine Verharmlosung der radioaktiven Belastung, eine strikte Trennung von Atomwirtschaft und Atomaufsicht, sofortiges Abschalten der Atomkraftwerke.
„Wenn Umweltministerium Baden Württemberg und Atombetreiber EnBW rein zur Kostenoptimierung Castortransporte durch das Neckartal wollen, statt das beantragte Castorlager in Obrigheim endlich in verbesserter Form zu bauen, weckt dies Zweifel an der Unabhängigkeit der beim EnBW-Besitzer, dem Land Baden-Württemberg, angesiedelten Aufsicht“, gibt Gottfried May-Stürmer vom Aktionsbündnis zu denken. „In den letzten Tagen hat die EnBW versucht, die Bevölkerung durch einen völlig unseriösen Vergleich der radioaktiven Emissionen aus dem Atomkraftwerk Neckarwestheim mit einem Karibikflug zu beschwichtigen, und das Umweltministerium hat diese Emissionen ebenso wie den Brennelementdefekt als ‚Normalbetrieb’ bewertet. Das weckt kein Vertrauen in die sachgerechte Beurteilung des Castorproblems.“
Jeder einzelne Castortransport, egal ob per Schiff, per Bahn oder auf der Straße, ist ein unkalkulierbares Risiko für ein riesiges Gebiet. „Neben der direkten Strahlung sorgen wir uns vor allem um das Risiko großflächiger Freisetzung stärkster Radioaktivität“ weist Monika Knoll vom Energiewende-Bündnis auf die Gefahren durch einen Unfall oder einen Anschlag hin, „dann kann niemand mehr helfen, und vorbereitet ist auch niemand“ fasst sie die Überforderung des Katastrophenschutzes und das Desinteresse der Rathäuser in der Region zusammen.
Auch nach Meinung der Initiative AtomErbe Obrigheim sind die Obrigheimer Brennelemente in dem geplanten Standort-Zwischenlager aufzubewahren. Sie fordert, dass dieses selbstverständlich nach dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik mit möglichst hohen Sicherheitsvorkehrungen errichtet werden soll. Das Atomgesetz sieht vor, dass der hochradioaktive Atommüll am jeweiligen Standort zwischengelagert wird, wo er entstanden ist, und so gefährliche Atomtransporte vermieden werden. Dieser Grundsatz sollte nicht ausgehebelt werden.
Franz Wagner vom Aktionsbündnis Energiewende Heilbronn bezeichnet die geplante Zusammenlegung de Obrigheimer und der Neckarwestheimer Castoren als Scheinlösung:
„Durch Hin- und Herverschieben von Atommüll wird das Problem nicht verringert. Mehr Müll auf einem Platz erhöht das Risiko eines Unglücks gewaltig. Und die Besonderheiten der Atomtunnel unter dem Gemmrigheimer Teil des GKN liegen nicht nur im unsicheren geologischen Untergrund, sondern auch in der Gefahr, dass die Castoren verschüttet werden können.“
Wäre Radioaktivität sichtbar, dann wären die AKWs sicher schon lange abgeschaltet. Um die weite Ausbreitung der Radioaktivität im Normalbetrieb und beim Super-GAU zu verdeutlichen, lassen Antiatom-Initiativen am Samstag 16.11.13 um „5 vor 12“ an 8 AKW-Standorten Luftballons steigen.
- Wir bitten alle Menschen: achten Sie am Samstag und den nachfolgenden Tagen bundesweit auf Luftballonfunde und senden Sie die Karten der Ballons an die angegebene Adresse ein. Infos: www.AtomAlarm.info
- ENBW plant Atommüll-Transport nach Neckarwestheim
17. April 2013 – Es ist noch viel Platz frei im Zwischenlager Neckarwestheim, deswegen plant der Betreiber EnBW die Überführung der Brennelemente aus dem stillgelegten AKW Obrigheim in die Halle am Neckar. Atomkraftgegner halten die Transporte für überflüssig und gefährlich. - Wohin mit dem hochradioaktiven Atommüll aus Obrigheim?
22. Dezember 2012 – Seit mehreren Jahren weisen Mitglieder der Initiative AtomErbe Obrigheim darauf hin, dass im AKW Obrigheim 342 abgebrannte hochradioaktive Brennelemente in einem Nasslager innerhalb der Anlage liegen und damit die Risiken beim Rückbau des Atomkraftwerks erhöhen. Dieses in den 1980er Jahren gebaute Nasslager war ursprünglich nur für die Notauslagerung der Brennelemente vorgesehen und wurde Ende der 1990er Jahre zum längerfristigen Zwischenlager umdefiniert. An allen anderen AKW-Standorten Deutschlands werden die abgebrannten Brennelemente in CASTOR-Behältern trocken gelagert.
- Abbau des AKW Obrigheim kritisch begleiten
17. September 2012 – Der Abbau des 2005 abgeschalteten Atomkraftwerks Obrigheim schreitet voran, aber Risiken und Gefahren bestehen weiter, denn die abgebrannten Brennelemente befinden sich noch in der Anlage und beim Abbau fällt radioaktives Material an. Atomkraftgegner rufen dazu auf, den Abbau weiter kritisch zu begleiten und laden zu einem “Sonntagsspaziergang”.
Quelle: energiewendeheilbronn.de, 13.11.2013