„Langzeitverwahrung“ in Lubmin
Atommülllagerung bekommt in Lubmin einen neuen Titel: „Langzeitverwahrung“. Die Energiewerke Nord lassen die verseuchten Gebäude des AKW Greifswald mindestens die nächsten 50 Jahre lang stehen – und konterkarieren die Diskussion um Entsorgung.
Die kontaminierten Reaktorgebäude sollen in „Langzeitverwahrung“ gehen, berichtet „heise.de“. Rund 50 Jahre – so die Planung – sollen die radioaktiv verseuchten Gebäude stehen bleiben, um sie „nach einem natürlichen radioaktiven Zerfall mit deutlich geringerem technischen Aufwand und geringeren Kosten“ abreißen zu können. Ein Antrag dafür ist bislang allerdings nicht entschieden.
Auch das Zwischenlager am Standort, in dem verstrahlte Groß-Komponenten und hochradioaktive Abfälle aus dem ganzen Bundesgebiet gesammelt werden, wird noch Jahrzehnte in Betrieb bleiben. Genehmigt ist die Halle bis 2039. Dann würde man eine Verklängerung beantragen, weiss schon heute Henry Cordes, Chef des einzigen bundeseigenen Atommüllentsorger Energiewerke Nord (EWN). Grund dafür sei der Neustart der Endlagersuche in Deutschland und die verzögerte Inbetriebnahme von Schacht Konrad. Dorthin soll nach derzeitigen Planungen der schwach- und mittelaktive Müll. Die EWN plant mit dem Abtransport nicht vor 2020.
- Der Standort, der mit dem Versprechen gebaut wurde, nur hiesigen Atommüll zu verwahren, könnte noch viel mehr atomare Abfälle erwarten als bislang bekannt.
Über die künftige Annahme von Atommüll aus anderen privatbetriebenen Anlagen läuft seit 2011 ein Rechtsstreit mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern. In großem Stil könnte der Abfall in Lubmin konditioniert werden – was eine Vielzahl von Transporten nach sich zöge. Auch steht für die EWN noch die Zerlegung des Reaktors des Forschungsschiffes „Otto Hahn“ an, der sich derzeit noch in Geesthacht befindet. Über den Ort für die Reaktorzerlegung ist noch nicht entschieden.
Atomkraftgegner sehen in den Aussagen der EWN das Eingeständnis, Lubmin zu einem de facto Endlager zu machen:
„Wer heute schon die Verlängerungen der Lagergenehmigungen ankündigt und die Gebäude Jahrzehnte stehen lassen will, konterkariert die Debatte um Atommüllentsorgung in Deutschland und macht den Standort zu einem de facto Endlager“, so Jan Becker von contrAtom. „Ein Neustart der Endlagersuche muss auch eine Veränderung im Umgang mit den Hinterlassenschaften der Atomindustrie bedeuten – nicht nur um Glaubwürdigkeit zu erzeugen. In Lubmin werden die Müllberge der nächsten Generation überlassen, ohne eine einzige Perspektive einer tatsächlichen Entsorgung. Im Gegenzug träumt der Betreiber von einem Atommüllzentrum in großem Stil. Dagegen werden wir uns einsetzen.“
- Lubmin als Lösung für das Castor-Problem?
11. Juni 2013 – Das Zwischenlager Nord (ZLN) in Lubmin bei Greifswald soll als Lösung für den Castor-Streit herhalten: Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will ein Teil der verbliebene 26 Castoren aus den Wiederaufbereitungsanlagen Sellafield (England) und La Hague (Frankreich) nach Lubmin transportieren lassen. Am kommenden Freitag sollen die Pläne vorgestellt werden, Altmaier will so das Endlagersuchgesetz retten. Atomkraftgegner kündigen Widerstand gegen die Transporte an, denn die Akzeptanz in der Bevölkerung wurde mit dem Versprechen geschaffen, es werde ausschließlich DDR-Atommüll eingelagert.
- Der atomare Wahnsinn: Kurzzeit-AKW
17. August 2011 – In Deutschland stehen oder standen Ruinen von Atomkraftwerken, die teilweise nur Wochen in Betrieb waren. Mit Milliarden Euros wurden die Bauten subventioniert. Nun kostet der Abriss Millionen und der Verbleib der radioaktiven Hinterlassenschaften des atomaren Wahnsinns ist völlig unklar. Ein atomarer Wahnsinn auf Kosten der Steuerzahler.
- Zwischen-/Endlager Lubmin – Bund will längere Atommülllagerung
30. Juli 2011 – In Gorleben würde ein derartiges Vorgehen politisch nicht durchsetzbar sein: Die bundeseigenen Energiewerke Nord klagen mit ausdrücklicher Unterstützung des Bundes für weitere und längere Atommülllagerung im Zwischenlager Nord bei Lubmin. Sie gehen damit gegen Mecklenburg-Vorpommerns Landesregierung vor, die eine Verlängerung der sogenannten Pufferlagerung in Lubmin abgelehnt hat. Atomkraftgegner protestieren ebenfalls immer wieder gegen erneute Castortransporte, die im Gegensatz zu den Versprechen stehen, mit denen das Lager gebaut wurde.
- Lubmin: “Zwischen”-lager bis 2080
27. Dezember 2010 – Für das atomare Zwischenlager Nord in Lubmin, in das kürzlich Castorbehälter rollten, gibt es bereits eine Finanzplanung des Bundes bis zum Jahr 2080. Weil bundesweit kein Atommüllendlager in Sicht sei, müsse man mit verlängerten Zwischenlagerzeiten rechnen, die zusätzlich Geld kosteten: 1 Milliarde Euro. Atomkraftgegner hatten bereits im Vorfeld des Atommülltransports vor einem defacto Endlager in Lubmin gewarnt.
Quelle (Auszug): heise.de, 02.01.2013