AKW Grafenrheinfeld: Bayrische Wirtschaft pokert auf Laufzeitverlängerung
Bayerns Wirtschaft sieht die Stromversorgung im Freistaat in Gefahr. Man solle über eine Laufzeitverlängerung für das laut Ausstiegsgesetz in 2015 stillzulegende Atomkraftwerk Grafenrheinfeld nachdenken.
Die Lage habe sich im vergangenen Jahr „nicht verbessert, sondern im Gegenteil weiter verschärft“, sagte der Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), Alfred Gaffal, bei der heutigen Vorstellung der zweiten Studie „Monitoring Energiewende“. Für Bayern werde die Lage nach der Abschaltung des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld Ende 2015 noch problematischer. Es drohe eine Versorgungslücke, wenn bis dahin nicht ausreichend neue Stromleitungen gebaut seien. An diesem Ausbau zweifelt Gaffal schon heute. „Im Notfall“ müsse geprüft werden, ob die Laufzeit von Grafenrheinfeld nicht verlängert werden sollte, bis die Leitungen fertig sind, fordert er.
Josef Göppel, Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Umweltausschuss des Bundestages, sieht in den Folgen Koalitionsvertrag ein „abruptes Abwürgen der Windkraft in Süddeutschland“ – um sich damit die Option Atomkraft offen zu halten. Zum Ende der kommenden Legislaturperiode – also 2017 – würde sich die Frage stellen: Wie will Deutschland weitermachen? Er befürchtet, dass dann manche sagen: Jetzt müssen die Atomkraftwerke weiterlaufen. Und das sei wahrscheinlich auch das geheime Ziele mancher Verhandlungspartner gewesen, vermutet Göppel.
- Als einer der Urheber des Koalitionsvertrags sieht Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) derzeit allerdings keinen Grund zur Aufregung: Die bayerischen Atomkraftwerke würden „wie geplant abgeschaltet“, beteuerte er. Im Gegenteil könnten eher teure Investitionen die AKW-Betreiber davon abhalten, die vereinbarten Laufzeiten voll auszuschöpfen.
Atomkraftgegner kündigen präventiv Proteste an. Denn letztlich wird unserer Einschätzung nach die Stilllegung jedes einzelnen der letzten neun Meiler erkämpft werden müssen. Und das nicht in den Parlamenten – sondern auf den Zufahrtsstraßen der Atomanlagen. Angesichts der ungelösten Endlagerfrage und der latenten Gefahr eines schweren Unfalls müssen die AKW sofort stillgelegt werden. Der diesjährige Rekord-Export an Strom ins Ausland untermauert sogar, dass ein schnelleres Abschalten der alten Meiler realistisch ist.
- Stromexport weiter auf neuem Rekordwert
4. November 2013 – Drei der letzten neun Atomkraftwerke laufen in diesem Jahr allein für das Ausland – rein rechnerisch gesehen. Der Stromexport ist weiterhin auf Rekordniveau. Atomkraftgegner fordern einen schnelleren Atomausstieg.
- AKW Grafenrheinfeld: Gefahr für Bayern, Strom für die Nachbarn
27. Mai 2013 – Die sofortige Stilllegung von Grafenrheinfeld ist dringend geboten, meinen die Grünen Bayern. Der Stromexport habe eine Höchstmarke erreicht, die Produktion aus Kohle- und Atomkraftwerken noch zugenommen. Das ist unverantwortlich.
- Sommerpause für AKW Grafenrheinfeld gefordert
21. März 2013 – Anstatt das hochmoderne Gaskraftwerk Irsching stillzulegen, sollte das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld für immer vom Netz, fordern Atomkraftgegner. Der Meiler ist der älteste noch in Betrieb befindliche in Deutschland und soll erst 2015 endgültig vom Netz gehen.
- 30 Jahre AKW Grafenrheinfeld
9. Dezember 2011 – Heute vor 30 Jahren begann der Betrieb des bayrischen Atomkraftwerks Grafenrheinfeld. Noch weitere 4 Jahre soll der Reaktor laufen – und wird als erster der neun nach dem deutschen Atomausstieg verbleibenden Meiler abgeschaltet. Die Liste an Kritikpunkten ist lang – Atomkraftgegner fordern daher die sofortige Abschaltung.
- Ein möglicher Riss im AKW Grafenrheinfeld: Die offizielle Geschichte und ein bisschen mehr
15. Februar 2011 – Im Atomkraftwerk Grafenrheinfeld wurde während der Revision 2010 (März 2010 bis Juni 2010) ein “Thermoschutzrohr” im Rahmen einer wiederkehrenden Prüfung untersucht. Dabei wurden Risse entdeckt. Mit Stand 10.2.2011 beschreibt Rudi Amannsberger die Situation und zieht ein Fazit: Ökonomie geht vor Sicherheit!
Quellen (Auszug): klimaretter.de, mainpost.de, focus.de; 04.12.2013