Es funktioniert nicht! Falschmeldungen zu indischem AKW Kudankulam

Das indische AKW Kudankulam funktioniert nicht! Der kommerzielle Betrieb wurde mindestens 50 Mal verschoben. Am 22.Oktober 2013 ging der erste Block zum ersten mal ans Netz. Nach nicht einmal zwei Stunden musste er wieder vom Netz genommen werden. Der erste Block ging inzwischen 7 Mal ans Netz und ebenso oft wieder vom Netz. Seit dem 3.Januar 2014 liefert der Reaktor mal wieder keinen Strom. Angeblich werden Stromausfalltests durchgeführt, voraussichtlich bis 10.Januar. contrAtom hatte am 8. Januar durch die Veröffentlichung einer russischen Propagandameldung das Gegenteil behauptet.

Während die indische Presse vom letzten Ausfall des AKW kaum noch Notiz nimmt, meldet die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti am 8.Januar:

  • Der erste Reaktorblock des Atomkraftwerkes Kudankulam, das im indischen Bundesstaat Tamil Nadu mit russischer Unterstützung gebaut wird, ist bei 50 Prozent Auslastung erfolgreich getestet worden.
  • Und auch wir twitterten über unseren Nachrichtenkanal „@antiatom“ am gleichen Tag: „Indien: Erster AKW-Reaktor von Kudankulam erfolgreich getestet.“

Peter Moritz, Betreiber des Blogs „indien.antiatom.net“, entlarvte mit seinem fundierten Hintergrundwissen diese Meldung als falsch und weist darauf hin, dass die russische Agentur „RIA Novosti“ Jubelpropaganda betreibt. Der Staatskonzern Rosatom verhandele nämlich mit Indien über die Lieferung von zwei weiteren Reaktoren und da müssten die ersten beiden Reaktoren funktionieren…

Seiner Analyse nach werde es auch in Zukunft weitere Verzögerungen bei der Inbetriebnahme des AKW Kudankulam geben: Laut Betriebsgesellschaft soll der erste Reaktor immer noch im Januar 2014 den kommerziellen Betrieb aufnehmen (Stand 11.12014), bei Baubeginn war 2007 angekündigt worden. Seither gab es mindestens 28 Verschiebungen. Moritz erwartet nun, dass auch der Start im Januar nicht eingehalten würde und positive Meldungen nur Ablenkungsmanöver seien. In den nächsten Monaten würden die Erfolgsmeldungen in der indischen und russischen Presse sogar weiter zunehmen. Vor der Wahl im Mai 2014 wolle die indische Zentralregierung den Erfolg ihrer Atompolitik unter Beweis stellen. Und der russische Staatskonzern möchte noch vor der Wahl die Verträge für die Lieferung von zwei weiteren Reaktoren nach Kudankulam unter Dach und Fach bringen.

  • Hintergrund: Atomkraft in Indien
    3. November 2012 – Wie die indische Presse berichtet, haben deutsche Techniker damit begonnen, “den Druckbehälter des AKW Kudankulam-1 zu schließen”. Der Meiler wurde unter massiven Protest der Bevölkerung in erdbeben- und tsunamigefährdeter Region gebaut. Ein kurzer Abriss über das indische Atomprogramm.
  • Indien: Eskalation um AKW Kudankulam – ein Toter
    11. September 2012 – Die Proteste um das indische Atomkraftwerk Kudankulam eskalieren: 20.000 Atomkraftgegnerinnen hatten seit vorgestern die Zufahrten belagert und dort teilweise auch übernachtet. Die Polizei reagierte erneut mit Schlagstöcken, Tränengas und sogar scharfer Munition. Es hat nach Angaben von Aktivisten einen Toten gegeben. Indische Bauvorhaben werden auch mit deutschen Geldern finanziert. Atomkraftgegner fordern die Bundesregierung auf, sofort zu intervenieren und finanzielle Zusagen zu stornieren!

Quelle (Auszug): indien.antiatom.net, 9./11.01.2014