Wie weiter mit Jülichs Atommüll?
Das beschauliche Jülich steckt in einer radioaktiven Sackgasse und niemand will es wahrhaben. 152 Castorbehälter mit 288 161 stark radioaktiven Brennelement-Kugeln aus dem ehemaligen AVR-Versuchsreaktor lagern auf dem Gelände des Forschungszentrums Jülich, einem erdbebengefährdeten Gebiet.
Das Lager, darin sind sich Experten aller Couleur einig, entspricht nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik. Unweit von Jülich, zwischen Eschweiler und Jülich, ist der riesige Tagebau Inden. 2030 wird dieser „ausgekohlt“ sein. Und ebenfalls unweit von Jülich, in der Nähe von Düren, findet sich der größte Braunkohletagebau von RWE, unweit der Ortschaft Hambach.
Sollte es aufgrund der Erdverschiebungen der beiden großen Tagebaus zu einem größeren Erdbeben kommen, dürfte der Grund, auf dem das Atommülllager Jülich gebaut ist, so stabil sein wie ein Wackelpudding. Es besteht Handlungsbedarf.
- Die Lage ist ernst. 1978 ist Jülich schon einmal nur knapp an einer großen Atomkatastrophe vorbeigeschlittert.
Experten warnen: wenn nicht zeitnah etwas geschieht, droht eine Katastrophe.. Das hat inzwischen auch die rot-grüne Landesregierung begriffen, die hektisch bemüht ist, das Problem in den Griff zu bekommen.
Vier Handlungsmöglichkeiten stehen dieser zur Wahl:
- Weitermachen wie bisher und regelmäßig die Betriebserlaubnis zu verlängern.
- Das Zeug in die USA zu exportieren. Geschätzte Kosten laut „Spiegel“: 450 Millionen Euro.
- Den Müll in das Zwischenlager Ahaus zu transportieren.
- Das Jülicher Atommülllager nachzurüsten und erdbebensicher zu machen.
Die Behörden scheinen den Export in die USA zu präferieren. Für 450 Millionen Euro wäre das Problem vom Tisch. Der Preis scheint günstig zu sein, doch er ist das Fünffache dessen, was mit diesem Jülicher Reaktor jemals an Strom produziert worden ist. Und auch dieses „Schnäppchen“ könnte sich schnell als Ente erweisen.
Die vom ‚Spiegel‘ ins Spiel gebrachten 450 Millionen Euro sind bisher offiziell weder bestätigt noch dementiert worden. Nach Informationen US-amerikanischer Umweltschützer von ‚Friends of the Earth‘ aus South Carolina ist in der Preisfrage des Imports des Jülicher Atommülls noch lange nicht das letzte Wort gesprochen. Und die Amerikaner können leicht eine höhere Summe verlangen, wenn sie wissen, dass die deutsche Seite bereit ist, diese auch zu begleichen.
Der Anti-Atom-Bewegung, die getreu dem Motto: „Nix rein und nix raus“ und dem Grundsatz, über Atommüll erst nach einer Abschaltung der Atomkraft zu verhandeln, ist die Option einer Nachrüstung des Atommülllagers von Jülich die am wenigsten abzulehnende Möglichkeit, zumal der Jülicher Reaktor ja schon abgeschaltet ist.
Artikelauszug von von Bernhard Clasen, www.scharf-links.de; 15.12.2013