Deutschland ist nicht auf Atomunfälle vorbereitet
Deutschland ist auch drei Jahre nach dem Beginn der Katastrophe von Fukushima nicht ausreichend auf einen Atomunfall vorbereitet. Auch die Expertenkommission für Katastrophenschutz des Bundesinnenministeriums (BMI) gibt diese Tatsache zu. Atomkraftgegner fordern umgehend Konsequenzen.
Wie die „Süddeutsche Zeitung“ meldet, geht aus einer Stellungnahme der auf Katastrophenfälle spezialisierten Schutzkommission beim Bundesinnenministerium (BMI) hervor, dass „verschiedene Übungen zu kerntechnischen Unfällen“ unter anderem Lücken bei der medizinischen Versorgung der Bevölkerung aufgezeigt hätten. Die Umsetzung entsprechender Vorgaben zum Katastrophenschutz sei „insbesondere auf Ebene der Kreise und Städte, die für die Durchführung von Schutzmaßnahmen zuständig sind, stark verbesserungswürdig“. Vielerorts fehle es zum Beispiel an Fachleuten wie Strahlenschutzärzten, die Aufschlüsse über die nukleare Belastung der Bevölkerung gewinnen könnten. Auch die Prognose-Systeme für möglichen radioaktiven Fallout und die Evakuierungs-Konzepte im Fall von Atomunfällen seien verbesserungsfähig.
Ausgehend von den Erfahrungen im japanischen Atomkraftwerk Fukushima sollte die Katastrophenschutz-Kommission prüfen, inwieweit deutsche Stellen auf ein vergleichbares Unglück vorbereitet wären. Nun heisst es, die Schutzkommission, die aus renommierten Wissenschaftlern, die die Bundesregierung ehrenamtlich beraten fordere eine Verbesserung der medizinischen Versorgung und Nachsorge der Betroffenen und Besorgten.
Atomkraftgegner fordern umgehend Konsequenzen: die Katastrophenschutz-Radien um die Atomanlagen müssen erheblich vergrößert werden, so dass die Vorsorge gegen schwere Atomunfälle umfassender ausfällt. Die Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben gezeigt, dass noch hunderte Kilometer vom Meiler entfernt Menschen durch radioaktiven Fallout betroffen sein können. Außerdem müssen die Grenzwerte, die der Katastrophenschutzplanung zugrunde liegen, nach unten korrigiert werden – so wie es Experten empfehlen. In dem Zuge würde unweigerlich deutlich werden, dass beispielsweise theoretisch geplante Evakuierungen von Großstädten praktisch nicht möglich sind. Und ohne umfassenden Schutz der Bevölkerung gegen durchaus mögliche Unfälle ist der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke nicht zu verantworten.
- Innenministerkonferenz: Drastische Ausweitung des Schutzes bei Atom-Katastrophen gefordert
4. Dezember 2013 – Seit 1 ½ Jahren bemühen sich Bürgerinitiativen und Verbände um einen konstruktiven Dialog mit den Innenministern über die notwendigen drastischen Konsequenzen aus der Fukushima-Katastrophe für den Katastrophenschutz in Deutschland. Bisher ohne Erfolg. Auch auf der diesjährigen Herbsttagung der Innenminister spielt der Katastrophenschutz nur eine marginale Rolle. Atomkraftgegner haben aus diesem Anlass protestiert.
- IPPNW warnt vor Gesundheitsschäden im atomaren Katastrophenfall
3. Dezember 2013 – Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW warnt erneut vor den verharmlosenden Einschätzungen der Strahlenschutzkommission (SSK). Morgen berät die Innenministerkonferenz über eine Veränderung des Katastrophenschutzes bei atomarer Freisetzung. Die von der SSK vorgeschlagenen Erweiterungen der Evakuierungszonen sind zu kleinräumig. Die radioaktive Belastung wird nicht bei 10 Kilometer oder 20 Kilometer halt machen. Laut einer Studie des Ökoinstituts Darmstadt wäre im Maximalfall eine Evakuierung in Gebieten bis in eine Entfernung von etwa 600 Kilometern und einer Breite von bis zu 50 Kilometern erforderlich.
- DUH fordert Prüfung der Folgen eines Terrorangriffs mit Airbus A 380 auf noch betriebene Atomkraftwerke
23. November 2013 – “Die Sicherheit der Kernkraftwerke in Deutschland ist bis zum letzten Betriebstag zu gewährleisten.” Diesen Satz formulierte die Koalitionsarbeitsgruppe Umwelt einvernehmlich in den jüngsten Entwurf des Koalitionsvertrags (Stand: 19.11.) und erhält dafür Applaus von der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). „Das ist eine erfreulich klare Ansage von Union und SPD, die hoffentlich die entscheidende Etappe der Koalitionsverhandlungen übersteht und dann auch praktische Konsequenzen für die Sicherheitsprüfung der in Deutschland noch betriebenen Atomkraftwerke nach sich zieht“, erklärt DUH- Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
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5. November 2013 – Die Strahlenschutzkommission reagiert als Lehre aus dem Super-GAU von Fukushima mit neuen Leitlinien für die Katastrophenschutzbehörden in Deutschland: demnächst müssen um alle Atomkraftwerke herum für viermal größere Gebiete als bisher Evakuierungspläne ausarbeiten werden. Atomkraftgegner fordern deutlich mehr.
Quellen (Auszug): sueddeutsche.de, n24.de; 01.03.2014