Tschechien: Das Aus für den AKW-Neubau Temelin?
Die umstrittenen Ausbaupläne des tschechischen Atomkraftwerks Temelin haben zwei Dämpfer erhalten: EU und die neue Regierung lehnen eine vom Betreiber geforderte Preisgarantie für Atomstrom ab. Der AKW-Neubau rückt in die Ferne.
Die neue Mitte-Links-Regierung ist laut Deutscher Presse Agentur nicht bereit, Preisgarantien für Atomstrom zu finanzieren, sagte der sozialdemokratische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka am Donnerstag im Abgeordnetenhaus in Prag. Dies würde bedeuten, Haushalte und Unternehmen über Jahrzehnte „dramatisch“ zu belasten. Auch die EU hat die Gewährung von Preisgarantien geprüft – und urteilt, diese staatlichen Subventionen sind mit dem EU-Recht nicht vereinbar. Damit rückt ein Neubau in Temelin in weite Ferne.
Der Atomkonzern CEZ hatte gefordert, dass für den Bau von zwei Reaktoren am Standort Temelin die Bevölkerung eine notwendige Bürgschaft für den Großteil der Investitionssumme übernehmen sollte. Außerdem wollte die Regierung dem Betreiber einen wertgesicherten Strompreis von 108 Euro pro Megawattstunde über 35 Jahre garantieren. Damit sollten die Milliardenkosten der Erweiterung abgesichert werden.
CEZ betreibt die beiden bestehenden tschechischen AKW Temelín und Dukovany. Zusammen mit einem Partner soll zudem im slowakischen Jaslovské Bohunice am Standort des bestehenden AKW Bohunice ein neuer Reaktorkomplex errichtet werden.
Das Atomkraftwerk Temelin liegt rund 60 Kilometer von der Grenze zu Bayern entfernt. Seit Jahren protestieren Atomkraftgegner gegen den pannengeplagten Betrieb der Meiler. Nach deutschen Sicherheitsanforderungen dürften die Blöcke nicht betrieben werden.
- England: Milliardensubvention für AKW sind EU-rechtswidrig
6. Februar 2014 – Medien sprechen von einem “gewaltigen Dämpfer” für die britischen AKW-Baupläne am Standort Hinkley Point: die geplante Milliardensubvention durch Preisgaratien für Atomstrom sind mit dem EU-Recht nicht vereinbar.
- Studie: Atomkraft ist auch in Tschechien nicht selber überlebensfähig
13. Dezember 2013 – Eine Studie tschechischer Analysten zeigt, dass der Ausbau des Atomkraftwerks Temelin unwirtschaftlich ist und die Atomenergie ohne staatliche Förderungen am Ende ist. Der Staat will einen wertgesicherten Strompreis garantieren und für einen Großteil der Investitionssumme bürgen.
- England: EU-Kommission will Subventionen für AKW-Neubau überprüfen
6. Dezember 2013 – Möglicherweise verstösst ein garantierter Abnahmepreis für den im angekündigten AKW-Neubau von Hinkley Point gegen das Beihilferecht. Die EU will das nun überprüfen. Der Bau ist nur mithilfe staatlicher Subventionen überhaupt rentabel.
- Kein Temelin-Ausbau: Entscheidung über tschechisches AKW verschoben
24. September 2013 – Bereits Mitte August gab der tschechische Energiekonzern CEZ bekannt, dass der Ausbau des Atomkraftwerks Temelin wegen Zweifeln am Strombedarf und Wirtschaftlichkeit des Vorhabens vorerst um zwei Jahre verschoben wird. Parallel setzt sich der Atomkonzern auf EU-Ebene für staatliche Subventionen ein.
- Tschechien: AKW lohnt sich nur mit staatlicher Hilfe
20. Dezember 2012 – Der tschechische Stromkonzern CEZ fordert von der Politik einen garantierten Mindestpreis für Atomstrom. Am umstrittenen Standort Temelin sollen zwei weitere Meiler gebaut werden. Auch in Tschechien ist Atomstrom nur noch mit staatlicher Hilfe überlebensfähig – und keineswegs mehr zeitgemäß.
Quelle: dpa, 06.02.2014