Castortransport: Schleswig-Holstein übt schonmal

„Verlassen Sie die Straße, unterlassen Sie den Barrikadenbau!“ – Die Polizei in Schleswig-Holstein übt schonmal Castortransporte. Durch Neumünster rollte am vergangenen Wochenende zwar kein Atommüll, aber es könnte für das Bundesland schnell Realtät werden: Das Atomkraftwerk Brunsbüttel ist einer von mehreren Orten, in das die Castoren transportiert werden könnten.

Sie sind schwarz vermummt und marschieren neben ihrem neuen Wasserwerfer, der „erlaubt auch dosierte Wassergaben, die Verletzungen bei Störern vorbeugen“ soll, berichten die Beamtem Innenminister Andreas Breitner (SPD). Er sei „von der Leistungsfähigkeit de Landespolizei überzeugt“, sagte Ex-Polizist Breitner. 300 Polizeibeamte aus Flensburg, Kiel, Neumünster und dem Ausbildungszentrum Eutin waren zu der Großübung zusammengezogen worden und durften teilweise Demonstranten spielen oder Sitzblockaden auflösen…

Dass die Polizei in Schleswig-Holstein tatsächlich schon ab 2015 mit Atommülltransporten konfrontiert wird, ist noch nicht vollständig geklärt. Immer wieder betont Landes-Energieminister Robert Habeck (Grüne) die Bereitschaft zur Aufnahme. Doch eine Lösung gibt es bis heute nicht, weil neben Baden-Württenberg noch ein drittes Bundesland fehlt, das einen Teil des Atommülls im Ausland – 26 Castoren – aufnimmt. Zuletzt hatte Mitte März ein Gespräch im Bundesumweltministerium stattgefunden, das aber das Bild „nicht klarer, sondern komplexer“ gestaltet habe. Bis Ostern soll weiter mit den Ländern sondiert werden, wer Atommüll nimmt.

Atomkraftgegner befürchten noch immer, dass bei keiner Einigung die Castoren wieder nach Gorleben rollen könnten. Mit einer Unterschriftenkampagne fordert die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg: „Atomtransporte stoppen – Kein Castor nach Gorleben oder anderswo!“ – zur Aktion

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Quelle (Auszug): shz.de, 28.03.2014