Kühlung muss immer gewährleistet sein – Zwei Störfälle im AKW Krümmel
Auch ein abgeschaltetes Atomkraftwerk bleibt gefährlich: Im schleswig-holsteinischen AKW Krümmel, das seit 2011 keinen Strom mehr produzieren darf, haben sich zwei Störfälle ereignet. Die Atomaufsicht musste über die Pannen informiert werden.
Beide Ereignisse wurden von Betreiber Vattenfall und der landeseigenen Atomaufsicht in die Kategorie „N – Normalmeldung“ und INES 0, sicherheitstechnisch weniger bedeutsam, eingestuft. Dennoch rufen sie in Erinnerung, dass auch ein seit Jahren abgeschakteter Reaktor weiterhin eine Gefahr birgt.
Bei einer Funktionsprüfung startete einer der sechs Notstromdiesel nicht. Ursache war nach Auskunft des Atomaufsicht eine defekte Baugruppe. Sie sei ausgetauscht worden, danach startete der Diesel anforderungsgerecht. Bei einem Stromausfall wie im Jahr 2007, als ein Trafo am Kraftwerk abbrannte, müssen sofort mindestens zwei dieser Generatoren bereit stehen, um die hochradioaktiven Brennelemente weiter zu kühlen. Im AKW Krümmel befinden sich sechs dieser Aggregate.
Selbst die Atomaufsicht informiert so, dass von einer sicherheitstechnischen Belanglosigkeit keine Rede sein kann: „Im Kernkraftwerk befinden sich jedoch noch bestrahlte Brennelemente aus dem früheren Reaktorbetrieb, die ständig im Lagerbecken gekühlt werden und vom Wasser überdeckt sein müssen. Daher muss auch weiterhin die Funktionsfähigkeit der Notstromdiesel und die Überwachung des Lagerbecken-Füllstandes im erforderlichen Umfang gewährleistet sein.“
Außerdem ist eine Messanzeige für den Füllstand im Brennelement-Lagerbecken ausgefallen. Hier musste ein Messumformer ausgetauscht werden, um die Anzeige wieder zum Laufen zu bekommen.
Atomkraftgegner fordern im Rahmen des Rückbaus der stillgelegten Anlagen, dass die Brennelemente aus dem Reaktor entfernt werden. Damit würde das radioaktive Inventar um mehr als 90% gesenkt. Denn die alten Siedewasserreaktoren, zu denen neben Krümmel auch Brunsbüttel, Isar-1 oder Philippsburg-1 gehören, verloren 2011 ihre Betriebserlaubnis wegen massiver Sicherheitsbedenken. Die Hüllen um den Reaktorkern sind so schwach, dass sie dem gezielten Absturz eines größeren Flugzeugs oder den Beschuss mit panzerbrechender Munition niemals standhalten können.
„Um das Risiko einer großflächigen Verseuchung nach einem solchen Anschlag so gering wie möglich zu halten, müssen die hochradioaktiven Brennelemente so schnell wie möglich aus dem Reaktor entfernt werden“, fordert Jan Becker von contrAtom.
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Quellen (Auszug): schleswig-holstein.de, vattenfall.com; 5.8.2014