AKW Brunsbüttel: Weitere rostige Atommüllfässer gefunden

In den Kavernen des Atomkraftwerk Brunsbüttel sind weitere angerostete Atommüllfässer gefunden worden. Betreiber Vattenfall spielt den Vorfall herunter.

Im Januar war mit einer Kamera-Inspektion des ersten von sechs unterirdischen Lagerräumen begonnen worden. Nun sind – gemäß den Erwartungen des für die Atomaufsicht zuständige schleswig-holsteinischen Umweltministeriums – weitere Auffälligkeiten an Fässern gefunden worden. Der NDR spricht von „deutlichen Spuren von Rost“ an einigen der 70 eng gestapelten Fässern in der betroffenen Kaverne.

„Das war zu erwarten“, sagt auch Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. Vattenfall betreibe im Keller kein Zwischenlager, sondern eine Atommüllkippe. „Es ist wirklich unverantwortlich, dass Vattenfall die Fässer nicht regelmäßig kontrolliert hat und das es überhaupt so weit gekommen ist“, sagte er NDR 1 Welle Nord.

Derzeit laufen nach Angaben der Verantwortlichen Gespräche, bis Ende des Monats soll es Konsequenzen geben. AKW-Betreiber Vattenfall spielt den Vorfall herunter: es gäbe „einige wenige“ Auffälligkeiten im Sinne von Korrosion.

08.03.2012: Korrodiertes Atommüllfass AKW Brunsbüttel; Bild: Atomaufsicht SH

08.03.2012: Korrodiertes Atommüllfass AKW Brunsbüttel; Bild: Atomaufsicht SH

Insgesamt lagern 631 Stahlfässer mit radioaktiven Abfällen in sechs Kellerräumen des Kraftwerkes. Vor gut zwei Jahren hatten Bilder eines vollständig durchgerosteten Atommüllfasses eine bundesweite Debatte über die Sicherung bei der Lagerung von Atommüll in Brunsbüttel ausgelöst. Das angerostete Fass war bei einem Umfüllvorgang zerstört worden. Daraufhin mussten Betreiber Vattenfall und die Atomaufsicht einräumen, dass die acht Meter tiefen Betonkavernen, in denen 670 Fässer mit schwach- und mittelradioaktiver Abfall lagern, seit 30 Jahren nicht kontrolliert worden waren.

 

Atomkraftgegner fordern Konsequenzen: lückenlos müssten die Vorfälle aufgeklärt werden und eine sichere Lagerung der Fässer gewährleistet werden. Dabei müsse auch mit einer langen Zeitspanne gerechnet werden, denn ein Endlager für den Abfall – das von Bund und Betreibern favourisierte ehemalige Eisenerzbergwerk Schacht Konrad – könnte sich für ungeeignet erweisen und die Lagerdauern daher noch erheblich verlängert werden. Auch müsse die grundsätzliche Eignung Vattenfalls als Verantwortlicher für den Rückbau und die Verwahrung von großen Mengen Atommüll in Frage gestellt werden.

  • Antrag auf Rückbau für das AKW Brunsbüttel – Druck auf Schacht Konrad
    3. November 2012 – Der Atomkonzern Vattenfall hat einen Antrag auf Rückbau für das stillgelegte AKW Brunsbüttel bei der zuständigen Atomaufsicht in Schleswig-Holstein eingereicht. Allerdings will der Konzern den Antrag zurückziehen, sollte bis 2018 kein Endlager für den leicht- und mittelaktiven Atommüll zur Verfügung stehen. Will der Konzern Druck auf die Politik ausüben, ein ungeeignetes Bergwerk als Endlagerstätte durchzusetzen?
  • Vattenfall: Die Ratten verlassen das sinkende Schiff
    13. August 2012 – Der staatseigene schwedische Stromkonzern Vattenfall AB gab bekannt, dass der im Jahre 2008 abgeschlossene Beherrschungsvertrag zwischen der schwedischen Konzernmutter Vattenfall AB und der Deutschland-Tocher “Vattenfall Europe AG” im Herbst 2012 aufgelöst werden soll. Damit ändert sich die Haftung für Atomunfälle. Vattenfall betreibt in Deutschland die AKW Krümmel und Brunsbüttel, an Brokdorf trägt es 30 Prozent Kraftwerks-Anteil.
  • AKW-Rückbau: Vattenfall drückt sich vor Verantwortung
    28. März 2012 – “Vertagt” wurde das Konzept, wie Vattenfall den Rückbau der Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel gestalten will. Einen erneuten Beweis für das absolut unverantwortliche Handeln sehen Atomkraftgegner und warnen vor Ruinen, die Jahrzehnte eine latente Gefahr darstellen. Schnellstmöglich muss mit dem Abriss begonnen werden, damit eine Wiederinbetriebnahme nicht mehr möglich ist.
  • Verantwortungslose Atommülllagerung: Fässer verrotten in Kavernen
    20. März 2012 – Dass in der russischen Steppe Atommüll in Fässern langsam vor sich hinrottet, ist bekannt. Auch in der Asse wurde so ein Umweltkatastrophe provoziert. Nach den Entdeckungen im Kavernen-Lager im AKW Brunsbüttel und dem Fund von defekten Fässern in Neckarwestheim ist bekannt geworden, dass auch unter dem AKW Krümmel strahlende Fässer lagern. Ihr Zustand ist unbekannt. Der aktuelle Atommüllskandal reiht sich nahtlos an den verantwortungslosen Umgang mit den Stoffen in der Vergangenheit.
  • Verrostete Atommüllfässer im AKW Brunsbüttel
    8. März 2012 – Im stillgelegten Atomkraftwerk Brunsbüttel lagert Atommüll in verrosteten, teils bereits zersetzten Fässern. Der Konzern Vattenfall wusste offenbar seit Dezember 2011 davon, hielt die Information aber zurück.

Quellen (Auszug): ndr.de, dpa; 11.02.2014