Doel 3 und Tihange 2 müssen vom Netz – Expertenkonferenz in Aachen
Das Aktionsbündnis gegen Atomenergie Aachen hat mit Unterstützung der Fraktion der Grünen/EFA im Europäischen Parlament am 24./25. Januar 2014 zu einer Expertenkonferenz zu den belgischen Atomreaktoren Doel 3 und Tihange 2 eingeladen. Gemeinsam mit renommierten Wissenschaftlern aus verschiedenen Fachbereichen (z.B. Mechanik, Materialwissenschaft, Sicherheits- und Risikowissenschaften, Chemie) sollen die Berichte der belgischen Atomaufsichtsbehörde und mögliche Risiken analysiert werden. In einem abschließendem Bericht sollen weitere Fragen formuliert werden, die von der belgischen Aufsichtsbehörde zu klären sind.
Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament:
„Dass die beiden Reaktoren noch immer am Netz sind ist unverantwortlich, weil völlig unklar ist, welches Risiko von den Rissen im Stahl des Reaktordruckbehälters ausgeht. Auch auf europäischer Ebene müssen wir uns weiter mit diesen Sicherheitsrisiken auseinandersetzen. Die Folgen eines Atomunfalls machen nicht an Ländergrenzen Halt. Der europäische Stresstest darf kein Alibi für Weiterbetrieb und Laufzeitverlängerung der Reaktoren zu rechtfertigen. Ich setze mich weiter für einen europäischen Atomausstieg ein. Die Energiewende muss europäisch gedacht werden.“
Ilse Tweer, Materialwissenschaftlerin:
„Bisher ist es nicht zu belegen ob die Fehlstellen in den beiden Reaktoren bereits bei der Herstellung entstanden sind oder während des Betriebs. Deshalb weiss man auch nicht, ob sie sich während des Betriebs vergrössern könnten. Das Risiko ist völlig unklar.“
Jörg Schellenberg, Aktionsbündnis gegen Atomenergie Aachen
„Wir fordern die sofortige Abschaltung der beiden belgischen Reaktoren. Diese Konferenz ist ein weiterer Schritt auf diesem Weg. Wir brauchen von den belgischen Behörden und den Betreibern endlich umfassende Informationen zum Zustand der Reaktoren. Bisher werden uns und den Wissenschaftlern Unterlagen vorenthalten. Mit solchen Atomkraftwerken in der Nachbarschaft können wir uns nicht sicher fühlen.“
- Belgien: Rissige Reaktoren wieder am Netz
4. Juni 2013 – Nach knapp einem Jahr Zwangspause wurde der belgische Atomreaktor Doel 3 wieder in Betrieb genommen. Es waren im Reaktorbehälter von Doel 3 und Tihange 2 tausende Haarrisse festgestellt worden, die Atomaufsicht zweifelte daran, dass die Blöcke aus Sicherheitsgründen jemals wieder ans Netz gehen könnten. Atomkraftgegner rufen nun zu Protesten auf.
- Belgien nimmt rissige Reaktoren wieder in Betrieb
17. Mai 2013 – Die belgischen Atomreaktoren Doel 2 und Tihange 2 waren nach dem Fund von tausenden möglichen Rissen zwangsabgeschaltet worden. Eine Reparatur des betroffenen Reaktorbehälters ist wirtschaftlich unmöglich. Trotzdem dürfen beide Meiler wieder ans Netz.
- Belgien: Protest gegen AKW Tihange
12. März 2013 – Am gestrigen Sonntag demonstrierten 2.000 Menschen am belgischen Atomstandort Tihange für die Stilllegung der Reaktoren. Bei Untersuchungen waren tausende mögliche Risse in Block 2 festgestellt worden – trotzdem soll der Meiler in Kürze wieder ans Netz.
- “Tihange 2 und Doel 3 nicht sicher”
17. Februar 2013 – Die Problemreaktoren Tihange 2 und Doel 3 dürfen nicht mehr ans Netz gehen, sie sind nicht mehr sicher und durch zahlreiche Fehlstellen geschwächt. Diese Ansicht vertreten die Mitglieder des Aktionsbündnisses gegen Atomenergie Aachen – und rufen zu einer Demonstration auf.
- Belgien: Ein Wiederanfahren von Doel 3 und Tihange 2 ist wegen ungeklärter Sicherheitsrisiken unverantwortlich
11. Januar 2013 – Im August und September 2012 wurden Defekte in den Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 in Belgien bekannt. Beide Reaktoren stehen deshalb zurzeit still. Die Empfehlung der belgischen Aufsichtsbehörden, ob die Reaktoren wieder angefahren werden können, wird in Kürze erwartet. Die Fraktion Grüne/EFA im Europaparlament hat deshalb die unabhängige Materialexpertin Dr. Ilse Tweer beauftragt die vorhandenen Informationen zu den Fällen zu sichten und zu bewerten. Diese Arbeit wurde heute im Europäischen Parlament vorgestellt.
Quelle: PE Aktionsbündnis gegen Atomenergie Aachen, 24.01.2014