Geplanter Verkauf der Urananreicherungsanlage Gronau: Privatisierung von URENCO vergrößert atomares Risiko

Die Ärzteorganisation IPPNW und die Umweltorganisation Robin Wood fordern beim geplanten Verkauf der Urananreichungsanlage Gronau eine Beteiligung der Öffentlichkeit.

„Dass ein privates Unternehmen die Kontrolle über eine Technologie erhalten soll, die zum Bau von Atombomben genutzt werden kann, ist ausgesprochen fragwürdig“, erklärt Dr. Alex Rosen, IPPNW.

„Jeder Verkauf von Anteilen an Dritte vergrößert das Risiko einer Weiterverbreitung der militärisch bedeutsamen Urananreicherungstechnologie“, sagt Dirk Seifert von Robin Wood.

Die Organisationen kritisieren, dass die Urananreicherungsanlage trotz des Atomausstiegs unbegrenzt weiterlaufen und Atomkraftwerke in aller Welt mit Brennstoff versorgen darf.

Uran wird in Deutschland zur Stromerzeugung in Atomkraftwerken zu 100 Prozent importiert. Dabei ist die deutsche Atomindustrie auch abhängig von Uranimporten aus Staaten außerhalb der OECD. Die deutsche Bundesregierung und die EURATOM Supply Agency verschleiern dabei die Herkunft des Urans. Als Lieferländer werden vor allem Frankreich und Großbritannien genannt, die jedoch über keine eigene Uranproduktion verfügen und lediglich als Zwischenhändler fungieren. Laut einer Analyse und Bewertung der Versorgungssicherheit in der Elektrizitätsversorgung im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums wurden im Jahr 2005 z.B. 8 % des Bedarfs aus dem Niger gedeckt, 29% aus Kanada, 23% aus Australien, 9% aus Kasachstan, 8% aus Russland und 23% aus anderen Ländern. Für die Folgejahre lassen sich die Herkunftsländer nicht nachvollziehen.

Laut EURATOM wurden 2012 13 % des Natururans für Europa aus dem Niger importiert. Das Land profitiert dabei kaum von seinem Ressourcenreichtum, besitzt dafür jedoch eines der am stärksten verseuchten Abbaugebiete der Erde. Umweltschützer kritisieren seit langem, dass der französische Konzern Areva den gewaltigen Wasserbedarf für den Uranabbau aus dem Grundwasser deckt und die kontaminierten Abwässer anschließend in nahegelegene Gewässer ableitet.

Ob in den Uranbergbaugebieten der Wismut im Erzgebirge oder von Areva im Niger, rund um Atomfabriken wie Sellafield oder La Hague oder in den Gegenden, die von radioaktivem Niederschlag durch Tschernobyl oder Fukushima kontaminiert wurden – überall wo Menschen ionisierender Strahlung ausgesetzt werden, steigt das Risiko von Krebserkrankungen, genetischen Veränderungen und Störungen des Immunsystems für die jetzige und kommenden Generationen.

Die IPPNW wird ab dem Frühjahr mit einer Ausstellung über die gesundheitlichen Folgen der gesamten atomaren Kette aufklären. Neben einer Tagung über die gesundheitlichen Folgen des Uranabbaus der Wismut im Juni ist eine weitere Delegationsreise nach Afrika geplant, um die verheerenden Folgen des Uranabbaus zu thematisieren. Drei IPPNW-ÄrztInnen und Dirk Seifert von Robin Wood hatten im Oktober 2013 eine geplante Uranmine in der Region Bahi in Tansania besichtigt und an einer Uran-Konferenz in Dar Es Salaam teilgenommen. Das Land steht an der Schwelle, das hochgiftige Schwermetall und damit auch seine gefährlichen radioaktiven Abbauprodukte abzubauen.

httpv://www.youtube.com/watch?v=GJ4IiZ-H23M

Quelle: ippnw.de, 08.01.2014