„Nationale Angelegenheit“: Französisches AKW Cattenom soll bis 2052 laufen
Die französische Elektrizitätsgesellschaft EDF investiert weiter in das grenznahe Atomkraftwerk in Cattenom. Noch bis 2052 sollen die Meiler laufen. Unterdessen lehnt die deutsche Bundesregierung ab, mit dem Nachbarstaat Verhandlungen über ein schneller Aus zu führen. Atomkraftgegner sind erbost, denn ein Atomunfall macht vor Grenzen nicht halt.
Die Grünen sind am Freitag im Bundestag mit einem Antrag gescheitert, rasch Verhandlungen mit Frankreich über eine Abschaltung grenznaher Atomkraftwerke aufzunehmen. Es geht dabei nicht nur um die vier Reaktoren in Cattenom sondern auch um die zwei Meiler in Fessenheim am Rhein. Dort stehen Frankreichs älteste Reaktoren, die noch fünf Jahre in Betrieb bleiben sollen.
- Die schwarz-gelbe Koalition lehnte den Antrag ab, sich für ein Aus der grenznahen AKW einzusetzen. Der Umgang mit Kernkraftwerken sei „eine rein nationale Angelegenheit“.
Insgesamt vier Milliarden Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren sollen nach Willen des Betreiber EdF helfen, die Laufzeitverlängerung der Anlage in Cattenom bis 2052 sicherzustellen. Cattenom hatte im vergangenen Jahr 15 Arbeitsunfälle zu beklagen. Am 28. Februar 2013 kamen zwei Arbeiter ums Leben.
Atomkraftgegner sind über das Verhalten der schwarz/gelben Bundesregierung erbost:
„Ein Atomunfall macht vor einer Staatsgrenze nicht halt, von beiden AKW sind es wenige Kilometer bis nach Deutschland. Davon zu sprechen, dass es sich um eine ’nationale Angelegenheit‘ der Franzosen handelt, ist äußerst ignorant“, so Jan Becker von contrAtom. „Das Handeln der schwarz/gelben Koalition grenzt an Schizophrenie, denn es war schließlich die ’nationale Angelegenheit‘ der Japaner, die im März 2011 zum Umdenken führte und endlich auch Frau Merkel an der Sicherheit der deutschen AKW zweifeln liess. Wir fordern von der Bundesregierung, auch im Nachbarland für den Atomausstieg zu kämpfen!“
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Quellen (Auszug): dpa, wort.lu; 14./15.03.2013