Belgien: Sabotage und Sicherheitslücken in AKW

Im belgischen Atomkraftwerk Doel 4 wird über Sabotage spekuliert: Zehntausende Liter Öl waren ausgelaufen und hatten zur Abschaltung des Meilers geführt. Sicherheit kann nur durch einen europaweiten Atomausstieg gewährleistet werden, meint Greenpeace.

Belgische AKW Doel, Bild: google-maps

Belgische AKW Doel, Bild: google-maps

Am 05. August schaltete sich der belgische Meiler unerwartet automatisch ab, nachdem 65.000 Liter Schmieröl ausgelaufen waren. Dadurch überhitzte die Turbine, die Achse habe sich verformt. Eine Reparatur könne Monate dauern, mindestens bis zum Jahresende könne der Meiler keinen Strom produzieren, so der Betreiber Electrabel. Laut Aussagen von Polizei und Atomaufsicht erhärte sich der Verdacht, dass bewusst Sabotage verübt wurde – weil das Öl nur manuell abgelassen werden kann. Die Polizei habe mit der Vernehmung der Mitarbeiter mit Zugang zur Turbine begonnen: es sind 1.500 Menschen.

„Erschreckend, wenn man bedenkt, welche Folgen menschliches Versagen, Fehleinschätzungen oder vorsätzliche Manipulationen haben können – die Katastrophe von Tschernobyl ist nur eines der furchterregenden Beispiele“, so Greenpeace.

Dieser und weitere aktuelle Vorkommnisse würden zeigen, dass wir ständig mit einem erheblichen Sicherheitsrisiko leben, dass mit steigendem Alter der Reaktorflotte in Europa täglich wächst. Deshalb fordert Greenpeace den Atomausstieg in Europa schnellstmöglich einzuleiten und die Energiewende voranzutreiben.

Block 3 am Standort Doel steht im übrigen seit März still, nachdem tausende Risse im Reaktordruckbehälter festgestellt wurden.

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Quelle (Auszug): greenpeace.de, dpa; 14.8.2014