England: AKW Hinkley Point C wird immer teurer
Seit Monaten laufen die Verhandlungen zwischen dem französischen Energieversorger EDF und der Britischen Regierung über den Einspeisepreis für das britische Atomkraftwerk Hinkley Point C, berichtet Hans-Josef Fell, Sprecher für Energie der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag. Es zeige sich wieder einmal, wie wahnwitzig teuer neue Atomkraftwerke sind.
EDF fordert von der britischen Regierung einen festen Abnahmepreis für den Strom aus dem AKW von 9,5 bis 9,9 Pence pro Kilowattstunde, was etwa 11 Eurocent entsprechen würde und das alles über einen Zeitraum von 35 Jahren, schreibt Fell. Zwar hätten sich die Briten und die Franzosen noch nicht auf die Höhe des sogenannten Strike Price geeinigt, aber nun gab es eine Vereinbarung, einen beschlossenen Strike Price an die Inflation zu koppeln.
- Eine Koppelung an die Inflation führt aber zu massiven Mehrkosten, so Fell. Bei einem Strike Price von 11 Cent pro Kilowattstunde würden die beiden Blöcke etwa 100 Milliarden Euro über die 35 Jahre bekommen. Bei einer durchschnittlichen Inflation von 2 Prozent pro Jahr wären das aber schon 167 Milliarden Euro.
Während Bundesumweltminister Altmaier immer wieder die eine Billionen Euro Kosten für die Energiewende ins Spiel bringt, eine Zahl, die erstens zu hoch angesetzt ist und zweitens die positiven volkswirtschaftlichen Effekte, wie die vermiedenen Externen Kosten und vermiedenen Importkosten für die Energierohstoffe außer acht lässt, ließen sich mit einer Billionen Euro nur 12 Reaktoren finanzieren. Zwölf Blöcke würden in Deutschland aber gerade einmal 25 Prozent der Stromversorgung decken, im Gegensatz zu den mindestens 80 Prozent Erneuerbare Energien, von denen Altmaier ausgeht. Dabei wären dann nicht einmal die Kosten für die Endlagerung des Atommülls und den Rückbau der Atomkraftwerke enthalten.
„Hier zeigt sich wieder einmal, wie wahnwitzig teuer neue Atomkraftwerke sind und dass auch die Briten ihr Geld viel effizienter in Erneuerbare Energien investieren könnten“, so Fell. „Vor allem zeigt sich aber auch, dass die Kostendebatte, wie sie von der Bundesregierung und einigen Wirtschaftsverbänden zu tiefst verlogen ist.“
- England will AKW bauen – ausgerechnet ein “EPR”
19. März 2013 – Erstmals seit 1995 soll in Großbritannien ein neues Atomkraftwerk entstehen. Wie das Ministerium für Energie und Klimawandel mitteilte, wurde die Baugenehmigung für das Akw des französischen Stromkonzerns EDF in Hinkley Point in Westengland erteilt. Die Errichtung von zwei Meilern des Typs “EPR” in Finnland und Frankreich ist bereits massiv teurer geworden als geplant. Nun droht auch England ein finanzielles Desaster, das mit Steuergeldern kompensiert werden soll.
- England: Vierzig Jahre Steuergeld für AKW-Neubau drohen
28. Februar 2013 – Am 1. März endet die Frist für Stellungnahmen im Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren zum geplanten AKW-Neubau in Hinkley Point (Vereinigtes Königreich). Der weltgrößte Betreiber von Atomkraftwerken, Électricite de France (EdF), will hier zwei Druckwasserreaktoren bauen. Die Reaktoren sollen von dem Typ sein, der bei den bisherigen Pilotprojekten in Finnland und Frankreich jeweils zu Kostenexplosionen um mehr als das Doppelte auf 8,5 Milliarden Euro pro Reaktor und Zeitverzögerungen um mehr als vier Jahre geführt hat, weswegen der englische Partner des Projektes vor kurzem auch ausgestiegen ist.
- Nächster Rückschlag für Atomkraft in Großbritannien
8. Februar 2013 – In Großbritannien müssen die Atompläne zwei herbe Rückschläge hinnehmen: ein wichtiger Investor für den Neubau von Meilern zieht sich zurück und das geplante Endlagerprojekt in West Cumbria wurde zurückgezogen.
- Der Preis der Atomkraft: Auch in England explodieren die Folgekosten
5. Februar 2013 – Am englischen Standort Sellafield befinden sich zahlreiche Atomanlagen, u.a. eine Wiederaufarbeitungsanlage und zahlreiche Atomreaktoren und Brennelementefabriken. Teilweise sind sie nicht mehr in Betrieb. Ein Atomunfall in den Fünfziger Jahren lässt das Urteil zu: Die angeblich billige Atomenergie entpuppt sich in Wirklichkeit als der teuerste Strom überhaupt.
Quelle: hans-josef-fell.de, Infobrief 17/13