Jülich: Kein Atommüll-Export in die USA!
Im Zwischenlager im Forschungszentrum Jülich lagern 152 Castor-Behälter mit 288.161 Graphitkugeln aus dem Betrieb des AVR-Forschungsreaktors. Mithilfe einer „Notverordnung“ dürfen die Behälter in dem nicht mehr genehmigten Lager bleiben, ein Transport in das Zwischenlager Ahaus ist gescheitert. Nun planen die Betreiber den Export in die USA.
Bis Anfang 2015 wollen die Betreiber des FZ Jülich und die US Energiebehörde (DOE) eine endgültige Vereinbarung abschließen, auf dem Gelände des Atombombenkomplex Savannah River Site (SRS) den deutschen Atommüll wiederaufzuarbeiten. Dabei soll mithilfe neuartiger Technologie das Graphit abgetrennt und der Brennstoff aufgearbeitet werden. Für die Technologieentwickung, Durchführung der Aufarbeitung sowie Konditionierung und Endlagerung soll Deutschland finanziell aufkommen. Letzte Woche hat die US-Behörde ein Umweltprüfungsverfahren für das Projekt angekündigt. In den Kugeln stecken 2,2 Kilogramm Uran 235 und 23 Kilogramm Thorium 232. Allein das ist Stoff genug für mehrere schmutzige Bomben.
Im Zusammenhang mit der Umweltprüfung muss es laut Gesetz eine öffentliche Anhörung geben, die am 24. Juni Ortszeit, in North Augusta, in der nähe des SRS, stattfinden wird. Lokale Umweltgruppen und Bürger_innen aus South Carolina und Georgia werden vor Ort sein, um ihren Protest und ihre Sorgen zu äußern.
- Außerdem können Kommentare schriftlich an die Mailadressen drew.grainger@srs.gov, Kopie an askNEPA@hq.doe.gov, eingereicht werden. Kommentare können bis zum 21. Juli 2014 geschickt werden.
Das deutsche Atommüll-Dilemma, wie mit dem Atommüll umgegangen werden soll, darf kein Atommüllproblem für Savannah River Site werden. Deutschland müsse ihn selbst entsorgen und unsinnige und gefährliche Transporte verhindern, fordert der US-Atomkraftgegner und Leiter der lokalen Umweltorganisation Savannah River Site Watch, Tom Clements.
Savannah River Site ist ein US-Atomkomplex im Bundesstaat South Carolina und etwa 800 km² groß. Es gibt dort 5 stillgelegte militärische Reaktoren, der zur Produktion von Plutonium und Tritium für Atomwaffen dienten. Weiterhin existieren zwei Wiederaufarbeitungsanlagen auf dem Gelände, von denen noch eine in Betrieb ist. In der Anlage wurde Material aus Atomwaffen verarbeitet, dabei entstanden 180 Millionen Liter flüssiger hochaktiver Abfälle, die in 51 großen Tanks gelagert werden. Die Tanks stammen aus den 1950’er Jahren und altern bedenklich. Der Tankinhalt wird nun, da Leckagen drohen, umgepumpt und in großen Containern verglast.
„Das ist keine gute Lösung und es ist ganz wichtig für uns, dass nicht noch zusätzlicher Atommüll aus Deutschland oder von irgendwo sonst bei uns abgeladen wird“, so Tom Clements.
Die US-Behörden rechtfertigen die Annahme des AVR-Mülls mit Verhinderung der Weiterverbreitung von Atomwaffenmaterial. In der Realität hoffen allerdings privatwirtschaftliche Partner von Savannah River auf gute Profite mit diesem Müll.
„Und Deutschland schiebt einfach seine Müllprobleme in andere Länder ab. Das alles ist nicht hinnehmbar“, so Clements im März 2014 in einer Absichtserklärung.
- Deutscher Atommüll soll in die USA – Hintergrundartikel vom 04.06.2014 auf www.heise.de
- weitere Informationen: www.westcastor.de
- Forschungszentrum Jülich: Was wussten Bundes- und Landesregierung von Atomforschung?
14. Mai 2014 – Für die Sitzung des Aufsichtsrats des Forschungszentrums Jülich am heutigen Mittwoch, den 14.05.2014, fordern Umweltverbände und Anti-Atomkraft-Initiativen das sofortige Ende der Atomforschung am Forschungszentrum sowie das Ende der Vorbereitungen für einen Export der 300 000 hochradioaktiven Brennelementkugeln in die USA. Zudem fordern sie eine umfassende Krebsstudie für Jülich und Umgebung, um mögliche Risiken des jahrzehntelangen Pannenbetriebs zu untersuchen.
- Jülich: Notanordnung für Lagerung der Westcastoren wieder verlängert
18. Dezember 2013 – Die Atomaufsicht hat am 17.12.2013 die atomrechtliche Anordnung zur weiteren Lagerung der Castoren in Jülich bis zum 31. Juli 2014 erteilt. Der rechtsfreie Zustand wird also weiterhin durch die rot-güne Landesregierung in NRW legitimiert. Bei der atomrechtlichen Anordnung handelt es sich nicht um eine weitere Genehmigung, sonder nur um eine Duldung. Nach 23 Jahren Nicht-Handelns und politischem Taktieren muss die Atomaufsicht endlich Konsequenzen ziehen, wenn sie sich nicht selbst als Aufsichtsbehörde zur Lachnummer machen möchte.
- Jülich: Die Zeit läuft ab – Westcastoren nur noch 42 Tage geduldet!
19. November 2013 – 56 Tage nach der Bundestagswahl und 42 Tage vor Ablauf der atomrechtlichen Duldung der Westcastoren in Duisburg befürchten die Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland und Jülich einen Beschluss von Castortransporten nach Ahaus in der Aufsichtsratssitzung des Forschungszentrums Jülich am Mittwoch, den 20.11.2013. Und es dürfte die letzte Aufsichtsratssitzung vor Ablauf der Duldung sein.
Quellen (Auszug): anti-atom-liste, west-castor.de, heise.de; 12.06.2014