Der nächste Castortransport geht wohl nach Philippsburg
Baden-Württemberg macht den Weg frei für den ersten neuen Castor-Rücktransport von Atommüll, der 2015 aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague erfolgen soll. Auch wenn es keine Lösung gäbe, in welche Zwischenlager neben dem in Philippsburg die 26 Behälter, die noch im Ausland sind, in Teilen rollen könnten, will das grün-rote regierte Bundesland den Transport zulassen. Atomkraftgegner kündigen Proteste an: so lange es keine Idee für ein Endlager gibt, dürfen diese Behälter nicht perspektivlos durch die Bundesrepublik rollen.
Nach Informationen der „Frankfurter Rundschau“ haben sich Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) darauf verständigt, dass das Land entgegen vorhergehender Äußerungen Abstand davon nehmen wird, Castoren erst dann zuzulassen, wenn neben Schleswig-Holstein ein drittes Land die Aufnahme von Atommüll zusage. Als wahrscheinlich gilt nun also, dass der erste Transport, der aus der WAA La Hague in Frankreich kommen soll, ins Lager am Atomkraftwerk Philippsburg gehen wird. Allerdings müssten noch „zahlreiche offene Fragen“, die im Zusammenhang mit der Genehmigung für die Einlagerung existierten, geklärt werden, mahnt Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). „Wir legen uns da politisch nicht quer“, so Untersteller.
Bei dem für 2015 angekündigten Transport handelt es sich um fünf Castoren mit mittelaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung von deutschen Brennelementen in der WAA La Hague, die bis 2005 aus deutschen AKW dorthin gebracht wurden und nun zurückgenommen werden müssen. Seit mehr als einem Jahr gibt es bereits Streit, wohin diese und 21 weitere Castoren mit hochaktivem Müll aus dem englischen Sellafield rollen können. Mit dem Neustart der Endlagersuche ist eine Verwahrung in Gorleben, so wie bis dahin geplant, gesetzlich ausgeschlossen worden.
Atomkraftgegner kritisieren die geplanten Transporte und fordern einen generellen Castor-Stopp: einer Lösung für die endgültige Entsorgung der Abfälle wird man sich nach derzeitigem Diskussionsstand frühestens 2031 mit einer Standortauswahl nähern. Jetzt die Behälter quer durch Europa an einen Ort zu bringen, an dem sie definitiv nicht für immer bleiben können, steigert nur das Risiko von möglichen Transportunfällen. Bis es in Deutschland eine Entsorgungsmöglichkeit gibt, müssen die Castoren bleiben, wo sie sind. Sollte sich also ein Castortransport im kommenden Jahr auf dem Weg nach Philippsburg machen, dann wird die grün-rote Landesregierung sich auf Massenproteste einstellen müssen. Gorleben ist überall – TAG X – wir stellen uns quer!
- Termine für Castor-Transporte ab 2015 nicht mehr haltbar
7. Mai 2014 – Der Vorsitzende des Deutschen Atomforums, Manfred Güldner, fordert von der Bundesregierung, sie solle neue Fristen für die Rückführung des verglasten hochradioaktiven Mülls verhandeln. Die Atommüllpolitik läuft völlig aus dem Ruder, konstatieren Atomkraftgegner. Ein erster Castortransport schon im kommenden Jahr sei damit wohl vom Tisch.
- Auch nach Ostern: Keine Lösung im Castor-Streit
22. April 2014 – Bis Ostern wollten Bund und Länder eine Verständigung bei der Frage, in welches Zwischenlager ab kommenden Jahr die letzten 26 Castorbehälter aus dem Ausland rollen sollen. Bis heute gibt es keine Lösung – niemand will für die Atomenergie geradestehen, eine erbärmliche Form von Politik.
- 26 Castoren sind nur die Spitze des Eisbergs
14. Februar 2014 – Seit fast einem Jahr streiten sich Bund und Länder um 26 Castor-Behälter. Keiner will sie gerne haben. Bis Ostern soll nun eine Entscheidung gefallen sein, wohin die Behälter rollen. Nicht nach Gorleben, darin sind sich die beteiligten Politiker einig. Atomkraftgegner bemängeln, dass niemand über den Atommüll spricht, der in den noch laufenden Atomkraftwerken entsteht.
- Gorleben: Laut Betreiber sind künftige Castortransporte “gesetzlich ausgeschlossen”
27. Januar 2014 – Kein Castor soll mehr nach Gorleben rollen, so haben es die Peter Altmaier (CDU), Stephan Weil (SPD) und Stefan Wenzel (Grüne) im Rahmen des “Neustarts der Endlagersuche” versprochen. Das Atomgesetz wurde entsprechend novelliert. Doch Atomkraftgegner haben Zweifel. Die will der Betreiber des Zwischenlagers nun offenbar ausräumen.
- Philippsburg will “generalstabsmäßigen” Castorwiderstand organisieren
3. Dezember 2013 – Philippsburgs Bürgermeister Stefan Martus (CDU) kann sich vorstellen, “generalstabsmäßig” Widerstand gegen geplante Castortransporte in das dortige Standortzwischenlager zu organisieren. Die Behälter kommen aus Frankreich und sollen nicht mehr nach Gorleben rollen. Atomkraftgegner warnen vor dem “Sankt Florians”-Prinzip.
Quelle (Auszug): dpa, epochtimes.de; 20.06.2014