Alle Arten radioaktiver Abfälle betrachten und Schacht KONRAD neu bewerten!
Die Einbeziehung aller Arten radioaktiver Abfälle in die aktuelle Atommüll-Diskussion und die Neubewertung des Projektes Schacht KONRAD haben heute Vertreter aus Salzgitter auf einer Pressekonferenz in Hannover gefordert und einen gemeinsamen Offenen Brief an die verantwortlichen MinisterInnen im Bund und den Ländern, die MinisterpräsidentInnen der Länder, sowie die BerichterstatterInnen der Fraktionen im Deutschen Bundestag vorgestellt.
- Im Zusammenhang mit der jetzt anstehenden Diskussion fordern wir Sie auf, alle Arten radioaktiver Stoffe in die Betrachtung einzubeziehen und den Standort KONRAD nicht weiter als gesetzt anzusehen.
Das Konzept und der Langzeitsicherheitsnachweis für Schacht KONRAD sind mittlerweile Jahrzehnte alt. Die Erfahrungen aus dem Scheitern von ASSE II wurden nie berücksichtigt. Während das Gesetz für neue Endlager jetzt eine Bergbarkeit der Abfälle innerhalb von 500 Jahren verlangt, ist dies bei KONRAD weder vorgesehen noch machbar.
Frank Klingebiel, Oberbürgermeister der Stadt Salzgitter:
„Es ist darum nicht mehr als recht und billig, zumindest eine Neubewertung des KONRAD-Projektes nach dem Stand von Wissenschaft und Technik zu fordern. Sicherheit und Gesundheitsschutz für die hier lebenden Menschen haben für mich und die Verantwortlichen der Stadt Salzgitter höchste Priorität. Da ist es nicht zumutbar, dass ein Projekt mit so langfristigen Auswirkungen wie ein Atommüll-Endlager einfach weitergebaut wird, obwohl es größte Zweifel an der Machbarkeit und Sicherheit gibt. Gerade weil das Bundesverfassungsgericht Kommunen und Bürgern das Recht abgesprochen hat, Nachweltschutz juristisch einzuklagen, halten wir es für umso wichtiger, dies jetzt politisch einzufordern.“ Erfahrungen aus ASSE II müssen berücksichtigt werden !
Für das Landvolk Braunschweiger Land erklärt Ulrich Löhr, der seinen Hof im Kreis Wolfenbüttel hat:
„Nach den katastrophalen Erfahrungen in Asse II, ist es unabdingbar, dass Atommüll in Zukunft oberflächennah und rückholbar gelagert werden muss“.
Das Landvolk hatte wesentlichen Anteil an der Klage der Salzgitteraner Landwirtsfamilie Traube gegen KONRAD, die 2007 höchstrichterlich abgewiesen wurde. Derzeit läuft noch eine Beschwerde vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Standortbedingungen in Salzgitter und Transporte wurden nie berücksichtigt
Für die IG Metall Salzgitter-Peine weist Björn Harmening darauf hin, dass die Klärung zentrale Fragen wie einer abwägende Betrachtung der Standortbedingen und die Transporte auf Bundesweisung nicht im KONRAD-Verfahren geklärt werden durften:
„Die IG Metall ist nach wie vor der Meinung, dass es unverantwortlich ist, ein atomares Endlager in direkter Nähe zu Tausenden von Arbeitsplätzen zu errichten. Der Einlagerungsschacht II auf dem Gelände der Salzgitter AG befindet sich in unmittelbarer Nähe zu Heißbetrieben wie den Hochöfen und dem Walzwerk. Unter Ignorierung der damit verbundenen Unfallgefahren sollen die Transporte trotzdem täglich per Bahn und LKW durch das dicht besiedelte Stadtgebiet rollen. Zudem sieht die Gewerkschaft die Arbeitsplätze in den angesiedelten Unternehmen in Gefahr, denn eine Industriestadt wie Salzgitter ist auf hohe Investitionen in den bestehenden Betrieben, aber auch auf Neuansiedlunge n angewiesen – ein Endlager für Atommüll ist da sicherlich keine Empfehlung. Dies kann auch durch den Konradfonds nicht kompensiert werden. Aus unserer Sicht droht der Stadt schon im sogenannten „Normalbetrieb“ eines möglichen Endlagers ein riesiger Imageschaden im Hinblick auf Investoren. Ein möglicher Unfall mit dem Atommüll würde das Aus für viele Betriebe in Salzgitter bedeuten.“
Aus den Metall-Betrieben der Region hat es seit 2000 mehrfach während der Arbeitszeit Aktionen gegen das KONRAD-Projekt und Atompolitik gegeben. Probleme bei KONRAD größer als bisher angenommen ? „Es geht hier nicht nur um das Interesse eines einzelnen Standortes“, ergänzt
Ursula Schönberger, federführende Autorin einer ersten umfassenden „Bestandsaufnahme Atommüll für die Bundesrepublik Deutschland“.
„Es geht auch um die Rückholabfälle aus ASSE II, Uran-Abfälle aus Gronau oder die Hinterlassenschaften des Forschungszentrum Jülich, die sowieso alle nicht in KONRAD eingelagert werden könnten und es geht um die Interessen aller Standorte, denen jetzt noch versprochen wird, der dortige Müll werde demnächst nach KONRAD abfließen.“
Zudem hält Schönberger die Probleme bei der Realisierung von KONRAD für größer, als bisher angenommen. Ein Vortrag über die Sanierung der KONRAD-Schächte auf einer Fachveranstaltung am 20. März sei ausgefallen, weil er „einfach nicht freigegeben worden sei“. Und eines sei sicher:
„Sollte man die Schächte der Alt-Anlage KONRAD nicht sanieren können, muss man sie neu bauen und natürlich weiß auch der Betreiber, dass eine neue Anlage auch neu g enehmigt werden müßte.“
- Endlager Schacht KONRAD bröckelt
8. November 2013 – Vor einigen Monaten ging durch die Presse, dass es auf der Schachtanlage KONRAD Sanierungsbedarf gäbe, der weitere Jahre Aufschub für eine Inbetriebnahme des Atommülllagers Schacht KONRAD bringen würde. Grund für den Umweltausschuss der Stadt Salzgitter, sich am 1. Oktober ein eigenes Bild vor Ort zu machen. Ergebnis: Das Ausmaß des Sanierungsbedarfes ist erheblich und hat nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch den Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), überrascht.
- Endlager nicht vor 2024? Schacht Konrad wird deutlich teurer
26. Juni 2013 – Der Start von Schacht Konrad, dem einzigen bisher genehmigten Lager für schwach- und mittelradioaktiven Müll, könnte sich bis 2024 verzögern. Zudem wird der Bau wesentlich teurer. Atomkraftgegner untermauern noch einmal die Kritik an dem Projekt – und fordern einen sofortigen Baustopp!
- Neue Debatte um Endlager – Baustopp für Schacht Konrad!
29. Mai 2013 – Im Rahmen eines Besuches des geplanten Endlagers Schacht Konrad bei Salzgitter fordert der niedersächsische Umweltminister Wenzel (Grüne) eine neue Debatte über die Einlagerungstechnik: Der schach- und mittelaktive Abfall solle rückholbar gelagert werden. Atomkraftgegner fordern einen sofortigen Baustopp und eine umfassende Atommüll-Debatte.
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