Aktenzeichen Castor-ungelöst: Deutscher Atommüll bleibt länger in Frankreich
Seit Monaten streiten Bund und Länder darüber, wohin 26 Castor-Behälter nach der Wiederaufarbeitung in Frankreich sollen. Es gibt Signale aus einzelnen Nundesländern – aber keine Lösung. Der erste für kommendes Jahr angekündigte Transport wird aus diesem Grund nicht stattfinden. Vor Monaten hatten Atomkraftgegner schon angemahnt, dass der Termin nicht haltbar sei.
Die für Ende 2015 geplante Rückführung von fünf Castorbehältern mit mittelaktiven Abfällen aus La Hague in das Zwischenlager Philippsburg in Baden-Württemberg werde auf 2016 oder später verschoben, so das Bundesumweltministerium. In Gesprächen mit den französischen Behörden habe man eine Übereinstimmung erzielt, dass eine Rückführung nicht vor 2016 erfolgen werde. Laut „Frankfurter Rundschau“ konnte das Bundesumweltministerium des Philippsburg-Betreiber EnBW bisher nicht dazu bewegen, der Einlagerung der Castoren zuzustimmen und beim Bundesamt für Strahlenschutz eine Transportgenehmigung zu beantragen. Der AKW-Konzern verlange vorher Antworten vor allem auf die Kostenfrage.
Die Verschiebung der Castor-Transporte aus Frankreich zeige, dass von vielbeschworenen Atommüll-Konsens in der Praxis nicht viel übrig bleibt, meint Jochen Stay, Sprecher von ausgestrahlt:
„Die Landesregierung von Baden-Württemberg tut immer so, als wäre sie bereit, die Castoren anzunehmen. Das Staatsunternehmen EnBW lehnt die Lagerung in Philippsburg aber weiterhin ab. Verhandlungen über den Konflikt finden hinter verschlossenen Türen statt. Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger werden nicht mit einbezogen. Dabei hatten Bund und Länder versprochen, zukünftig maximale Transparenz und Beteiligung zu gewährleisten, wenn es um Atommüll geht.“
Wolfgang Ehmke, Sprecher der BI Lüchow-Dannenberg, hatte schon im Mai daruaf hingewiesen, dass der Transporttermin nicht haltbar sei. Er überreichte Bundesumweltministerin Hendricks bei ihrem Besuch am 04. September im Wendland eine gelbe Castor-Attrappe mit über 7000 Überschriften für einen Stopp der Atommülltransporte und fordert:
„Das Gebaren der Länder in der Frage, wohin mit den Castoren, befeuert die Zweifel, ob sie in der Endlagerfrage überhaupt Verantwortung übernehmen wollen.“
- Castor 2015: EnBW & Philippsburg blocken ab
26. Juni 2014 – Der AKW-Betreiber EnBW will zunächst keine Genehmigung für die Einlagerung von Atommüll ins Zwischenlager in Philippsburg beantragen. Baden-Württembergs rot/grüne Regierung hatten kürzlich der Annahme von fünf Behältern mit mittelaktiven Abfällen aus La Hague zugestimmt – damit diese nicht nach Gorleben müssen. Die Bundesregierung will den Transport “so schnell wie möglich vorbereiten”.
- Castor-Chaos und Endlagersuche
26. Mai 2014 – Aus Sicht der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) begann der angebliche Neustart der Endlagersuche am vergangenen Donnerstag mit einer Fülle von Ungereimtheiten.
- Termine für Castor-Transporte ab 2015 nicht mehr haltbar
7. Mai 2014 – Der Vorsitzende des Deutschen Atomforums, Manfred Güldner, fordert von der Bundesregierung, sie solle neue Fristen für die Rückführung des verglasten hochradioaktiven Mülls verhandeln. Die Atommüllpolitik läuft völlig aus dem Ruder, konstatieren Atomkraftgegner. Ein erster Castortransport schon im kommenden Jahr sei damit wohl vom Tisch.
- Auch nach Ostern: Keine Lösung im Castor-Streit
22. April 2014 – Bis Ostern wollten Bund und Länder eine Verständigung bei der Frage, in welches Zwischenlager ab kommenden Jahr die letzten 26 Castorbehälter aus dem Ausland rollen sollen. Bis heute gibt es keine Lösung – niemand will für die Atomenergie geradestehen, eine erbärmliche Form von Politik.
Quellen (Auszug): spiegel.de, ausgestrahlt.de, bi-luechow-dannenberg.de; 11.09.2014