Blackout der Atomlobby: Der Fake von Fessenheim

Das französische AKW Fessenheim soll einen deutschen Blackout verhindern, berichten Medien. Dahinter vermuten Atomkraftgegner einen PR-Trick der Atomlobby und betonen: selbst ohne beide AKW würden die Lichter nicht ausgehen.

Greenpeace-Aktion am AKW Fessenheim, 28.03.2014; Bild: Greenpeace

Greenpeace-Aktion am AKW Fessenheim, 28.03.2014; Bild: Greenpeace

„Die Welt“ hatte berichtet, dass aus einem bislang vertraulichen Bericht der Bundesnetzagentur hervorgehe, dass diese zwar die Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld voraussichtlich billige, den Weiterbetrieb des ältesten französischen AKW in Fessenheim aber dafür voraussetze. Der Bericht „Sicherstellung der Versorgungssicherheit mit elektrischer Energie in Süddeutschland im Winter 2015/2016“ wurde der „WELT“ zufolge heute in Berlin diskutiert.

Fessenheim ist mit 37 Betriebsjahren das älteste französische Atomkraftwerk und befindet sich in erdbebengefährdetem Gebiet. Ende 2016 wird das AKW stillgelegt, verspricht Frankreichs Präsident Francois Hollande. Die WELT resümiert, dass nur deswegen das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld wie im deutschen Atomgesetz vorgesehen bis Ende 2015 vom Netz gehen könne.

Laut Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer Südlicher Oberrhei, handelt es sich um einen „gut gemachter PR-Trick der Atom-Konzerne“, um wieder einmal die Menschen grenzüberschreitend gegeneinander auszuspielen und den Atomausstieg zu verzögern. Er rühre an die seit Jahren gezielt geschürte Urangst „Wir Deutschen schalten unsere “sicheren” AKW ab und die Franzosen lassen ihre alten Kisten laufen“. Doch Fukushima habe gezeigt, dass es keine sicheren AKW gibt, weder in Fessenheim, noch in Grafenrheinfeld.

Da der Bayerischen Wirtschaftsverband schon im Dezember 2013 die Behauptung vom „Blackout“ wegen der Grafenrheinfeld-Stilllegung aufgestellt hatte, gab ausgestrahlt eine Untersuchung in Auftrag: Das Ergebnis ist, dass die Bundesnetzagentur für den kältesten Wintertag ein Reservekraftwerk für 1,2 Giga-Watt unter Vertrag nehmen wird. Auf die Ausschreibung sind 5,7 Giga-Watt an Kraftwerksleistung von den Betreibern angeboten worden. Es gibt also genügend fossile Kraftwerke in Österreich, die im Winter ein paar Tage oder Stunden aushelfen können, bilanzieren die Atomkraftgegner. Auch wenn das AKW Fessenheim vom Netz geht, gibt mehr als genügend Reservervekraftwerke.

Auch mit der Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld droht kein Blackout, unterstreicht auch Sylvia Kotting-Uhl, Sprecherin der Grünen für Atompolitik. Die Bundesnetzagentur habe bereits mehrere Angebote für die Stromversorgung Süddeutschlands im Winter 2015/2016 vorliegen. Damit sei die Stromversorgung gesichert und eine zusätzliche Versorgung mit Atomstrom aus Fessenheim unnötig. Zudem sei es technologisch weder sinnvoll noch üblich, Atomkraftwerke als Winterreserve zu nutzen, da sie viel zu unflexibel seien.

„Wir kämpfen weiter dafür, dass der gefährliche Uralt-Meiler Fessenheim schon vor Ende 2016 abgeschaltet wird, um die Sicherheit der deutschen und der französischen Bevölkerung zu gewährleisten. Der deutsche Atomausstieg ist richtig und nicht daran gekoppelt, ob in Frankreich weiterhin Atomstrom produziert wird“, so Kotting-Uhl.

  • AKW Grafenrheinfeld geht sieben Monate früher vom Netz!
    29. März 2014 – Der Energiekonzern E.on legt das bayerische Atomkraftwerk Grafenrheinfeld vorzeitig still. Das Unternehmen schaltet damit das Kraftwerk bereits Ende Mai 2015 ab und damit sieben Monate früher als von der Bundesregierung geplant. Atomkraftgegner begrüßen diesen Plan – und fordern aber eine sofortige Abschaltung.
  • Studie zur Versorgungssicherheit in Bayern: AKW Grafenrheinfeld schon heute überflüssig
    6. März 2014 – Die Fertigstellung der “Thüringer Strombrücke” ist keineswegs Voraussetzung für die Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld. Weder das AKW noch die Höchstspannungsleitung sind für eine stabile Stromversorgung in Bayern nötig. Das belegt die am 6. März 2014 vorgelegte Studie “Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld und Versorgungssicherheit in Bayern”, die im Auftrag von .ausgestrahlt Arepo Consult erstellt hat.
  • AKW Fessenheim wird Ende 2016 stillgelegt!
    14. September 2012 – Das hochumstrittene Atomkraftwerk Fessenheim wird Ende 2016 endgültig abgeschaltet. Dieses Versprechen äußerte der französische Präsident Hollande am Freitag in Paris. Die zwei ältesten Meiler des Landes liegen direkt an der deutschen Grenze am Rhein, in erdbebengefährdeter Region. Zahlreiche Pannen und Zwischenfälle haben sich ereignet, zuletzt vergangene Woche.
  • Deutsches Gutachten: Atomkraftwerke Fessenheim und Beznau nicht sicher
    18. Oktober 2012 – “Das Sicherheitsrisiko ist entschieden größer, als bisher bekannt”: Die Atomkraftwerke im elsässischen Fessenheim und im schweizerischen Beznau nahe der deutschen Grenze sind einem Gutachten zufolge nicht ausreichend sicher. Die Grünen in Baden-Württemberg haben deutsche Standarts für die alten Meiler ansetzen lassen – und fordern nun, dass die AKW früher als geplant vom Netz müssen.

Quellen (Auszug): focus.de, vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein, ausgestrahlt.de, gruene-bundestag.de; 09./10.04.2014