Endlagersuchgesetz: Keine Einigung mit Energiekonzernen – Spitzengespräch gescheitert
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) muss immer stärker um die Verabschiedung des Gesetzes für eine neue Atommüll-Endlagersuche noch vor der Bundestagswahl bangen. Denn auch ein Spitzengespräch mit den Energiekonzernen Eon, RWE, Vattenfall und EnBW hat keine Lösung für die Frage, wo die verbleibenden Castorbehälter gelagert werden sollen, gebracht. Atomkraftgegner sehen das Gesetz und damit den Neuanfang einer Endlagersuche gescheitert.
Aus den Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague (Frankreich) und Sellafield (England) kommen ab 2015 noch 26 Behälter mit hochradioaktiven Abfällen. Und niemand will sie haben. Am Standort Brunsbüttel sollen nach Willen der Schleswig-Holsteinischen Regierung 14 von 20 Castoren aus Sellafield, im baden-württembergischen Philippsburg die letzten 6 Behälter aus La Hague eingelagert werden. Die SPD-geführten Länder verlangen die konkrete Bennenung eines dritten Standorts, sonst würden sie das geplante Gesetz nicht unterzeichnen. Umweltminister Altmaier setzt auf das niedersächsische Unterweser – dagegen spricht sich aber der hisiege Ministerpräsident Weil in aller Deutlichkeit aus. Bayern und Hessen seien nun an der Reihe Verantwortung zu übernehmen.
Wie die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der Energiekonzerne erfuhr, konnte bei dem Treffen im Berliner Hotel Interconti neben der Standortfrage auch keine Einigung erzielt werden, wer die Zusatzkosten tragen soll, die durch die neue Endlagersuche und eine Zwischenlagerung an anderen Orten als im Zwischenlager Gorleben anfallen.
- Aus aktienrechtlichen Gründen weigern sich die AKW-Betreiber zur Übernahme weiterer Kosten. Ihrer Meinung nach ist Gorleben als Endlager geeignet – und somit als Ziel für weitere Castortransporte erste Wahl. Nur dort bestünden auch die nötigen Einlagerungsgenehmigungen.
Kanzlerin Merkel hält sich unterdessen bedeckt. Sie hätte „mehrfach gesagt, wie sehr ihr eine gemeinsame Lösung am Herzen liege“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Jetzt sei zu hoffen, dass das auch gelingt. Am kommenden Donnerstag hat sie zur Ministerpräsidentenkonferenz geladen, wo eigentlich abschließende Fragen geklärt werden sollten. Schleswig-Holstein kündigte an, sollte es bis dahin keine Anworten geben, werde man das Gesetz nicht mittragen. Die für diese Woche geplante Bundestagsabstimmung über das Gesetz wurde schonmal verschoben.
Atomkraftgegner sehen das Gesetz schon jetzt als gescheitert an, verweisen aber auf ein schwerwiegendes Problem: Ohne eine Einigung rollten Castoren mit einiger Sicherheit wieder nach Gorleben. Und schaffen so weiter untragbare Fakten für ein dortiges Endlager.
„Wenn nichtmal bei der eigentlich einfachen Frage der zeitlich befristeten Übernahme von Castorbehältern in bestehende Lagerhallen eine Einigung erzielt werden kann, dann brauchen schwerwiegendere Fragen gar nicht erst gestellt werden: Etwa die Sicherheitskriterien für ein Endlager oder die Standortauswahl“, so Jan Becker von contrAtom. „Das Gesetz ist gescheitert. Als erster Schritt muss jetzt sofort die Produktion von weiterem Atommüll beendet werden und dann eine transparente Debatte über den grundsätzlichen Umgang mit Atommüll geführt werden. Und Gorleben muss vom Tisch – für immer.“
- Endlagersuchgesetz zu mehr als 50% gescheitert – Weil droht mit Veto
9. Juni 2013 – Das Endlagersuchgesetz steht auf der Kippe: schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Torsten Albig (SPD) meint, die “Chance für ein Scheitern des Gesetzes ist größer als 50 Prozent”. Grund ist der Streit um die Castorbehälter aus England und Frankreich, die kein Bundesland haben will. Niedersachsens Ministerpräsident Weil will die Einlagerung in Unterweser verhindern.
- Atommüll: Angeblich historischer Kompromiss ist gescheitert
17. April 2013 – Altmaier steht mit leeren Händen da. Der “historische Kompromiss” bei der Suche nach einem Standort für ein hochradioaktiven Atommüll ist gescheitert. Jochen Stay, Sprecher von ausgestrahlt fasst die derzeitige Situation zusammen: Von den großen Worten der letzten Woche ist nichts mehr übrig geblieben. Der Kaiser ist nackt. Niedersachsen darf nicht zustimmen.
- “Schön, dass wir mal drüber geredet haben” – Anti-Atom-Bewegung nicht beim Endlagerforum
31. Mai 2013 – Über 140 Bürgerinitiativen und Umweltverbände haben öffentlich erklärt, sich am heute in Berlin beginnenden “Forum Standortauswahlgesetz” nicht zu beteiligen. Das “Forum” wird vom Bundesumweltministerium und den vier Fraktionen des Bundestags ausgerichtet. Unter den Fernbleibenden sind Bürgerinitiativen von allen 17 Standorten, an denen in Deutschland derzeit größere Mengen hochradioaktiver Atommüll gelagert wird und alle an der Organisation der Anti-Atom-Protesten der letzten Jahre maßgeblich beteiligten Umweltverbände. Bundesumweltmninister Altmaier meint jedoch, es gäbe ein “riesiges Interesse”.
Quelle (Auszug): dpa, 11.06.2013