Ausverkauf bei Vattenfall: Alter Trafo für das AKW Isar-2
Die letzten acht Betriebsjahre wird das Atomkraftwerk Isar-2 in Bayern mit gebrauchten Teilen auskommen. Ein Transformator des stillgelegten AKW Krümmel befindet sich derzeit auf dem Weg nach Isar-2 und soll dort zum Einsatz kommen. Atomkraftgegner haben Sicherheitsbedenken: Vattenfall macht Ausverkauf und EON orientiert sich nur am Profit!
Im Juli 2007 machte der Brand eines vergleichbaren Trafos im Atomkraftwerk Krümmel bundesweit Schlagzeilen. Nach einer Pannenreihe und Zweifeln an der Zuverlässigkeit des Betreibers Vattenfall wegen schlechtem Krisenmanagement konnte der Meiler zwei Jahre später wieder ans Netz gehen. Doch der Betrieb dauerte nur drei Wochen, dann führte ein Kurzschluss am Trafo wieder zur Abschaltung und beide Trafos sollten ausgestauscht werden. Nachdem Krümmel weitere eineinhalb Jahre keinen Strom produzierte kam mit dem GAU von Fukushima der politische Beschluss zur endgültigen Stilllegung. Als Ursache für den Trafobrand vermuteten Atomkraftgegner Überlastung und Altersgründe.
Nun macht Vattenfall in seinem alten AKW Ausverkauf: Im August 2007 war die Lieferung eines Ersatztrafos von Aktivisten viele Stunden blockiert worden. Im März 2010 waren erneut Ersatztrafos unter Protest aus dem AKW Brunsbüttel angeliefert worden. Atomkraftgegner setzten sich damals mehrfach mit Blockaden dem Schwertransport in den Weg.
Nun wird das Bauteil zum bayrischen AKW Isar-2 gebracht. Dort hat es in den letzten zwei Jahren erhebliche Probleme mit den zwei Trafos gegeben, die den Strom aus dem Reaktor ins Netz einspeisen. Ein Defekt am Transformator, der erst im Sommer 2013 ersetzt und bereits im gebrauchten Zustand eingebaut wurde, liessen den Betrieb über Wochen mit nur halber Leistung zu:
- 07.08.-26.08.2011 – Reaktor wegen Schutzabschaltung von Transformatoren abgeschaltet. Der Trafo konnte nicht repariert werden und musste ausgetauscht werden. Der Reaktor ging mit halber Leistung und der Nutzung von nur einem Trafo wieder ans Netz.
- 29.09.-03.10.2011 – Reaktor für den Einbau eines neuen Maschinen-Transformators vom Netz.
- 30.06.2013 – Reaktor nach Störung an Transformator kurzzeitíg durch Schnellabschaltung vom Netz. Bis zur Revision dann nur noch mit einem Trafo am Netz.
- 13.07.2013 – Reaktor für 25. Jahres-Revision vom Netz. Der defekte Maschinentransformator wird ausgebaut und getauscht.
- 18.03.-11.04.2014 – Reaktor für Austausch von Maschinentrafo mit nur 1.050 MW am Netz.
- seit 17.04.2014 – Reaktor wegen neuer Probleme mit Maschinentrafo mit nur 1.050 MW am Netz.
- Am 26.05.2014 meldete EON: „Kernkraftwerk Isar 2 wieder mit zwei Maschinentransformatoren am Netz“. Im Rahmen eines „langfristig angelegten Austauschprogramms für Transformatoren“ habe EON den Trafo angeschafft.
Die Landtags-Grünen in Bayern schlagen nun Alarm:
„Offensichtlich will E.ON für die restlichen acht Jahre des Atomkraftwerks Isar II nicht mehr in einen neuen Transformator investieren“, so die Abgeordnete Rosi Steinberger und spricht von einem „veralteten Transformator“, an dessen Funktionsfähigkeit „erhebliche Zweifel“ bestünden. „Aber offensichtlich stehen die Profitinteressen des Stromkonzerns E.ON wieder einmal vor den Sicherheitsinteressen der Bevölkerung“, so Rosi Steinberger.
Atomkraftgegner verweisen zudem auf weitere Trafo-Probleme in zahlreichen Atomkraftwerken: kürzlich musste ein solches Bauteil aus dem AKW Philippsburg wieder zum Hersteller zurückgeschickt werden, weil nach der Generalüberholung Probleme auftauchten die einen Betrieb nicht zuließen. Der Meiler war schon im Juli 2009 wegen Problemen am Maschinentrafo unplanmäßig vom Netz gegangen. Im französischen AKW Cattenom war im Juni 2013 ein Trafo explodiert und sorgte für ein Großfeuer. Das AKW Unterweser konnte nach der Revision 2008 mit nur halber Leistung fahren, weil ein Trafo defekt war. Im August 2011 wurde das AKW Brokdorf unplanmäßig abgeschaltet. Ein Trafo konnte nicht repariert werden und musste ausgetauscht werden. Der Reaktor ging mit halber Leistung und der Nutzung von nur einem Trafo wieder ans Netz. Im Juli 2009 wurde nach einem Defekt in einem Transformator das Atomkraftwerk Emsland bei Lingen notabgeschaltet.
„Ein Großbrand wie auf dem Gelände des AKW Krümmel oder im französischen Cattenom bedeuten für die gesamte Anlage, auf der schließlich auch große Mengen hochgiftiger Atommüll gelagert werden, ein unkalkulierbares Risiko mit möglichen katastrophalen Folgen“, so Jan Becker von contrAtom. „Wenn AKW-Betreiber wissentlich gebrauchte Geräte installieren, wahrscheinlich nur um Geld zu sparen, nehmen sie dieses Risiko billigend in Kauf.“
30.03.2010: Protestaktion gegen Trafotransport zum AKW Krümmel
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- Meiler vom Netz: Erneute Panne im AKW Isar-2
18. April 2014 – Das bayrische Atomkraftwerk Isar-2 ist wegen einer Panne vom Netz gegangen. Eine “Blockschutzauslösung” sei für die Schnellabschaltung verantwortlich gewesen, berichtet Betreiber EON. Erst kürzlich war der betroffene Bereich repariert worden. Atomkraftgegner werfen dem Betreiber Schlamperei und Verzicht auf Sicherheit vor.
- Technische Probleme im AKW Isar-2
19. März 2014 – Seit gestern ist das Atomkraftwerk Isar 2 in Bayern nur noch mit reduzierter Leistung am Netz. Es gibt Probleme mit einem Transformator, der erst im vergangenen Sommer ersetzt und bereits im gebrauchten Zustand eingebaut wurde.
- Störfall im AKW Isar-2
30. Juni 2013 – Das bayrische Atomkraftwerk Isar-2 ist am vergangenen Freitag störfallbedingt abgeschaltet worden. Laut Betreiber E.ON habe es Probleme an einem Maschienentransformator gegeben. Zusätzlich wurde am Samstag das AKW Gundremmingen-C vom Netz genommen.
Quelle (Auszug): wochenblatt.de, eon-kernkraft.de; 30.09.2014