AKW Grohnde: Weitere Schäden im Reaktorkern möglich – Demo fordert „endgültig stilllegen!“
Das derzeit abgeschaltete niedersächsische Atomkraftwerk Grohnde darf nicht wieder ans Netz! Nachdem zahlreiche Schäden an Druckfedern der Drosselkörper im Reaktorkern gefunden wurden, warnen Atomkraftgegner vor weiteren möglichen Schäden. Am kommenden Samstag wird in Hannover für die sofortige Stilllegung des Meilers demonstriert.
„Ein AKW, bei dem im Reaktorkern, direkt bei den Brennelementen, jederzeit Bauteile abbrechen können, darf nicht wieder ans Netz gehen“, fordert Jochen Stay von ausgestrahlt.
Die Atomaufsicht dürfe das AKW nicht wieder ans Netz lassen, solange weitere Brüche nicht sicher ausgeschlossen werden können. Und das wäre – wahrscheinlich nicht nur – im AKW Grohnde nicht der Fall. Vom für die Druckfedern der Drosselkörper verwendeten Werkstoff Inconel X 750 ist laut ausgestrahlt seit mehr als drei Jahrzehnten bekannt, dass er besonders leicht bricht. 1990 räumte selbst die schwarz-gelbe Bundesregierung „systematische Schäden an Konstruktionselementen aus dem Werkstoff Inconel X 750“ ein, darunter auch „Schäden an Federelementen“. Unter anderem traten 1983 im AKW Grafenrheinfeld, 1987 im AKW Grohnde, 1988 im AKW Brokdorf und 1989 im AKW Philippsburg 2 Risse an Brennelement-Zentrierstiften aus Inconel X 750 auf, außerdem 1985 an aus demselben Werkstoff gefertigten Schrauben im AKW Gundremmingen B. Inconel X 750, konstatierte die Regierung 1990, sei unter anderem bei Kontakt mit Wasser aus dem Kühlkreislauf von Atomkraftwerken besonders „anfällig gegen interkristalline Spannungsrisskorrosion“.
Nach Recherchen von ausgestrahlt hat der „Spiegel“ bereits 1988 geschrieben: „Immerhin musste Töpfer erstmals öffentlich eingestehen, dass der Stoff, aus dem die Stifte sind, nicht viel taugt und zum Dauerproblem für die Atomindustrie geworden ist.“ Klaus Töpfer war damals Bundesumweltminister.
Seit Jahren gehen an den Drosselkörpern des AKW Grohnde immer neue Druckfedern kaputt. Anders als von Eon behauptet, stellt das durchaus ein potenzielles Risiko dar: Die Bruchstücke der Federn könnten etwa Steuerstäbe blockieren und die thermohydraulischen Verhältnisse im Reaktorkern verändern.
„Bevor die sicherheitstechnischen Auswirkungen solcher Szenarien nicht eindeutig geklärt sind und der Bruch weiterer Druckfedern ausgeschlossen ist, darf der Reaktor nicht wieder angefahren werden. Auch wenn es Eon gerne anders hätte: Sicherheit geht vor Profit“, so Stay.
Atomkraftgegner rufen für kommenden Samstag, den 14. Juni, zu einer Demonstration in Hannover unter dem Motto „AKW Grohnde jetzt endlich stilllegen“ auf. Auch contrAtom unterstützt die Aktion.
- Demo in Hannover: AKW Grohnde jetzt endlich stilllegen!
10. Juni 2014 – Der Betreiber des Atomkraftwerks Grohnde E.on will den Pannenreaktor am 20. Juni wieder ans Netz gehen lassen. Dagegen werden am 14. Juni Menschen auf die Straße gehen. Ein Bündnis von Umweltorganisationen und Anti-AKW-Initiativen ruft zu einer Demonstration in der Landeshauptstadt Hannover auf.
Quelle (Auszug): ausgestrahlt.de, 12.06.2014